Schwäbische Zeitung (Biberach)
Junge Piraten kapern den Zeltplatz
TG Biberach und Turngau Oberschwaben veranstaltet Ferienfreizeit bei Winterreute
WINTERREUTE - Schiffschaukel bauen, Wasserbombenschlacht und einen geheimen Schatz heben: 88 Kinder haben in diesem Jahr am Jugendzeltlager der TG Biberach und des Turngaus Oberschwaben teilgenommen. Seit 1956 gibt es das Angebot, nach vielen verschiedenen Zeltplätzen ist das Lager nunmehr seit über zehn Jahre auf dem Zeltplatz Hoh’ Haus bei Winterreute beheimatet. Immer in der zweiten Woche der Pfingstferien tummeln sich dort die sieben bis 15 Jahren alten Sprösslinge mitsamt ihren 32 Betreuern.
Das Thema lautete heuer „Piraten des Südens“. Die Woche startete zunächst mit einer Einführung in „Rainers Taverne“, einer Anspielung auf den kürzlich verstorbenen Tweety-Wirt Rainer Burkhardt (SZ berichtete). Während eines Streits unter den Piraten wurde in der Taverne eine Schatzkarte zerrissen. Die einzelnen Teile der Karte mussten innerhalb der Woche zurückerspielt werden und am letzten Tag des Zeltlagers gingen dann alle Teilnehmer gemeinsam auf große Schatzsuche. Aber das Programm hatte noch mehr zu bieten.
So gab es beispielsweise mehrere Arbeitskreise, bei denen gebastelt, eine Schiffschaukel gebaut oder Fußball gespielt wurde. An einem anderen Tag unternahmen die Kinder einen Ausflug in die Sinnwelt und gingen auf Nachtwanderung. Diese musste allerdings aufgrund des Gewitters am Mittwoch abgebrochen werden. Auch die große „Ulkiade“stand auf dem Programm, eine Ansammlung von Wasserspielen mit Wasserpistolen- und Wasserbomben. Zu guter Letzt trafen sich die kleinen Piraten noch einmal in „Rainers Taverne“, bevor sie sich auf Schatzsuche begaben.
Die Kinder stammten nicht nur aus Biberach. Das Einzugsgebiet erstreckte sich über das gesamte Turngau Oberschwaben – also von Friedrichshafen bis hinter Ulm. Sie übernachteten in zehn Zelten zu jeweils acht bis zehn Kindern. Dazu kamen zwei bis drei Betreuer pro Zelt, wie Verena Fürgut vom Leitungs-Team erläutert. Die Teilnehmerzahl schwanke zwar von Jahr zu Jahr, aber ein genereller Trend lasse sich erkennen. Seit ein paar Jahren steigt die Zahl der Teilnehmer wieder. „Vor ein paar Jahren waren es einmal nur 34 Kinder“, sagt Pascal Bammert, der vor 32 Jahren im Alter von vier Jahren das erste Mal dabei war. „Ich erinnere mich aber auch an Jahre mit 450 Kindern.“Dass die Zahlen wieder steigen, hat einen Grund. „Wir machen auch wieder mehr Werbung,
vor allem in den sozialen Medien“, erläutert Verena Fürgut. „Das kommt bei den Kindern gut an.“
Für mögliche Unfälle oder zur Wetterüberwachung war rund um die Uhr das Deutsche Rote Kreuz (DRK) Biberach vor Ort. „Im Notfall schauen wir uns zusammen die Wetterkarten an und entscheiden dann, ob wir evakuieren oder nicht“, erläutert Bammert. „Die Kinder würden dann mit einem Bus des DRK weggebracht.“Für den Ernstfall hat das Lager Zugang zur Turnhalle der MaliSchule in Biberach. Gebraucht hat es diesen Plan B trotz der Gewitter in dieser Woche nicht.
Ehrenamtliche nehmen Urlaub
All dies wäre ohne die Mitarbeiter, die allesamt ehrenamtlich für das Zeltlager arbeiten, nicht möglich.
„Manche bekommen kulanterweise Sonderurlaub vom Arbeitgeber“, erklärt Pascal Bammert. „Ansonsten macht das hier jeder für die Kinder und die Freude.“Im Gegensatz zu den meisten Freizeiten in der Gegend bekommt kein Mitarbeiter Geld ausgezahlt. Dies und die Vielzahl an Sponsoren wie dem Round Table und die Bürgerstiftung macht es möglich, dass ein Kind fünf Tage lang für 75 Euro verpflegt werden kann. „Wir haben ein super Team“, erklärt Bammert. „Jeder ist total engagiert und denkt immer einen Schritt voraus.“