Schwäbische Zeitung (Biberach)

Ulmer Zelt: Alles unter Dach und Fach

Ab sofort gibt es wieder Musik und Kleinkunst in der Friedrichs­au

- Von Marcus Golling

ULM - Wenn Kulturmana­ger Jan Ilg jetzt, zum Start der Zelt-Saison 2018, über das Gelände geht, sieht er, dass er sich keine Sorgen machen muss. Die Zelte, Wagen und Hütten auf dem Gelände stehen, die Lautsprech­er und Scheinwerf­er sind installier­t. Ilg, seit 2013 künstleris­cher Leiter, kann sich ganz seiner eigenen Arbeit widmen – denn das Zelt funktionie­rt wie eine gut geölte Maschine. Und fast alle, die da im Hintergrun­d tüfteln und werkeln, tun dies ohne Bezahlung, aber mit Begeisteru­ng. Und das wird auch in der 32. Spielzeit so sein, die mit dem Auftritt von Jan Josef Liefers und seiner Band Radio Doria am Mittwoch begonnen hat.

Täglich sind teilweise allein 50 Ehrenamtli­che unterwegs: Sie kümmern sich um Künstler, Kartenverk­auf oder Beleuchtun­g. Insgesamt gibt es rund 100 Freiwillig­e, die sich abwechseln, die meisten in festgelegt­en Gruppen, die beispielsw­eise für Finanzen oder Technik Verantwort­ung übernehmen. Was sie antreibt? Wahrschein­lich die Freude, gemeinsam etwas so Großes wie das Ulmer Zelt entstehen zu lassen. Die Belohnung: Dank und die Chance, umsonst die Abendveran­staltungen zu besuchen. „Wenn du ein richtiger Mitarbeite­r bist und deine Dienste machst, darfst du zu jeder Veranstalt­ung“, sagt Ilg. Und bei schönem Wetter versammeln sich danach alle backstage am Lagerfeuer, oftmals in Gesellscha­ft der Künstler.

Noch Karten zweites Wochenende

25 Abendveran­staltungen gibt es in dieser Spielzeit – und für die meisten gibt es noch Karten. Seit vergangene­r Woche sind jedoch zwei ausverkauf­te hinzugekom­men: „Short Cuts“(13. Juni), das Gastspiel des Augsburger Theaterbal­letts im Rahmen des Festivals „Ulm moves!“, und Jochen Malmsheime­r mit seinem Programm „Dogensuppe Herzogin – ein Austopf mit Einlage“(24. Juni).

Der Vorverkauf laufe sehr solide, sagt Ilg, nur das zweite Festivalwo­chenende bereite ihm noch Kopfzerbre­chen: Bei der Mittelalte­r-Folkband Versengold (1. Juni) und dem israelisch­en Popsänger Asaf Avidan (2. Juni) liege man noch deutlich hinter den Erwartunge­n. „Vielleicht liegt es ja an den Ferien“, vermutet der Kulturmana­ger, der selbst vor allem Avidan höher eingeschät­zt hätte, und zuckt mit den Achseln. „Aber das ist eben die Lotterie beim Buchen.“

Das sind freilich nur Herausford­erungen hinter den Kulissen. Für die Besucher ändert sich kaum etwas in der neuen Saison. Neu und ein bisschen unpraktisc­h ist vielleicht, dass Fahrradfah­rer und Fußgänger wegen der Baustelle am Donaudamm in den ersten Festivalwo­chen eine Umleitung über das Donaustadi­on oder die Donauhalle in Kauf nehmen müssen.

Dafür können sie sich ohne Reue erfrischen, denn die Bierpreise sind nicht gestiegen. „Das ist unser Dankeschön an unsere treuen Fans“, sagt Pressespre­cherin Thumerer.

Für die Ticketprei­se gilt das allerdings nicht unbedingt, wie Kulturmana­ger Ilg zugibt. „Die Gagen werden teurer, alles wird teurer.“Aber er versichert: Verglichen mit anderen Terminen der jeweiligen Tourneen, liege das Zelt preislich stets im Schnitt oder sogar darunter.

Manche Besucher stören sich sowieso nicht an den Kosten der Abendveran­staltungen: Sie genießen einfach das besondere Flair rund ums Zelt, sie lassen sich im Biergarten Getränke oder auch die Gerichte von den Ständen schmecken.

Einer ist dieses Jahr neu dabei: Francesco Contino von „Portico“in Neu-Ulm, der für sieben Wochen in die Au umzieht. Statt Teigfladen bietet er dort aber Pasta, Antipasti und leichte italienisc­he Speisen an. Weil solche Speisen gut zur Atmosphäre passen, findet Contino, der sich als Zelt-Fan outet: „Hier sind die Leute offen und gut gelaunt, da geht es um Leichtigke­it.“

Die ersten Zelttage:

Der Münchner Jesper Munk ist ein Bluesheld der jungen Generation, sowohl an der Gitarre als auch am Mikrofon. Bei seinem Konzert am Freitag, 25. Mai, 20 Uhr, zeigt der 25-Jährige, dass er auch von Marvin Gaye oder Roxy Music beeinfluss­t ist.

Im Grenzberei­ch zwischen Pop und Neo-Klassik bewegt sich die New Yorkerin Hannah Epperson. Am Samstag, 26. Mai, um 20 Uhr will sie ihre Mischung im Zelt präsentier­en – und braucht dafür nicht mehr als Geige, Stimme und ein Loop-Pedal.

Keine große Einführung braucht der Allgäuer Komiker Maxi Schafroth. Sein Gastspiel am Sonntag, 27. Mai, um 20 Uhr ist ausverkauf­t.

Vorverkauf: Karten gibt es an der Kartenhütt­e am nördlichen Münsterpla­tz, an Veranstalt­ungstagen am Zelt und unter ulmerzelt.de

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FOTO: LUDGER MÖLLERS „Tatort“-Star Jan Josef Liefers am Mittwochab­end bei der Eröffnung des Ulmer Zelts.

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