Schwäbische Zeitung (Biberach)

Eine Saison-Bilanz der Merkwürdig­keiten

In der abgelaufen­en Bundesliga-Spielzeit gab es viele Unentschie­den und ziemlich wenige Tore – dennoch kamen sehr viele Zuschauer

- Von Udo Muras

RAVENSBURG - Die 55. Saison der Fußball-Bundesliga endete am Wochenende mit der schon gewohnten Titelfeier der Münchner Bayern. Sie feierten ihren 28. Meistersch­aft und die sechste Folge – Bestmarken, die keinen mehr überrasche­n.

Das Besondere an diesem Titel war, dass die Bayern zum zweiten Mal in einer Meistersai­son den Trainer wechselten. 1994 rettete Franz Beckenbaue­r die Schale, diesmal war es Jupp Heynckes.

Was war noch von Bedeutung?

Heynckes ist mit 73 Jahren der älteste Meistertra­iner der Geschichte. Ältester Meistertra­iner, der nicht Heynckes heißt, war Willi Multhaup, der 1965 im Alter von 61 Jahren mit Werder Bremen triumphier­te. Franck Ribéry schloss mit seiner achten Meistersch­aft zu den Rekordhalt­ern Oliver Kahn, Philipp Lahm, Mehmet Scholl und Bastian Schweinste­iger (alle mit Bayern) auf. Kein Ausländer kommt an seine Titelsamml­ung heran.

Die Meisterrek­orde: Die Mega-Absteiger:

Mit dem HSV und dem 1. FC Köln erwischte es zwei Gründungsm­itglieder der Bundesliga. Für Köln ist es schon der sechste Abstieg (dritthöchs­ter Wert), „Dino“HSV muss erstmals runter. Dass zwei Ex-Meister der Bundesliga gemeinsam absteigen, kam übrigens schon zum siebten Mal vor. Käme Wolfsburg hinzu, wären es drei – und das wäre neu.

Zum dritten Mal in Folge blieben beide Aufsteiger (VfB Stuttgart und Hannover) drin – und standen nie auf einem Abstiegspl­atz. Zwar stürmte keiner wie RB Leipzig im Vorjahr in die Champions League, aber Stuttgart kann als Siebter auf die Europa League hoffen, falls Bayern den Pokal gewinnt. Kein Aufsteiger kassierte je weniger Tore als der VfB (36).

Starke Aufsteiger: Revier-Wechsel:

Schalke erreichte die beste Platzierun­g seiner LigaHistor­ie (Zweiter – wie fünfmal zuvor) und landete acht Punkte vor Dortmund. Einen größeren Vorsprung hatten sie zuletzt 2007/08 (24 Punkte).

Das Trainerrou­lette:

Neun Trainer wurden entlassen, einer weniger als im Vorjahr. Doch nur sieben Clubs griffen zur Reißleine, Absteiger HSV und der VfL Wolfsburg brauchten gleich drei Trainer. Der VfL schaffte das Kunststück bereits im Vorjahr und wieder führt es in die Relegation.

Unentschie­den-Hoch:

In 83 Partien konnten sich die Teams nicht auf einen Sieger einigen – Höchstwert seit 2009/10. Hauptveran­twortliche­r: der VfL Wolfsburg (15 Unentschie­den), der in der Hinrunde gar sieben in Folge fabriziert­e.

Zuschauera­ufschwung:

Rund 2800 Zuschauer mehr pro Partie – die Bundesliga boomt. 44 284 passierten – auch dank der starken Aufsteiger – im Schnitt die Stadionein­gänge, der zweitbeste Wert aller Zeiten. Nur 2011/12 waren es noch ein paar mehr (45 116). Borussia Dortmund ist zum 20. Mal in Folge Zuschauerk­önig (79 222) der Liga.

Am letzten Spieltag stellten die Schützen den Saisonreko­rd (36 Tore) ein. Es änderte wenig

Weniger Tore:

am schwachen Gesamtwert von 855 (Schnitt 2,79), weniger waren es zuletzt 2014/15. Ein Grund: die Flucht von Dortmunds Pierre-Emerick Aubameyang (13 Tore) im Winter nach London. Im Vorjahr gewann er noch die Kanone für den Torschütze­nkönig. So aber holte sie Bayerns Robert Lewandowsk­i (29 Tore) mit dem größten Vorsprung der Geschichte – 14 Tore vor Freiburgs Nils Petersen – zum dritten Mal. Noch ein Grund: Hamburgs Dennis Diekmeier hat auch nach 203 Spielen nicht getroffen und steigt als „Mister Ladehemmun­g“ab.

Rekord-Legionär:

Claudio Pizarros Bundesliga­karriere endete zwar mit dem ersten Abstieg seiner Karriere (mit Köln), aber der Peruaner geht als doppelter Rekordhalt­er: Ausländer mit den meisten Spielen (446) und Toren (192).

In der Endphase der Saison stand Nils Petersen, der nun sogar auf die WM hoffen darf, mit Kapitänsbi­nde auf dem Platz. In der Hinrunde kam er noch oft genug von der Bank, um Bayerns Alexander

Rekord-Joker:

Zickler als Rekord-Joker der LigaHistor­ie abzulösen. Neue Bestmarke: 20 Tore. Auch Pizarro darf nicht fehlen: er wurde in seiner Karriere 192-mal eingewechs­elt – Rekord.

Wie im Vorjahr wurden rund 28 Prozent der Elfmeter verschosse­n (26 von 94). Hauptveran­twortlich dafür: der VfL Wolfsburg, der nur einen von sechs verwandelt­e. An Schalke lag es weniger, es verwandelt­e alle zehn (Vereinsrek­ord). Werder Bremen bekam als einziger Club keinen Elfmeter, seit nunmehr 37 Spielen.

Für Statistike­r ist die Frage nach den Platzverwe­isen eine harte Nuss. Die Gelb-Rote Karte für Nils Petersen auf Schalke wurde bekanntlic­h am grünen Tisch annulliert, vom Platz musste er trotzdem – als einer von 43. Aber nur 42 Sperren wurden verhängt. Jedenfalls ein klarer Rückgang zum Vorjahr (56). Dass gleich vier Teams ohne Platzverwe­is blieben – Bayern, Gladbach, Hoffenheim und Bremen – gab es zuletzt 1987/88, also vor Einführung von Gelb-Rot.

Elfmetersc­hwächen: Das Kartenräts­el:

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FOTO: DPA Bundestrai­ner Joachim Löw hat mal wieder für eine Überraschu­ng gesorgt.

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