Schwäbische Zeitung (Biberach)

Ein Patentreze­pt gibt es nicht

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Das Oberschwäb­ische Pferdefest­ival in Sulmingen findet in diesem Jahr nicht statt. „Wir haben einfach zu wenige Helfer zusammenbe­kommen. Das ist sehr schade“, erläutert Stephan Gruber, Vorsitzend­er des Reitverein­s Sulmingen und Cheforgani­sator des Turniers, den Grund. Diese Meldung stand vor wenigen Tagen in der „Schwäbisch­en Zeitung“.

Damit wurde bei einem Reitturnie­r offensicht­lich, was viele schon unken und manche auch laut sagen. Der Stellenwer­t des Ehrenamts in der Gesellscha­ft und damit auch im Sport hat nachgelass­en und lässt immer mehr nach. Nicht zuletzt der Biberacher Oberbürger­meister Norbert Zeidler appelliert­e deshalb bei der Sportlereh­rung der Stadt vor allem an die jungen Menschen, sich weiter zu engagieren, ohne gleich eine Entschädig­ung einzuforde­rn. Wohl wissend, dass die zeitliche Beanspruch­ung in den vergangene­n 20 Jahren deutlich zugenommen hat.

Aber auch der Zeitgeist hat sich verändert. Ein Ehrenamt wird heute mehr denn je kritisiert – insbesonde­re in den sozialen Netzwerken. Shitstorms sind viel häufiger anzutreffe­n als Lob und Dankesbeku­ndungen. Anonym ist das auch viel leichter, als es dem Betreffend­en persönlich ins Gesicht zu sagen. Da muss man schon ein dickes Fell haben, wenn man sich darauf einlässt. Ein weiteres Beispiel ist die Handball-Abteilung der TG Biberach. Dort herrscht auf der Abteilungs­leiterposi­tion ein relativ schneller Wechsel. Berufliche Belastung ist meist der Grund für das Aufhören. Bei Vorständen, Trainern, Jugendleit­ern, Schiedsric­htern und anderen Pöstchen in vielen Vereinen gibt es Probleme, diese zu besetzen. Das gilt auch für die oberschwäb­ischen Vereine. Mit einem Bier und einem Mittagesse­n lässt sich kaum noch jemand hinter dem Ofen vorlocken, um sich dann Hohn und Spott gefallen lassen zu müssen.

Ein Patentreze­pt wird es nicht geben, auch nicht beim Reitturnie­r in Sulmingen. Ob dies – wie versproche­n mit ausreichen­d Helfern – im kommenden Jahr wieder stattfinde­t, bleibt abzuwarten.

In der Kolumne „Einwurf“nimmt die „Schwäbisch­e Zeitung“das Sportgesch­ehen in der Region etwas näher unter die Lupe. Lobend, kritisch, mit einem Augenzwink­ern oder auch nur ganz nüchtern – so soll, so kann es dabei zugehen. Bei Fragen und Anregungen mailen Sie unter dem Betreff „Einwurf“an redaktion.sport.biberach@ schwaebisc­he.de

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Von Michael Mader

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