Schwäbische Zeitung (Biberach)
Steeples spielen weiter in der ProA
Basketball: Das Team Ehingen Urspring profitiert vom Rückzug der Rhein Stars Köln
EHINGEN - Die Basketballer des Teams Ehingen Urspring bleiben in der Zweiten Bundesliga ProA. Die ursprünglich abgestiegenen Steeples profitieren vom Rückzug der Rhein Stars Köln, die keine Lizenz für die zweithöchste Spielklasse beantragt hatten. Um den letzten freien Platz in der ProA zu besetzen, war zunächst ein Wildcardverfahren im Gespräch. Weil sich Köln aber fristgerecht abgemeldet hatte, wurden die in der vergangenen Saison viertplatzierten Rhein Stars auf den letzten Platz zurückgestuft und sind offiziell neben Orange Academy Ulm Absteiger aus der ProA. Die Steeples rückten vom 15. auf den 14. Platz vor, der den Verbleib in der Liga bedeutet.
Als Ende März der Vorhang der ProA-Hauptrunde 2017/18 gefallen und klar war, dass die Steeples nach dem verlorenen letzten Spiel gegen Hanau die Saison auf dem vorletzten Tabellenplatz und somit einem Abstiegsplatz beenden würden, dachte keiner der Verantwortlichen des Vereins an eine nahe Zukunft in der ProA. Bis in den Mai hinein habe man für die ProB geplant, sagt Teammanager Nico Drmota. „Dann gab es erste Tendenzen von der Liga.“
Die Liga korrigiert sich
Rasch wurde es konkret. Die Liga leitete ein Umlaufverfahren ein, ob man den letzten freien Platz in der ProA per Wildcard vergeben sollte – an einer Wildcard hatte ProB-Club Artland Dragons Interesse, aber auch die Steeples hätten sich darum beworben, auch wenn es den Verein mehr als 40 000 Euro gekostet hätte. Das Geld konnte man sich sparen. Die Liga korrigierte sich dahingehend, dass die Rhein Stars Köln durch ihren fristgerechten Rückzug die ProA-Saison als Tabellenletzte abschlossen und die Steeples auf dem ersten Nichtabstiegsplatz. Eine Wildcardvergabe war hinfällig geworden.
Die Korken knallten am Mittwochabend aber nicht in Ehingen. „Die Nachricht lassen wir erst mal sacken“, lautete die erste, über die eigene Facebookseite verbreitete Reaktion des Vereins. Tags drauf verhehlt Teammanager Drmota nicht, dass es Diskussionen gab und nicht wenige im Verein der ProB den Vorzug gegeben hätten – um in dieser Liga vorn mitzuspielen statt in der ProA erneut gegen den Abstieg. Drmota aber wies darauf hin, dass Ehingen Urspring in der ProB nicht automatisch ein Play-offoder Meisterschaftskandidat gewesen wäre. „Seit unserem Aufstieg aus der ProB vor zwei Jahren ist die Entwicklung deutlich nach oben gegangen“, so Drmota. „Man muss sich nur anschauen, wer in dieser Saison in den Playdowns der ProB gelandet ist: Bayern München II, Würzburg und Coburg.“
Nach Worten des Teammanagers wären die Steeples in der dritthöchsten Liga mit einem vergleichbaren Etat wie in der vergangenen ProASaison in der Geldrangliste nur im Mittelfeld gewesen. „Die ProB wäre für uns kein Selbstläufer geworden.“Man hätte auch mit einem ähnlichen Etat wie für die ProA planen müssen, zumindest der Kader „wäre nicht billiger geworden“, so Drmota. Das hat mit Vorgaben der Liga zu tun: Die ProB-Clubs dürfen von der kommenden Saison an nur noch einen NichtEU-Ausländer und zwei EU-Spieler einsetzen. Somit wäre auch nur ein US-Amerikaner erlaubt – mit der Folge, dass deutsche und europäische Spieler teurer würden. Für die vielen Farmteams von BBL-Clubs in der ProB dürfte das weniger zum Problem werden als für eigenständige Clubs wie die Steeples.
Die Attraktivität des Standorts Ehingen für deutsche Talente ist aus Sicht von Drmota mit einem ProATeam „deutlich höher“. Der Teammanager zählt als „perspektivisch interessante junge Spieler“beispielhaft Christopher Wolf, Joel Aminu, Andrew Onwuegbuzie, Kevin Yebo, Sebastian Schmitt und Bo Meister auf, die in der vorvergangenen oder vergangenen ProA-Saison für die Steeples am Ball waren. „Yebo, Schmitt oder Meister wären ohne ProA nicht gekommen.“
Die interne Überzeugungsarbeit fruchtete, auch die Sponsoren befürworteten den Verbleib in der zweithöchsten Spielklasse, in der – darüber macht man sich keine Illusionen – das Ziel unverändert nur der Nichtabstieg sein wird. Die Steeples hoffen, dass sie ein konkurrenzfähiges Team stellen und nicht chancenlos sein werden. Drmota verweist auf die vergangene Saison, die Ehingen Urspring sportlich zwar auf dem vorletzten Tabellenplatz beendete, aber punktgleich mit Baunach und nur wegen des knapp verlorenen direkten Vergleichs hinter den Young Pikes. „Wenn wir letzte Saison sang- und klanglos abgestiegen wären, hätten wir die Entscheidung für die ProA nicht getroffen.“
Nun ist die Entscheidung gefallen und die Arbeit in den nächsten Wochen dreht sich darum, eine für die ProA taugliche Mannschaft zusammenzustellen (siehe weiterer Bericht) und die Strukturen des Vereins zu verbessern. Eine Vorgabe der Liga nach einem weiteren hauptamtlichen Nachwuchstrainer will man erfüllen, indem man Merlin Opitz, Assistenzcoach in Urspring und bei der TSG Ehingen sowie bis Ende August noch Bundesfreiwilligendienstler, vertraglich bindet. Zudem sucht man eine Verstärkung, die Aufgaben außerhalb von Trainingshalle und Spielfeld übernimmt.
Etataufstockung geplant
Zu stemmen wäre die kommende ProA-Saison mit einem Etat in gleicher Höhe wie in der vergangenen Saison, doch arbeite man daran, die Mittel aufzustocken, sagt Drmota. „Wir wollen die nächsten Monate dazu nutzen, den Etat spürbar zu erhöhen.“