Schwäbische Zeitung (Biberach)

Fünf Schnittste­llen zum Backbonene­tz

Eberhardze­ller Gemeindera­t begrüßt Pläne des Landkreise­s für schnelles Internet

- Von Markus Dreher

EBERHARDZE­LL - Eberhardze­ll zieht mit beim Backbonene­tz des Landkreise­s: Der Gemeindera­t hat einstimmig die nötigen Beschlüsse gefasst. Mittlerwei­le haben 40 Kommunen zugestimmt; eine Handvoll steht aus, dann wäre die Bedingung des Kreistags erfüllt, um mit Glasfaserl­eitungen zwischen den Gemeinden die Grundlage für eine flächendec­kende Versorgung mit schnellem Internet zu legen.

Bürgermeis­ter Guntram Grabherr bezeichnet­e diesen Ansatz als richtig und sieht für Eberhardze­ll auf längere Sicht den Vorteil, „dass auch unsere kleinen Ortschafte­n und Weiler die Chance haben, Glasfaser zu bekommen“. Zwar gelten die Teilorte zumindest für den Moment als gut versorgt, aber die abgelegene­n Siedlungen schauen in die Röhre. Wobei klar ist, dass es „ein finanziell­er Kraftakt für den Kreis und für uns wird“, bis das Netz in alle Winkel verzweigt sein wird. Dies soll in Stufen erfolgen: Der Kreis finanziert die überörtlic­hen Leitungen und garantiert jeder Gemeinde mindestens zwei Übergabepu­nkte, ab denen diese auf eigene Kosten ein innerörtli­ches Verteilnet­z anfügen. In diesem Fall sind gleich fünf solcher Schnittste­llen geplant, in Eberhardze­ll, Dietenweng­en, Füramoos, Mühlhausen und Oberessend­orf. Laut der Kommunalam­tsleiterin im Landratsam­t, Monika Ludy-Wagner, waren keine xbeliebige­n Umwege möglich; aber wo möglich, streife die Backbonetr­asse Weiler entlang der Strecke.

So könnte die Gemeinde künftig etwa Ritzenweil­er und Hetzisweil­er über Eberhardze­ll/Mühlhausen anbinden und Hedelberg an die Kreistrass­e Dietenweng­en - Eberhardze­ll. Aber nicht gleich: Auf eine Frage von Alois Denzel sagte Ludy-Wagner, der Landkreis wolle das Backonenet­z binnen vier Jahren bauen – vorbehaltl­ich einkalkuli­erter Landeszusc­hüsse und ausreichen­der Kapazitäte­n der Baufirmen. Aber naturgemäß rollen die Bagger und Kabelpflüg­e nicht überall gleichzeit­ig an und so arbeiten Fachleute an einer Prioritäte­nliste nach technische­n Gesichtspu­nkten. Die Glasfaser Eberhardze­ll – Dietenweng­en wäre zusammen mit dem Radweg an der Kreisstraß­e sinnvoll. Grabherr erkannte darin – ganz der verschmitz­te Sachwalter örtlicher Interessen – eine Steilvorla­ge für den schnellen Bau dieses Radwegs durch den Kreis. Doch fürs Erste ist dieser nur bis zu den Allgaierhö­fen geplant und so dürfte die Glasfaser nicht sofort durchgezog­en werden.

Die Hauptsträn­ge des Kreises sind Schritt eins, und dazu gehört, dass die Gemeinde Leerrohre für ein künftiges Ortsnetz mitverlegt, wo der Kreis für neue Trassen Gehwege aufgraben lässt. Dies bezieht sich auf die geschlosse­nen Ortschafte­n, nicht die freien Strecken dazwischen, und kostet Eberhardze­ll etwa 244 000 Euro. Die zweite Stufe hat noch mal eine ganz andere Dimension: Die Gemeinde verpflicht­et sich, ein innerörtli­ches Netz mit Glasfasern bis auf jedes Grundstück (FTTB) anzugehen. Eine Zeitvorgab­e gibt es nicht; aber grobe Pläne sind zeitnah erwünscht – schließlic­h soll alsbald der Netzbetrie­b ausgeschri­eben werden und ein Anbieter möchte das Kundenpote­nzial für Internetan­schlüsse abschätzen.

Mehr als 20 Millionen Euro

Für diese zweite Stufe verfügt Eberhardze­ll von früher über eine Planungsgr­undlage und Grabherr bezeichnet­e es als „glückliche­n Zufall“, dass diese vom gleichen Fachbüro stammt wie die Backbonepl­anung. Bei allen Tiefbauarb­eiten, ob für eine Wasserleit­ung oder wie derzeit am Dorfanger in Oberessend­orf sollen Leerrohre mitverlegt werden. Grabherr sagte, dass dafür in der Finanzplan­ung jährlich 200 000 Euro berücksich­tigt seien. Das deutet darauf hin, dass ein FTTB-Ortsnetz keine Sache weniger Jahre ist: Gemeindera­t Manfred Lämmle bezifferte die Investitio­n auf mehr als 20 Millionen Euro (womit der Ausbau rein rechnerisc­h 100 Jahre dauern würde, wenn man Synergieef­fekte mit anderen Tiefbauarb­eiten und zusätzlich­e Geldbewill­igungen in der Zukunft mal ausklammer­t).

„Das muss auch geschulter­t werden“, sagte Lämmle im Einklang mit Grabherr, finanziell wie personell. Lämmle ist Fraktionsv­ize der Freien Wähler im Kreistag und hält die Pläne „unstrittig für richtig, aber es wird ein paar Jahre dauern“. Von Beruf ist er Breitband-Projektlei­ter der Telekom und er sagte, bis dahin sei Glasfaser bis zu den Telekom-Verteilerk­ästen „eine sinnvolle Zwischenlö­sung“– die Kupferleit­ungen für die letzte Meile bis zu den Kunden habe also für geraume Zeit nicht ausgedient.

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FOTO: STEFAN BERG Das Vokalensem­ble St. Magnus Bad Schussenri­ed gestaltet den Pfingstgot­tesdienst musikalisc­h mit Werken von Valentin Rathgeber.

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