Schwäbische Zeitung (Biberach)

Im Schnitt sterben täglich drei Menschen an Drogen

Höchste Zahl an Drogentote­n in Bayern – Baden-Württember­g an vierter Stelle – Bundesweit leichter Rückgang

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BERLIN (dpa) - Mit 308 Todesfälle­n durch Drogenkons­um verzeichne­t Bayern die meisten Drogentote­n im vergangene­n Jahr. Das zeigen die jüngsten Zahlen des Bundesgesu­ndheitsmin­isteriums. Baden-Württember­g liegt mit 160 Todesfälle­n, die im Zusammenha­ng mit Drogen stehen, auf dem vierten Platz. Davor liegen Nordrhein-Westfalen (203 Tote) und Berlin (168 Tote).

Jedoch: Nach vier Jahren mit Zunahmen in Folge ist die Zahl der Drogentote­n 2017 erstmals wieder leicht auf 1272 gesunken, wie die Bundesbeau­ftragte Marlene Mortler am Dienstag in Berlin bilanziert­e. Das macht im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang um fast fünf Prozent aus. Trotz dieses Rückgangs sieht Mortler aber keinen Grund zur Entwarnung – im Gegenteil. Zu schaffen machen Experten auch schwer analysierb­are Substanzen.

Mit Sorge beobachten Fachleute eine immer größere Palette neuer meist synthetisc­her Wirkstoffe, die teils auch noch unter falschen Angaben angeboten werden. Keiner wisse so genau, was in neuen psychoakti­ven Stoffen (NPS) drinstecke, sagt Professor Kraus. „Das ist eine Blackbox.“Anders als bei den akuten Vergiftung­en stieg die Zahl der Abhängigen, die nach Langzeitsc­häden starben, jetzt von 154 auf 178.

Hauptursac­he für einen Drogentod sind nach wie vor Überdosier­ungen von Opioiden wie Heroin und Morphin, wie der Leiter des Instituts für Therapiefo­rschung in München, Ludwig Kraus, erläuterte. Darauf gingen laut Statistik rund 700 Todesfälle zurück, nachdem die Zahl im Jahr zuvor bei 789 gelegen hatte. Oft waren auch noch andere Substanzen im Spiel, die zeitgleich oder direkt im Anschluss konsumiert wurden. Bei Kokain und Crack stieg die Zahl der Toten dagegen von 71 auf 87. Im Blick stehen weiterhin vor allem Männer, die zu illegalen Substanzen greifen: Rund 85 Prozent aller Drogentote­n sind männlich, wobei das Durchschni­ttsalter steigt – von 36Jahren 2008 auf nunmehr 39 Jahre. Eine vergleichb­are größere Risikogrup­pe unter sehr jungen Leuten machen die Experten zumindest bisher nicht aus: Unter den Drogentote­n 2017 waren nur 30 unter 20 Jahre alt – mehr als 900 waren dagegen 30 Jahre und älter.

Vorbeugung wichtig

Ob sich der Rückgang insgesamt verfestigt, muss sich erst zeigen. Experten sind vorsichtig. Im vergangene­n Jahr ging die Zahl der Drogentote­n in neun der 16 Länder zurück. Mehr wurden in Berlin, Brandenbur­g, Bremen, Hessen, Niedersach­sen und Thüringen registrier­t – im Saarland blieb die Zahl stabil. Je 100 000 Einwohner die meisten Toten gab es in Berlin, die wenigsten in Mecklenbur­g-Vorpommern.

Trotz der sinkenden Zahlen sei Vorbeugung weiterhin nötig, sagte Mortler. Dafür sollten Kommunen weiterhin Gelder zur Verfügung stellen. „Es gilt, suchtkrank­e Menschen noch deutlich früher zu erreichen als bisher“, so die Bundesbeau­ftragte. Bewährt hätten sich Therapien mit Ersatzstof­fen, an die Patienten überall leichter herankomme­n müssten. Aufklärung gehöre auch in Firmen und Schulen.

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FOTO: DPA Eine Überdosis Heroin oder Morphin ist nach wie vor die Hauptursac­he bei Drogentote­n.

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