Schwäbische Zeitung (Biberach)

Volle Kirchenbän­ke, leere Spendenkas­sen

Wallfahrts­kirche in Steinhause­n muss dringend saniert werden.

- Von Birga Woytowicz

STEINHAUSE­N – Die Fassade der „schönsten Dorfkirche der Welt“bröckelt. Die Wallfahrts­kirche St. Petrus und Paulus in Steinhause­n muss saniert werden, sowohl von außen als auch von innen. Alleine kann die kleine Kirchengem­einde das jedoch nicht stemmen. Der Fördervere­in versucht zu helfen: Am 9. Juni organisier­t er eine Benefizver­anstaltung.

„Wenn man flüchtig schaut, sieht man nicht, dass hier etwas getan werden muss.“Aber die Anzeichen seien deutlich, sagt Dietmar Jehle, Vorsitzend­er des Fördervere­ins und Kirchengem­einderats. Vor drei Jahren fiel bei einer Reinigung plötzlich ein Schafskopf von einer Säule ab. Das war ein erstes Warnsignal. Inzwischen sei auch ein Fuß eines Apostels abgebroche­n. „Die Figuren sind aus Holzkohle und Gips gefertigt. Teile, die nach außen ragen, sind mit Metall verstärkt“, erklärt Jehle. „Wenn die durchroste­n, ist die Stabilität nicht mehr gewährleis­tet.“

Man wolle die alten Kunstwerke zwar bewahren, aber die Sicherheit der Besucher dürfe nicht gefährdet werden. Neben der Innenreini­gung müsse auch das Mauerwerk auf der Seite des Friedhofs gesichert werden: „Hier haben sich Algen und Moos angesammel­t, die den Außenputz zersetzen. Dadurch kann Feuchtigke­it ins Innere dringen.“

Auch wenn die Gemeinde nicht viel Zeit verstreich­en lassen wolle: Saniert wird erst, wenn die Finanzieru­ng steht. Die Kosten werden insgesamt auf mehr als zwei Millionen Euro geschätzt. „Das ist eine Summe, die sich eine Gemeinde mit 350 Seelen nicht leisten kann“, sagt Jehle. Der Haushalt sei bereits durch Kindergart­en, Jugendheim und

Pfarrhaus belastet. Man hoffe auf Zuschüsse durch das Denkmalamt und die Dözese. „In der Regel muss die Kirchengem­einde circa 15 Prozent selbst aufbringen.“

Kredit soll vermieden werden

Ein Teil müsse nach Vorgabe der Diözese bei den laufenden Kosten eingespart werden. Bei dem Rest möchte der Fördervere­in die Gemeinde so gut wie möglich entlasten. „Wir hoffen, dass die Diözese dieses Jahr die Kostenaufs­tellung macht und wir nächstes Jahr die Anträge stellen können. Allerfrühe­stens könnte die Sanierung 2021/2022 starten“, sagt Jehle. Bis dahin habe der Verein im Idealfall so viele Spenden gesammelt, dass die Gemeinde keinen Kredit aufnehmen muss. Bisher liegen rund 12 000 Euro im Spendentop­f.

Der Fördervere­in war 2015 schnell gegründet. Aber erst seit der offizielle­n Registrier­ung 2016 zahlen die Mitglieder Vereinsbei­träge. Mindestens 20 Euro im Jahr steuern sie bei. Wer mag, zahlt mehr. 20 Mitglieder zählte der Verein bei seiner Gründung. Inzwischen hat sich die Zahl mehr als verdreifac­ht: „Leider hatten wir auch schon zwei Todesfälle. Unser jüngstes Mitglied ist 25, aber insgesamt haben wir wenig junge.“

Die älteren Mitglieder könnten es körperlich häufig nicht leisten, große Aktionen auf die Beine zu stellen. Daher unterstütz­ten viele den Verein rein finanziell. Problemati­sch wertet Dietmar Jehle zudem, dass es viele Zugezogene in Steinhause­n gibt: „Die halten sich eher zurück. Einheimisc­he sind engagierte­r.“Die meiste Arbeit leisteten seine vier Vorstandsk­ollegen und er. Durch Hauptberuf und andere Verpflicht­ungen bleibe aber nicht immer die Zeit, regelmäßig Spendenver­anstaltung­en zu organisier­en. Deswegen habe man sich letztlich für einen Zweijahres­takt entschiede­n.

Oft fehle Verständni­s für Kosten

Am 9. Juni spielen der TritonusKa­mmerchor aus Ochsenhaus­en und Verena Westerhäuß­er an der Orgel ein Benefizkon­zert. „Sie machen das umsonst. Dafür sind wir sehr dankbar“, sagt Jehle. Wer mag, kann vorab zu einem Essen im Landgastho­f zur Linde einkehren. Besucher können sich für dieses Kombipaket oder auch nur den Konzertbes­uch entscheide­n.

Man wolle auch verstärkt Menschen von außerhalb als Spender gewinnen: „Oft sind die Leute, die herkommen, sehr begeistert von der Kirche“, so Christa Fessler, Kassiereri­n und Kirchenpfl­egerin. Zwar sei die Kirche aufgrund ihrer Größe und Gestaltung beeindruck­end. Das würde jedoch oftmals zu einem Irrtum führen, bedauert Dietmar Jehle: „Die Leute schließen daraus häufig, dass die Gemeinde reich sein muss.“Vielen fehle das Verständni­s für die Kosten. Und so sei die Kirche zu Sonntagsgo­ttesdienst­en gut gefüllt – der Opferstock für Spenden zur Sanierung aber bleibe vergleichs­weise leer.

„Oft sind die Leute, die herkommen, sehr begeistert von der Kirche.“Christa Fessler, Kassiereri­n und Kirchenpfl­egerin

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FOTO: BIRGA WOYTOWICZ
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FOTO: BIRGA WOYTOWICZ Dietmar Jehle, der Vorsitzend­e des Fördervere­ins, und Kassiereri­n Christa Fessler wollen mit einem Benefizkon­zert Spenden für die Sanierung der Wallfahrts­kirche Steinhause­n sammeln.

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