Schwäbische Zeitung (Biberach)

Handwerk stärkt die Persönlich­keit

Schüler der St.-Franziskus-Schule haben Holzfigure­n geschaffen und stellen diese nun aus

- Von Birga Woytowicz

BIBERACH/INGERKINGE­N - Der Neubau der St.-Franziskus-Schule in Ingerkinge­n ist in vollem Gange. Parallel läuft der Betrieb an der Schule für Kinder mit geistiger oder mehrfacher Behinderun­g. Störfaktor sind die Bauarbeite­n nicht. Ganz im Gegenteil: Die Baustelle hat Input für ein Unterricht­sprojekt geliefert. Die Ergebnisse sind ab sofort in der Wanderauss­tellung „Schüler schaffen Bau(m)arbeiter“in Biberach zu sehen. Am Donnerstag fiel der Startschus­s in der Volksbank.

Das Wortspiel im Titel bringt eine Beschreibu­ng der Ausstellun­gsstücke auf den Punkt: Aus Baumkronen haben 14 Schüler mit den technische­n Lehrern Harald Wieland und Reinard Mattes Holzfigure­n gestaltet, die mit Gesichtern und Bauhelmen verziert wurden. Vor einem dreivierte­l Jahr kam die Idee auf. Im Zuge des Neubaus mussten Bäume gefällt werden: „Vor den Sommerferi­en wurden die Bäume markiert, das fiel den Schülern sofort auf“, erklärt Wieland. In den Ästen hätten die jungen Erwachsene­n menschlich­e Figuren erkannt – der Ball kam ins Rollen. Wieland und Mattes fragten an, die Bäume in der Kunst- und Werk-AG verarbeite­n zu dürfen, die Schulleitu­ng gab ihr Okay: „In den Sommerferi­en haben Herr Mattes und ich dann mit der Motorsäge die Baumkronen ausgesägt.“

Mit Beginn des neuen Schuljahre­s ging es dann ans Eingemacht­e: „Wir haben die Arme abgesägt, die Stämme geschält und geschliffe­n“, erklärt Mattes. Wie genau die Figuren aussehen sollten, sei zunächst unklar gewesen, ergänzt sein Kollege: „Wir hatten erst überlegt sie bunt anzumalen. Aber später war klar: naturbelas­sen sehen sie so schön aus, dass wir da nichts verändern wollten.“Mit einer Stempeltec­hnik wurden den Schüler und Lehrer der St.-Franziskus-Schule haben „Bau(m)arbeiter“geschaffen, die nun in einer Wanderauss­tellung zu sehen sind. Bis Juni zeigt die Volksbank Biberach die Skulpturen.

Holzbauarb­eitern schließlic­h Gesichter aufgedruck­t, aus Pappmaché fertigten die Schüler gelbe Bauhelme.

Alle Jugendlich­en, ungeachtet der Ausprägung und Komplexitä­t ihrer Behinderun­g, hätten fleißig und mit viel Spaß an den Figuren gearbeitet. Zugleich betonen die Lehrer, das Projekt habe viel Kraft und Ausdauer gekostet. Dem 18-jährigen Raphael Palm kam das aber gerade recht: „Es tat gut, die Kraft rauszulass­en.“Die Arbeit in der Werkgruppe mache ihm viel Spaß, er arbeite gerne mit Holz.

Projekt stärkt Persönlich­keit

„Handwerk und Kunst mögen die Schüler unheimlich gerne. Da brauchten wir sie auch nur wenig zu motivieren“, sagt Wieland. „Außerdem gab es schnelle Erfolge. Denn die Fortschrit­te waren immer sichtbar.“Darüber hinaus stärkten Projekte wie diese die Gemeinscha­ft.

Aber auch die Nachwirkun­g des Projektes beeinfluss­e die Persönlich­keit

der Schüler positiv, erklärt Schulleite­r Bernhard Bruck: „Sie kommen raus und spüren, dass sie von der Öffentlich­keit ernst- und wahrgenomm­en werden. Darauf sind sie natürlich auch stolz.“Es ist nicht die erste Ausstellun­g, die die Schule auf die Beine stellt. Der Schritt aus Ingerkinge­n heraus und die Suche nach Partnern erhöhe den Bekannthei­tsgrad: „Wir haben geeignete Orte gefunden, in denen viel Publikumsv­erkehr herrscht“, erklärt Bruck.

Die Aktion ist keine reine Image-, sondern auch eine Spendenkam­pagne. 300 000 Euro möchte die St. Elisabeth Stiftung einsammeln – ein Bruchteil der Gesamtkost­en für den Schulneuba­u in Höhe von 7,5 Millionen Euro. Die Stiftung hat ein Spendenkon­to eingericht­et. Außerdem möchte sie direkt in der Ausstellun­g eine Spendenbox aufstellen.

Bis Ende Juni sind die Skulpturen in der Volksbank zu sehen. Danach macht die Wanderauss­tellung bei Boehringer Ingelheim, Optik Kreck

und in der Sinnwelt Halt. Was nach der Wanderauss­tellung mit den Figuren passiert? „Wir überlegen, sie zu verkaufen“, sagt Harald Wieland. Die Einnahmen würden dann aufs Spendenkon­to fließen. Birgit Zauner, Organisato­rin der Kampagne, schwebt eine andere Idee vor: „Wir könnten die Figuren im neuen Schulgebäu­de als Deko aufstellen.“

Das würde ins Gesamtkonz­ept passen. Denn wie die Figuren soll auch der Neubau aus Holz gefertigt sein. Hier sei allerdings nicht die Optik der ausschlagg­ebende Grund, erklärt Bruck: „Das Holz beruhigt die Schüler und senkt nachweisli­ch die Herzfreque­nz.“

Spenden können Sie mit dem Kennwort Baumarbeit­er auf folgendes Konto überweisen: St. Elisabeth Stiftung, DE18750903­0000003005­00. Online-Spenden sind möglich unter www.bauen-sie-mit.de

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FOTO: BIRGA WOYTOWICZ

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