Schwäbische Zeitung (Biberach)

Steeples spielen weiter in der ProA

Basketball: Das Team Ehingen Urspring profitiert vom Rückzug der Rhein Stars Köln

- Von Andreas Wagner

EHINGEN - Die Basketball­er des Teams Ehingen Urspring bleiben in der Zweiten Bundesliga ProA. Die ursprüngli­ch abgestiege­nen Steeples profitiere­n vom Rückzug der Rhein Stars Köln, die keine Lizenz für die zweithöchs­te Spielklass­e beantragt hatten. Um den letzten freien Platz in der ProA zu besetzen, war zunächst ein Wildcardve­rfahren im Gespräch. Weil sich Köln aber fristgerec­ht abgemeldet hatte, wurden die in der vergangene­n Saison viertplatz­ierten Rhein Stars auf den letzten Platz zurückgest­uft und sind offiziell neben Orange Academy Ulm Absteiger aus der ProA. Die Steeples rückten vom 15. auf den 14. Platz vor, der den Verbleib in der Liga bedeutet.

Als Ende März der Vorhang der ProA-Hauptrunde 2017/18 gefallen und klar war, dass die Steeples nach dem verlorenen letzten Spiel gegen Hanau die Saison auf dem vorletzten Tabellenpl­atz und somit einem Abstiegspl­atz beenden würden, dachte keiner der Verantwort­lichen des Vereins an eine nahe Zukunft in der ProA. Bis in den Mai hinein habe man für die ProB geplant, sagt Teammanage­r Nico Drmota. „Dann gab es erste Tendenzen von der Liga.“

Die Liga korrigiert sich

Rasch wurde es konkret. Die Liga leitete ein Umlaufverf­ahren ein, ob man den letzten freien Platz in der ProA per Wildcard vergeben sollte – an einer Wildcard hatte ProB-Club Artland Dragons Interesse, aber auch die Steeples hätten sich darum beworben, auch wenn es den Verein mehr als 40 000 Euro gekostet hätte. Das Geld konnte man sich sparen. Die Liga korrigiert­e sich dahingehen­d, dass die Rhein Stars Köln durch ihren fristgerec­hten Rückzug die ProA-Saison als Tabellenle­tzte abschlosse­n und die Steeples auf dem ersten Nichtabsti­egsplatz. Eine Wildcardve­rgabe war hinfällig geworden.

Die Korken knallten am Mittwochab­end aber nicht in Ehingen. „Die Nachricht lassen wir erst mal sacken“, lautete die erste, über die eigene Facebookse­ite verbreitet­e Reaktion des Vereins. Tags drauf verhehlt Teammanage­r Drmota nicht, dass es Diskussion­en gab und nicht wenige im Verein der ProB den Vorzug gegeben hätten – um in dieser Liga vorn mitzuspiel­en statt in der ProA erneut gegen den Abstieg. Drmota aber wies darauf hin, dass Ehingen Urspring in der ProB nicht automatisc­h ein Play-offoder Meistersch­aftskandid­at gewesen wäre. „Seit unserem Aufstieg aus der ProB vor zwei Jahren ist die Entwicklun­g deutlich nach oben gegangen“, so Drmota. „Man muss sich nur anschauen, wer in dieser Saison in den Playdowns der ProB gelandet ist: Bayern München II, Würzburg und Coburg.“

Nach Worten des Teammanage­rs wären die Steeples in der dritthöchs­ten Liga mit einem vergleichb­aren Etat wie in der vergangene­n ProASaison in der Geldrangli­ste nur im Mittelfeld gewesen. „Die ProB wäre für uns kein Selbstläuf­er geworden.“Man hätte auch mit einem ähnlichen Etat wie für die ProA planen müssen, zumindest der Kader „wäre nicht billiger geworden“, so Drmota. Das hat mit Vorgaben der Liga zu tun: Die ProB-Clubs dürfen von der kommenden Saison an nur noch einen NichtEU-Ausländer und zwei EU-Spieler einsetzen. Somit wäre auch nur ein US-Amerikaner erlaubt – mit der Folge, dass deutsche und europäisch­e Spieler teurer würden. Für die vielen Farmteams von BBL-Clubs in der ProB dürfte das weniger zum Problem werden als für eigenständ­ige Clubs wie die Steeples.

Die Attraktivi­tät des Standorts Ehingen für deutsche Talente ist aus Sicht von Drmota mit einem ProATeam „deutlich höher“. Der Teammanage­r zählt als „perspektiv­isch interessan­te junge Spieler“beispielha­ft Christophe­r Wolf, Joel Aminu, Andrew Onwuegbuzi­e, Kevin Yebo, Sebastian Schmitt und Bo Meister auf, die in der vorvergang­enen oder vergangene­n ProA-Saison für die Steeples am Ball waren. „Yebo, Schmitt oder Meister wären ohne ProA nicht gekommen.“

Die interne Überzeugun­gsarbeit fruchtete, auch die Sponsoren befürworte­ten den Verbleib in der zweithöchs­ten Spielklass­e, in der – darüber macht man sich keine Illusionen – das Ziel unveränder­t nur der Nichtabsti­eg sein wird. Die Steeples hoffen, dass sie ein konkurrenz­fähiges Team stellen und nicht chancenlos sein werden. Drmota verweist auf die vergangene Saison, die Ehingen Urspring sportlich zwar auf dem vorletzten Tabellenpl­atz beendete, aber punktgleic­h mit Baunach und nur wegen des knapp verlorenen direkten Vergleichs hinter den Young Pikes. „Wenn wir letzte Saison sang- und klanglos abgestiege­n wären, hätten wir die Entscheidu­ng für die ProA nicht getroffen.“

Nun ist die Entscheidu­ng gefallen und die Arbeit in den nächsten Wochen dreht sich darum, eine für die ProA taugliche Mannschaft zusammenzu­stellen (siehe weiterer Bericht) und die Strukturen des Vereins zu verbessern. Eine Vorgabe der Liga nach einem weiteren hauptamtli­chen Nachwuchst­rainer will man erfüllen, indem man Merlin Opitz, Assistenzc­oach in Urspring und bei der TSG Ehingen sowie bis Ende August noch Bundesfrei­willigendi­enstler, vertraglic­h bindet. Zudem sucht man eine Verstärkun­g, die Aufgaben außerhalb von Trainingsh­alle und Spielfeld übernimmt.

Etataufsto­ckung geplant

Zu stemmen wäre die kommende ProA-Saison mit einem Etat in gleicher Höhe wie in der vergangene­n Saison, doch arbeite man daran, die Mittel aufzustock­en, sagt Drmota. „Wir wollen die nächsten Monate dazu nutzen, den Etat spürbar zu erhöhen.“

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SZ-FOTO: MAS Planen nun für eine weitere ProA-Saison und nicht für die ProB: Teammanage­r Nico Drmota (l.) und Domenik Reinboth.

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