Schwäbische Zeitung (Biberach)
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Tischtennis: Stefan Fegerl aus Österreich, Triple-Sieger mit Düsseldorf, scheint Ochsenhausen optimal zu ergänzen
OCHSENHAUSEN - Vor sieben Wochen schnappte Stefan Fegerl, Tischtennis-Europameister von 2015 mit Österreich und im Doppel, den Ochsenhausern mit seinen Halbfinalsiegen für Borussia Düsseldorf einen Titel weg – den durchaus möglichen in der Champions League nämlich. Für den 62 Jahre alten Club wäre das der größte Coup aller Zeiten gewesen, Fegerl aber schlug den TTFSpitzenspieler Simon Gauzy im finalen Match mit 3:1. Ein 3:2, und die Gäste wären im Finale gewesen und hätten dort die schwächelnden Orenburger womöglich ebenfalls besiegt. So aber feierte Fegerl – auch, weil er Weltklassemann Jun Mizutani mit 3:1 bezwang.
An Pfingsten weilte der 29-Jährige dann in der Höhle des Löwen zum Fotoshooting, schließlich spielt er künftig – zunächst für ein Jahr, Ende offen – für die TTF. Und am Samstag? Da feierte Fegerl mit Düsseldorf den nächsten Coup über Ochsenhausen, einen 3:1-Sieg im Finale von Frankfurt, gleichbedeutend mit Meisterschaft und Triple. Immerhin: Diesmal verlor er, 1:3 gegen Hugo Calderano nämlich.
Natürlich feierte Stefan Fegerl danach mit seinen Düsseldorfern ausgiebig, bei seinem Spezl Timo Boll nämlich – der Rekordeuropameister hatte den Borussen-Tross zu sich nach Höchst eingeladen, nicht weit weg vom Flughafen, wo es am nächsten Tag für die Asse weiter zu den China Open ging. Auch Gauzy und Calderano traf Fegerl wieder, am Airport, die nämlich waren gleich in Frankfurt geblieben.
Es müssen emotionale, seltsam turbulente Wochen für Stefan Fegerl gewesen sein, immerhin: vor dem Reporter schlug sich der 1,86 Meter große, 69 Kilo leichte Schlaks mit seinem nackten, schweiß- und schampusbenetzten Oberkörper prächtig. „Ich werde jetzt feiern, aber ab morgen beginnt die Zukunft, dann bin ich Ochsenhausener, dann gilt mein alleiniges Interesse Ochsenhausen, ehrlich“, versprach Fegerl lä- chelnd und dachte schon an die nächste Sektdusche: „Es wäre der Wahnsinn, für die TTF den ersten Titel seit 2004 zu holen. Es wird Zeit, und wenn ich dabei helfen kann, wäre das super.“
Dass der gewitzte Topspin-Liebhaber der Rasselbande des Finalisten helfen könnte, steht außer Frage. Fegerl hat Erfahrung, er hat Klasse – 2015 schlug er in der World Tour Olympiasieger Zhang Jike und unterlag im Finale nur knapp der heutigen Nummer eins, Fan Zhendong, und er hat Humor. „Er bringt frischen Wind in unser Team, das seit Jahren relativ gleich war“, sagt Trainer Dubravko Skoric, „er hat Titel gewonnen und könnte eine Art Senior Leader des Teams werden.“Die Nummer 19 der Welt war Fegerl im Vorjahr, ehe er in eine Art Krise kam. Sohn Nummer zwei kam auf die Welt, Fegerl verbrachte viel Zeit zu Hause bei seiner Frau Li Qiangbing, einer österreichischen Ex-Nationalspielerin und gebürtigen Chinesin, Tochter des chinesischen Ex-Cheftrainers Li Xiaodong. „Ich konnte nicht so viel trainieren“, sagt Fegerl, in der Vorrunde war seine Bilanz durchwachsen, deshalb beschlossen die Borussen und er im Spätherbst, sich zu trennen. Längst haben sie es bereut: In der Rückrunde, zurück vor Ort, zeigte Fegerl sein ganzes Potenzial. Die TTF aber hatten längst zugeschlagen – und werden ihrem Daddy im Team dafür einige Wien-Reisen zur Familie gönnen.
„Er bringt frischen Wind in unser Team, das seit Jahren relativ gleich war.“
TTF-Trainer Dubravko Skoric über Stefan Fegerl
Konkurrent für Jakub Dyjas
Fegerl dürfte mit dem Polen Jakub Dyjas um die Nummer drei im Team konkurrieren – und geht mit klaren Vorteilen ins Rennen. Der Niederösterreicher kommt auf 13:9 Saisonsiege, Dyjas auf 9:7 – und zeigte in der Champions League bei seinen Niederlagen gegen Kristian Karlsson mentale Schwächen. Nicht so Fegerl, der glänzte, als es drauf ankam. „Meister, Meister, Stefan, Stefan“, riefen Boll und Co. noch, sie wollten ihn nicht gehen lassen. Die Ochsenhauser aber heißen ihn willkommen. Der flotte Fegerl könnte ihr fehlendes Puzzleteil sein.