Schwäbische Zeitung (Biberach)
Eingang zum Ulmer Hauptbahnhof wird wie geplant gebaut
Rolltreppen an der Unterführung zur Innenstadt hätten das Großprojekt gefährdet
ULM (sz) - Seit ein paar Wochen ist bekannt, wie der Eingang zur Ulmer Innenstadt vom Hauptbahnhof aus einmal aussehen wird. Jetzt steht auch fest: Das Gebäude am Bahnhofplatz 7 soll so gebaut werden wie im Siegerentwurf der Ulmer Architekturbüros Mülich, Fink & Partner vorgesehen. Das heißt auch: Treppen und Rolltreppen bleiben an den geplanten Stellen. Ulmer Einzelhändler hatten gefordert, beide direkt nebeneinander zu bauen. Sie fürchteten, dass die Kunden ihr Geld andernfalls nicht mehr in der Innenstadt ausgeben, weil ihnen der Umweg zur Rolltreppe oder zum Aufzug zu groß ist.
Sorgen machte sich auch der Investor DC Developments, der für die Sedelhöfe und das Gebäude am Bahnhofplatz 7 insgesamt rund 220 Millionen Euro ausgibt. Das deutete Baubürgermeister Tim von Winning in der Sitzung des Bauausschusses an. „Sollte eine Rolltreppe von uns an dieser Stelle gefordert werden, würde das Projekt erst einmal ruhen“, berichtete er aus den Gesprächen mit dem Investor. DC Developments sorge sich um seine zukünftigen Mieter. In den Sedelhöfen und im Gebäude Bahnhofplatz 7 entstehen Einzelhandelsgeschäfte.
Die Stadträte sprachen sich dafür aus, Treppen und Rolltreppen an den geplanten Stellen zu belassen. Nur Hans-Walter Roth (CDU) äußerte scharfe Kritik: „Ich würde mich von einem Investor als Bürger dieser Stadt nicht erpressen lassen“, sagte er. Das wiesen seine Kollegen im Gremium deutlich zurück. „Der Vorwurf ist an den Haaren herbeigezogen“, gab Michael Joukov (Grüne) zurück. „Das vergiftet die Atmosphäre“, sagte Brigitte Dahlbender (SPD). Auch der Baubürgermeister stellte sich auf die Seite des Investors. „Wenn jemand sagt, so weit kann ich gehen, aber weiter nicht, dann ist das keine Erpressung“, betonte Tim von Winning.
Neben Roth äußerte sich auch dessen Fraktionskollege Siegfried Keppler kritisch. Er schlug vor, die Nutzung der Bahnhofstraße 7 als Hotel noch einmal zu überdenken, und bemängelte die Farbe der Fassade. Im Gebäude sind auf sechs Etagen Zimmer vorgesehen.
Doch die Räte sollten jetzt über den Bebauungsplan entscheiden, der regelt, was an dieser Stelle entstehen darf. „Danach ist es zu spät“, warnte von Winning. Keppler beließ es dabei, noch einmal für hellen Stein an der Außenwand zu werben.
Zuvor hatten Gerhard Bühler (FWG) und Annette Weinreich (Grüne) Einblicke ins Auswahlverfahren der Jury gegeben: Der Vorschlag des Architekturbüros Mühlich, Fink & Partner war demnach der Einzige mit einer großzügig angelegten Treppe in Richtung Innenstadt. Und er war nicht der Wunschentwurf des Investors.
Bühler und Weinreich betonten, die Lage der Rolltreppe sei für den Weg zur Innenstadt nicht entscheidend. Schließlich gehe es nur um 14 Meter Distanz – und ebenerdige Fußgängerüberwege mit Ampeln gebe es auch.
„Da wird viel privates Kapital investiert. Das muss eine Stadt auch anerkennen“, forderte Bühler. „Es gab Beschlüsse, auf die muss sich der Investor verlassen können“, ergänzte Weinreich.
Die Räte votierten einstimmig für den Bebauungsplan. Im Herbst sollen die Arbeiten beginnen.