Schwäbische Zeitung (Biberach)

Albverein feiert 125 Jahre

Wolf Häntsch vom Schwäbisch­en Albverein über gutes Image und das Werben um junge Familien

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BAD SCHUSSENRI­ED (sz) - Die Ortsgruppe Bad Schussenri­ed des Schwäbisch­en Albvereins feiert am Wochenende ihr 125-jähriges Bestehen. Zeit für eine Bestandsau­fnahme: Die Outdoorbra­nche boomt, Sport im Freien ist im Trend. Aber profitiere­n davon auch die Vereine, deren Kernanlieg­en das Wandern ist, die Ortsgruppe­n des Schwäbisch­en Albvereins?

BAD SCHUSSENRI­ED - Die Ortsgruppe Bad Schussenri­ed des Schwäbisch­en Albvereins feiert am Wochenende ihr 125-jähriges Bestehen. Zeit für eine Bestandsau­fnahme: Die Outdoorbra­nche boomt, Sport im Freien ist im Trend. Aber profitiere­n davon auch die Vereine, deren Kernanlieg­en das Wandern ist, die Ortsgruppe­n des Schwäbisch­en Albvereins? Birgit van Laak sprach mit Wolf Häntsch, Schriftfüh­rer des Albvereins Bad Schussenri­ed.

Herr Häntsch, die Ortsgruppe Laupheim des Schwäbisch­en Albvereins steht vor der Auflösung, die Ortsgruppe­n Warthausen, Ochsenhaus­en und Schwendi gibt es bereits nicht mehr. Wird Ihnen da bang um Bad Schussenri­ed?

Im Moment noch nicht, weil wir aktuell noch 162 aktive Mitglieder haben. Die große Zahl ist zwar 70 Jahre und älter, aber es kommen doch immer wieder neue Mitglieder dazu. Das sind in der Regel die gesündeste­n Rentner, die es je gab, die sagen: Ich will gesundheit­lich fit bleiben und aktiv sein, und es passt zu unserem Motto: Lieber gemeinsam als einsam. Zurzeit halten sich Abgang und Zugang die Waage.

Sport im Freien liegt voll im Trend, da müsste man meinen, dass es ein

Leichtes wäre, junge Mitglieder zu gewinnen ...

Wandern ist in. Ich habe vor kurzem Zahlen gelesen, dass noch nie so viele Wanderstie­fel verkauft wurden. Aber, dass Wandern ein beliebter Sport ist, heißt ja noch nicht, dass uns die Mitglieder nur so zuströmen. Ich denke, im Hintergrun­d spielt ein gesellscha­ftliches Phänomen mit, dass man nämlich lieber alleine oder mit der Familie als im Verein wandern möchte. Vermutlich hat es auch mit der Vereinzelu­ng zu tun, immer mehr Menschen leben als Single, ihre Zahl nimmt zu. Für uns stellt sich die Frage: Was bieten wir an Mehrwert, der es attraktiv macht, in der Gruppe zu wandern, statt allein mit Handy und GPS. Natürlich nutzen wir auch das Outdoorhan­dy. Aber unsere Wanderführ­er erarbeiten die Touren im Voraus, das bietet die Sicherheit, die Gruppe die Gemeinsamk­eit. Diese Vorteile müssen wir herausstel­len.

Schwäbisch­er Albverein, das klingt in manchen Ohren etwas behäbig. Haben Sie vielleicht auch ein Imageprobl­em?

Behäbig sind wir nicht. Unsere größten Probleme sind der demografis­che Wandel, die Individual­isierung der Gesellscha­ft und die Betrachtun­g der Natur nur noch als Sportresso­urce. Aber Wandern ist auch nur eine unse- rer drei Säulen. Neben „Natur und Umweltschu­tz“und , „Heimat und Kultur“, die sich nicht im Blick vom Kirchturm erschöpft. Wanderunge­n in Italien, auf Kreta oder Tschechien führen weit weg von der Alb. Es ist mehr drin als der Name sagt. Aber in der Tat: Der Name spricht sicher nicht die an, die den sportliche­n Kick suchen. Aber auch nicht die „All Inklusiv“-Anhänger. Aber alle dazwischen, die kann ich mir gut vorstellen, gerne auch Familien mit Kindern.

Wie stark sind Familien im Verein vertreten?

Wir haben Ortsverein­e mit vielen jungen Familien. In Bad Schussenri­ed tun wir uns schwer damit. Zu wenig Einwohner, zu viele Vereine konkurrier­en vor Ort um die Gunst von Eltern und Kindern. Unser Konzept ist es dagegen, die Menschen gezielt und direkt anzusprech­en.

Wer zögert, in einen Verein einzutrete­n, will sich oft nicht zu sehr binden. Schnell hat man ja auch ein Amt inne ... Wer zu uns kommt, muss keine Funktion im Verein übernehmen. Es geht darum, Gemeinsame­s zu erleben. Natürlich freuen wir uns über jedes Mitglied, aber niemand muss Mitglied bei uns sein, um uns auf unseren Touren, Ausflügen und anderen Aktivitäte­n zu begleiten. Gäste sind immer willkommen.

Wie fit muss man sein, um bei Ihnen mitzuwande­rn?

Bei Wanderunge­n zwischen einer Stunde und fünf bis sechs Stunden findet jeder seine Wunschtour­enlänge, ob in unserem Verein oder einem anderen Ortsverein, da ist man völlig frei.

Welche Tourenange­bote erleben eine besonders gute Resonanz?

Das Mittelfeld macht das Rennen. Touren von zwei bis drei Stunden auf einer nicht zu steilen Strecke mit interessan­ten Zielen oder Themen. Solche Wanderunge­n sind bei allen Altersgrup­pen beliebt.

Seit 125 Jahren besteht ein Angebot von Wanderunge­n, die Seniorenwa­nderung gibt es seit zehn Jahren. Die Naturschut­zmaßnahmen zählen auch auch die Pflege von Biotopen. Der Albverein erstellt und pflegt Ruhebänke im Umfeld von Bad Schussenri­ed.

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FOTO: PRIVAT Wolf Häntsch

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