Schwäbische Zeitung (Biberach)
Vom Manager zum Maler
Reinhard Loschan stellt zurzeit im Warthauser Rathaus aus
WARTHAUSEN (sz) - Daily Painting, der Anspruch und die Aufgabe, jeden Tag ein kleinformatiges Bild zu malen, ist eine Kunstbewegung aus den USA. Der Warthauser Künstler Reinhard Loschan malt zwei Ölbilder pro Woche. Eine Auswahl seiner Bilder ist im Warthauser Rathaus zu sehen.
WARTHAUSEN - Daily Painting, der Anspruch und die Aufgabe, jeden Tag ein kleinformatiges Bild zu malen, ist eine Kunstbewegung, die vor einigen Jahren in den USA ihren Ausgang hatte. Den Warthauser Künstler Reinhard Loschan fasziniert das Daily Painting. Täglich steht er an der Staffelei, um Bilder im 20-mal-20-Format zu malen. Im Gegensatz zu den Daily Paintern gönnt er sich aber mehr als einen Tag Zeit pro Werk. Um Lyrik ins Bild zu bekommen, sei das einfach nötig, sagt der 65-Jährige. Eine Auswahl seiner Bilder ist zurzeit im Warthauser Rathaus zu sehen.
Zweimal die Tochter. Einmal großformatig, zart-pastellig als schlafendes Mädchen, einmal kleinformatig in schwungvoller Pinselführung ausschließlich in Rotabstufungen: Reinhard Loschan hat die in zeitlichem Abstand entstandenen Porträts seiner Tochter direkt nebeneinander gehängt. Wie die zahlreichen Landschaftsbilder, Schlossansichten, Stillleben und Porträts, die die Wände seiner Wohnung füllen, illustrieren die beiden Bilder die Entwicklung des Warthauser Künstlers hin zu einer modernen Malweise.
Intensiv zu malen begann Rein- hard Loschan erst vor fünf Jahren. Zuvor blieb dem Verfahrensingenieur und Manager bei Kavo höchstens Zeit für ein wenig Bleistiftzeichnen. Der Wechsel in den Ruhestand brachte schließlich die Chance, die vom Vater geerbten Farben, Pinsel und die Staffelei hervorzuholen.
Zunächst versuchte er sich an Acryl-, wechselte aber bald auf Ölfarben. „Die trocknen nicht so schnell“, schildert der Frührentner die Vorteile. Allein drei Jahre habe er gebraucht, um zu einem Verständnis für den Umgang mit den Farben, für das Mischen, für Fragen des Einsatzes von kühlen, von warmen und Komplementärfarben zu kommen, berichtet er. „Und ich bin noch nicht am Ende des Lernens.“Weiterzulernen, selbstkritisch zu bleiben, hält er für unerlässlich. „Die Dauerfrage lautet: Ist es gut genug?“, berichtet er.
Am Anfang auch Enttäuschung
Am Anfang stünden für jeden Maler Begeisterung und Enttäuschung, sagt Loschan. „Beim ersten Bild freut man sich, dass es funktioniert. Dann will man eine Fotografie nachmalen und stellt fest: Nichts passt mehr, die Farbmischung geht nicht. Das Foto ist immer besser.“Aber statt aufzugeben, gelte es sich von der Vorlage zu lösen. „Kunst ist mehr als Wiedergabe, der Künstler bringt sein Empfinden, sein Ich hinein“, erläutert der Warthauser.
Malen brauche Zeit und Ruhe. „Das Konzept, die farbliche Aufteilung des Bildes entsteht im Kopf. Es muss sich entwickeln“, sagt er. „Man muss sich entwickeln.“So hat auch Loschans Malstil sich mit der Zeit verändert. Der Warthauser ließ sich im Lauf der Jahre von unterschiedlichen kunsthistorischen Epochen inspirieren. Die Frau mit monet’schem Sommerhut vor blühenden Obstbäumen, die in kubistischer Würfelstruktur gehaltenen Großstadtimpressionen oder die in der plakativen Malweise des Art Deko gestaltete Tangotänzerin sind nur einige Beispiele für Werke, bei denen er sich an frühere Kunststile anlehnte.
Leuchtendes Farbenspiel
Heute malt Loschan modern. Die flächig in kräftigen Tönen gehaltenen Bilder besitzen eine große Tiefe. So zieht der „Laubengang beim Warthauser Schloss“den Betrachter hinein in einen scheinbar endlos langen Weg unter Bäumen, der in einem Lichtpunkt gipfelt. Licht und Schatten korrespondieren in gelb-grünen und lila-blauen Tönen, das Bild zieht mit seinem leuchtenden Farbenspiel die Blicke an.
Aktuell inspiriert den Warthauser die Kunstform des Daily Painting. Die Bewegung entstand vor einigen Jahren in den USA. Diese Künstler machen es sich zur Aufgabe, jeden Tag ein kleinformatiges Bild zu malen, das sie unabhängig von Galerien online anbieten.
„Die Maler übersetzen etwas, was sie zum Beispiel auf der Straße sehen, in künstlerische Formen“, erläutert Loschan das Vorgehen. „Meine Tagesbilder entstehen aus der Emotion heraus“, führt er aus. Täglich steht der 65-Jährige im Atelier, am Abend befindet sich aber nicht jedes Mal ein fertiges Bild auf der Staffelei. Unter Druck zu arbeiten komme für ihn nicht infrage, sagt er. Deshalb hat er das Daily Painting etwas modifiziert. Zwei Bilder entstehen pro Woche. „Ich möchte den Lauf des Lebens, die Lyrik ins Bild bekommen“, sagt er. Dazu brauche er einfach mehr Zeit.
Bilder von Reinhard Loschan sind bis 6. Juli in einer Ausstellung im Warthauser Rathaus zu sehen. Werke des Künstlers sind auch im Internet zu sehen unter https:// gemaelde-warthausen.jimdo.com