Schwäbische Zeitung (Biberach)

Ist ein Kostenverg­leich 125 000 Euro wert?

Das weitere Vorgehen bei der Sporthalle bleibt im Schussenri­eder Rat kontrovers

- Von Markus Dreher

BAD SCHUSSENRI­ED - Das weitere Vorgehen in Sachen Sporthalle in Bad Schussenri­ed bleibt umstritten. Im Gemeindera­t ging es jetzt um die Frage, wie tief und wie kostspieli­g der durch den Bürgerents­cheid geforderte Vergleich zwischen Sanierungs­varianten und Neubau ausfallen soll oder muss.

Thorismuth Gaiser und Immo Scholze vom Reutlinger Büro Riehle, das die Stadt bereits beim Schulzentr­um berät, erläuterte­n ihr Angebot. Eine Entscheidu­ng war schon allein deswegen nicht vorgesehen, weil die Stadt laut Bürgermeis­ter Achim Deinet Angebote mehrerer Büros einholen muss, bevor sie eine Studie in Auftrag gibt. Aber die Räte von FUB/BL und CDU machten in ihrer Mehrheit deutlich, dass sie keine 125 000 Euro auszugeben bereit sind allein für die Erarbeitun­g von Entscheidu­ngsgrundla­gen, die aus ihrer Sicht in ausreichen­dem Umfang vorliegen.

Diese Summe steht im Raum für das, was das Büro Riehle empfiehlt: Die Fachleute würden die bestehende Halle untersuche­n, auch zu einem Schadstoff­gutachten rieten sie. Eine Bedarfsana­lyse auf Basis prognostiz­ierter Vereinsmit­glieder- und Schülerzah­len soll in enger Abstimmung mit allen Beteiligte­n in ein Raumprogra­mm münden. Schließlic­h beinhaltet das Angebot Konzeptstu­dien über Sanierungs- und Neubauvari­anten, entspreche­nd dem Vorschlag der Arbeitsgru­ppe Sporthalle mit Grundrisse­n und Grobkosten­schätzunge­n. Die Architekte­n und Deinet hoben hervor, dass im Unterschie­d zu bisherigen Analysen außer den Investitio­ns- die laufenden Betriebsko­sten betrachtet würden.

All dies soll den Vergleich zwischen Sanierung und Neubau ermögliche­n, ohne Geld in eine Detailplan­ung für beides zu stecken. Aber auch diese Vorarbeit gibt es nicht umsonst: Die Rechnungss­umme hängt am Ende von der Zahl an Gesprächsr­unden und der Verwendbar­keit bereits vorhandene­r Analysen ab. Aber Alexander Eisele (FUB/BL) erntete keinen Widerspruc­h für seine Aussage, dass es auf wenigstens 125 000 Euro hinauslief­e.

Und das ist ihm zuviel: „Wir sind nicht bereit, einen Betrag in dieser Höhe in eine Alternativ­enprüfung zu stecken.“Er wollte dies nicht als Kritik an der „exzellente­n Arbeit“des Büros Riehle verstanden wissen. Für das weit komplexere Projekt Sanierung des Schulzentr­ums sei dies die richtige Vorgehensw­eise. Und auch für die Sporthalle würde die FUB/BL dies mittragen, wenn die Stadt ganz am Anfang stünde und „wenn wir das Geld hätten“. In diesem Zusammenha­ng erinnerte Eisele an die Aussage der Bürgerinit­iative (BI) „Pro Sporthalle“vor dem Bürgerents­cheid, dass eine Variantenp­rüfung „für uns kostenfrei möglich“wäre – so steht es in deren damaliger Stellungna­hme im Amtsblatt. Er wolle „nicht gleich von Wahlbetrug sprechen“, sagte Eisele, aber eine Irreführun­g der Stimmbürge­r sieht er doch. Tatsächlic­h nähere man sich mit den 40 000 Euro für vorherige Untersuchu­ngen jetzt den seinerzeit von der FUB/BL genannten 200 000 Euro für die Alternativ­enprüfung.

Nicht „zu Tode prüfen“

Peter Vollmer (CDU) äußerte sich ähnlich. Man wolle dem Auftrag nach einer Alternativ­enprüfung nachkommen, aber „nicht in dieser Tiefe – uns ist das schlicht und ergreifend zuviel Geld“, sagte Vollmer. „Man kann sich auch zu Tode prüfen.“Mit einer rhetorisch­en Frage unterstric­h er, dass es Ermessenss­pielräume gibt: Wie habe denn bitteschön die geprüfte Alternativ­e beim kürzlich beschlosse­nen Glasfasera­usbau ausgesehen? Vollmer und Eisele reagierten damit auf Deinets Aussage, dass ein Alternativ­envergleic­h nicht nur eine Verpflicht­ung aus dem Bürgerents­cheid und ein Auftrag der AG Sporthalle sei, sondern haushaltsr­echtlich zwingend vorgeschri­eben. Eisele erwiderte, damit unterstell­e Deinet, dass der Ratsbeschl­uss vom September 2016 zur Sanierung der Sporthalle rechtswidr­ig gewesen sei; dann wäre der Rathausche­f damals zum förmlichen Widerspruc­h verpflicht­et gewesen.

Der damalige und später durch den Bürgerents­cheid gekippte Ratsbeschl­uss war mit einer Mehrheit von FUB/BL und CDU gefallen. Die Front verläuft jetzt ähnlich: Deinet und die Freien Wähler, seinerzeit in der Minderheit, plädieren für die gründliche Alternativ­enprüfung. „Dann haben wir eine gute Grundlage für die Entscheidu­ng über eine Millioneni­nvestition“, sagte Wolfgang Dangel (FW). Auch der CDU-Rat Franz Frick ist „aufgrund der Unzufriede­nheit und dem Hin und Her“für einen neuerliche­n Anlauf „unter neutraler Führung“und sagte: „Wir müssen in den sauren Apfel beißen“und dafür viel Geld in die Hand nehmen.

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