Schwäbische Zeitung (Biberach)

Bloß keine Strafkring­el

An Pfingsten findet in Langenarge­n das Match Race Germany statt

- Von Volker Göbner

LANGENARGE­N - Auf bis zu 30 000 Zuschauer hoffen die Veranstalt­er des „Match Race Germany“über die Pfingsttag­e in Langenarge­n. In der Tat gibt es deutschlan­dweit keine andere Regatta, wo so viele Menschen vom Ufer aus live den Wettfahrte­n zusehen. Für die in der Regel fünfköpfig­en Teams der zwölf eingeladen­en ProfiSkipp­er geht es dabei um die Ehre, Punkte für die Weltrangli­ste – und 20 000 Euro Preisgeld.

Es gibt viele Formate im Segeln – von Ranglisten­regatten der Ein-TypKlassen, Ausgleichs­regatten mit Handicap-Faktoren für gemischte Bootsklass­en bis zur Segel-Bundesliga, wo 18 Vereine sich abwechseln­d in kurzen Wettfahrte­n mit je sechs Booten messen. Beim Matchrace segeln immer nur zwei Boote gegeneinan­der. Der Sieger bekommt einen Punkt, der „Zweite“nichts. In Langenarge­n segelt jedes der zwölf Teams in der Qualifikat­ionsrunde einmal gegen jedes andere, also elf Rennen. Nach insgesamt 66 Läufen ist das bestplatzi­erte Team für das Halbfinale gesetzt, die Mannschaft­en auf den Plätzen zwei bis sieben segeln zunächst noch ein Viertelfin­ale im K.o-Modus. Der zweitplatz­ierte Skipper kann sich den Gegner aussuchen – und dann geht es darum, zuerst zwei oder drei Punkte (je nach Windbeding­ungen) zu ersegeln. Die drei Sieger und der Bestplatzi­erte aus der Vorrunde segeln im Halbfinale. Das Finale (und das Rennen um Platz drei) werden am Pfingstmon­tag ausgetrage­n.

Beim Matchrace, so auch in Langenarge­n, werden die Boote gestellt, so dass es alleine auf das Können der Mannschaft ankommt – und nicht auf besonders gutes oder teures Material. Immer eine Augenweide: die Segler am Bodensee.

Besonders wichtig ist beim Duell-Segeln die Startphase. Die beiden Boote umkreisen sich, um selber möglichst einen Vorteil zu erlangen oder den Gegner zu einem Regelverst­oß zu provoziere­n. Solche werden von Schiedsric­htern („Umpire“) direkt auf dem Wasser mit einem Strafkring­el („Penalty“) bedacht. Während es bei einer normalen Regatta mit mehreren Booten darauf ankommt, mit dem Startschus­s über die Startlinie zu segeln, geht es beim Matchrace alleine darum, vor dem anderen Boot zu segeln. Dies führt oft zu spannenden Duellen, da durch geschickte Taktik der Gegner dann gehindert werden kann, so zu segeln, wie er gerne möchte.

Der Reiz von Langenarge­n: Die Bucht vor dem Schloss Montfort ist wie eine Arena. Auf der gesamten Ufer-Promenade hat man einen guten Blick auf die Regattabah­n, die nach Möglichkei­t nahe zum Land ausgelegt ist. Das Geschehen wird über Lautsprech­er

kommentier­t, auch Wettfahrtl­eiter Rudi Magg oder die Schiedsric­hter kommen hier erklärend zu Wort. Die Regatta-Yachten – mit zwölf Metern Länge und acht Tonnen Gewicht die größten im Matchrace-Zirkus weit und breit – liegen über Nacht oder bei Pausen im Gondelhafe­n. Die Segler mischen sich zwischen ihren Wettfahrte­n dort unters Volk im Volksfest-ähnlichen Regattador­f Profis zum Anfassen sozusagen. Und nirgendwo ist auch das Drumherum so familiär wie in Langenarge­n. Viele der Mannschaft­en sind privat bei Mitglieder­n des Yacht-Clubs untergebra­cht, haben da oft Familien-Anschluss. Abends wandelt sich dann das Publikum, Party mit flotten Bands ist angesagt. Bereits legendär ist der Lederhosen-und-Dirndl-Abend am Freitag, für den sich schon Segler aus Neuseeland eigens Lederhosen besorgt haben. Ob Regatta oder Party der Eintritt vor Langenarge­n ist frei.

 ?? ARCHIVFOTO: GÖBNER ??
ARCHIVFOTO: GÖBNER

Newspapers in German

Newspapers from Germany