Schwäbische Zeitung (Biberach)
Borkenkäfer macht dem Förster Sorge
Mit Biberachs Forstamtsleiter Markus Weisshaupt unterwegs imWald.
BIBERACH - Den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen? Das passiert einem sicher nicht, wenn man mit dem Biberacher Forstamtsleiter Markus Weisshaupt durch die Biberacher Wälder streift. Er erläutert, was einem dabei alles auffallen kann.
Gekennzeichnete Bäume: Auf den Stamm gesprühte Markierungen sind keine Räuberzinken, sondern Hinweise für die Forstarbeiter. „Ein Querstrich bedeutet, dass der Baum gefällt werden soll“, sagt Weisshaupt. Ein blauer und ein gelber Punkt wiederum bedeutet, dass dieser Baum möglichst lange stehen bleiben soll. „Das sind unsere Zukunftsbäume.“Immer wieder werde er gefragt, warum denn gerade auch starke, dicke Bäume gefällt werden, so Weisshaupt. „Die haben ihr wirtschaftliches Ziel erreicht. Außerdem verdunkeln sie den Waldboden. Wenn sie weg sind, kommt wieder mehr Licht hinein und der Waldboden kann sich verjüngen.“Holzpreis: Dass noch immer viele Bäume stehen, die laut Markierung eigentlich gefällt werden sollen, liege daran, dass momentan viel Sturmholz auf dem Markt sei. „Das drückt den Preis, deshalb warten wir zunächst ab“, sagt der Forstamtsleiter. Auch viele Holzpolter liegen aus diesem Grund noch im Wald. „Die Sägewerke sind ausgelastet.“Borkenkäfer: Das Frühjahr hat trocken und warm begonnen, weswegen die Forstexperten eine Borkenkäferplage befürchten. Auch in den Biberacher Wäldern stehen deshalb Borkenkäferfallen. Die sehen auf den ersten Blick aus wie schwarze Briefkästen, die mitten im Wald stehen. Darin befindet sich ein Pheromon, ein Lockstoff, der den Käfer in die Falle lockt, aus der er nicht mehr herauskrabbeln kann. „Die Fallen sind aber nicht dazu gedacht, um den Käfer einzufangen, sondern aufgrund der Menge, die in die Fallen gehen, Rückschlüsse auf die aktuelle Gesamtpopulation im Wald zu ziehen“, sagt Weisshaupt. Auch in Biberach sind die Käferfallen momentan ziemlich voll. Der Forstamtsleiter sieht die Lage hier zwar nicht so dramatisch wie in einigen Teilen Bayerns, aber auch in Biberach versucht man, befallene Bäume möglichst schnell aus dem Wald zu bringen. Gefährlich wird es dann, wenn der Borkenkäfer es schafft, in einem Jahr mehr als zwei Generationen in die Welt zu setzen. „Weil die Käfer eine hohe Vermehrungsrate haben, kann sich die Population über drei Generationen mehr als vertausendfachen“, sagt der Forstamtsleiter. Das werde ein zunehmendes Problem, weil die Käfer aufgrund höherer Temperaturen immer länger aktiv seien.
Wolf: Seit 2015 kommt es in Baden-Württemberg vermehrt zu Wolfssichtungen. Im Landkreis Biberach war das noch nicht der Fall. „Ich glaube jedoch, dass das nur eine Frage der Zeit ist“, sagt Weisshaupt. Junge, männliche Wölfe gingen regelmäßig auf Wanderschaft. „Und ich denke schon, dass unsere Region als Wolfsrevier geeignet ist.“Es gebe genügend Beispiele aus anderen Ländern, in denen Wölfe in relativer Nähe zum Menschen lebten. Eine Bedrohung für den Menschen sehe er dadurch nicht, so der Forstamtsleiter, „eher schon für das Wild und für Haustiere“.
Verhalten im Wald: Der Forstamtsleiter freut sich, wenn die Menschen im Wald unterwegs sind, um diesen für sich zu entdecken. Einige Bitten an die Waldspaziergänger hat Markus Weisshaupt jedoch: „Schmeißen Sie keinen Abfall oder Verpackungen weg. Machen Sie gerade in Trockenphasen kein Feuer im Wald und nehmen Sie Hunde bitte an die Leine.“