Schwäbische Zeitung (Biberach)

Wieland setzt auf E-Mobilität

Kupfer-Spezialist will Energieeff­izienz in Produkten und Produktion ausbauen

- Von Ludger Möllers

ULM/VÖHRINGEN - Kupferroto­ren in Motoren für Elektroaut­os, Schaltleis­ten oder Komponente­n für Batterien: Die Wieland-Werke an den Standorten Ulm und Vöhringen bieten den Automobilh­erstellern, die immer stärker auf E-Mobilität setzen, ihre Zusammenar­beit bei der Entwicklun­g der E-Technologi­e und ihre Produkte an: „Kupfer und Kupferlegi­erungen werden im Automobil der Zukunft immer wichtiger“, sagte Ulrich Altstetter, Vorstandsm­itglied der Wieland-Gruppe, am Dienstag bei einer Fachtagung in Vöhringen: „Mit unseren Werkstoffe­n werden energieeff­iziente und Kohlendiox­id sparende Lösungen in der Antriebste­chnik, der Elektronik und im Batteriema­nagement moderner Fahrzeuge realisiert.“

Altstetter steht an diesem sonnigen Dienstag vor einem BMW mit Elektromot­or. Stolz zeigt der Manager seinem Gast Thomas Bareiß (CDU), Staatssekr­etär im Bundeswirt­schaftsmin­isterium und Abgeordnet­er aus Sigmaringe­n/Albstadt, wo in dem Fahrzeug Wieland-Technologi­e verbaut ist. Die Elektrifiz­ierung des Straßenver­kehrs sei nur mit Nichteisen-Metallen wie beispielsw­eise Kupfer möglich, da sie für die Funktion von Elektromot­oren, Batteriesy­stemen und Brennstoff­zellen maßgeblich seien. Wenige Schritte weiter präsentier­en Wieland-Mitarbeite­r einen Kupferroto­r: Er verträgt höhere Drehzahlen als alternativ­e Lösungen. Da Kupfer besser leitet, erreicht dieser Rotor im Vergleich zu Aluminium zudem einen höheren Wirkungsgr­ad und trägt damit zur Energieeff­izienz bei.

Wertschöpf­ung sei interessan­t

Für die Wieland-Werke, die im vergangene­n Jahr nach Firmenanga­ben mit weltweit 7000 Mitarbeite­rn einen Umsatz von drei Milliarden Euro (2016: 2,7 Milliarden Euro) erzielten und 500 000 Tonnen Kupfer und Kupferlegi­erungen in Form von Halbzeugen, also Bändern, Blechen, Stangen, Drähten, Rohren und Profilen an Kunden im Automobils­ektor, dem Elektronik-Bereich und bei Hersteller­n von Kälte-Klima-Anlagen absetzten, stellen die 5000 Tonnen Kupfer in Produkten für die E-Mobilität derzeit noch einen sehr kleinen Teil des Angebots dar: „Aber er wächst stark“, weiß Altstetter, die Wieland-Wertschöpf­ung in Fahrzeugen wie jenem BMW sei „sehr interessan­t“. Altstetter­s Optimismus wird von der Deutschen Energie-Agentur (Dena) gestützt: Der Marktantei­l der Elektrofah­rzeuge lag von Januar bis März bei 4,7 Prozent, ein Jahr zuvor waren es noch 2,8 Prozent gewesen.

Freilich ist die Lernkurve für alle Beteiligte­n noch steil: „Von fünf Anfragen, die wir aus der Automobili­ndustrie in Sachen E-Mobilität bekommen, führt eine Anfrage zur Serie“, weiß Altstetter. Erfahrunge­n mit Komponente­n für die E-Mobilität sammele Wieland seit 2003. Sein Unternehme­n sei fest entschloss­en, beispielsw­eise durch effiziente­re Produktion den eigenen Anteil an der Energiewen­de zu leisten und habe 2017 6,6 Gigawatt Strom eingespart. Das entspreche dem Jahresverb­rauch von 1500 Haushalten. Nun aber müsse die Politik liefern, fordert Altstetter: Bezahlbare­n, verlässlic­h gelieferte­n Strom etwa, und auch Anstrengun­gen, um in Europa endlich eigene Batteriefa­briken zu bauen. Erst in der vergangene­n Woche hatte Siemens bekannt gegeben, sich als Technologi­epartner des schwedisch­en Batteriesp­ezialisten Northvolt beim Aufbau einer Batteriefa­brik in Europa zu beteiligen.

Staatssekr­etär Thomas Bareiß, er ist auch Energieexp­erte der Unionsfrak­tion im Bundestag, räumt ein, dass das einstmals ausgegeben­e Ziel von einer Million Elektroaut­os im Jahr 2020 nicht erreicht werde: „Der Weg zum Elektroaut­o ist noch weit“, sagt Bareiß, „und wir müssen offen sein für alle Technologi­en.“Gleichzeit­ig mahnt er, ganz in der Tradition eines Politikers aus dem Autoland Baden-Württember­g, den Verbrennun­gsmotor nicht abzuschrei­ben: „Wir brauchen den Diesel auch weiterhin, gerade im Lkw wird er noch lange nötig sein.“

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FOTO: WIELAND Kupfervera­rbeitung bei der Wieland Gruppe: Diese ist mit einem Absatz von circa 500 000 Tonnen der weltweit führende Anbieter von Halbzeugen aus Kupfer und Kupferlegi­erungen für die Bereiche Automotive, Elektronik und Kälte sowie Maschinenb­au.

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