Schwäbische Zeitung (Biberach)
Auch Verlieren will gelernt sein
Was war das für uns Erfolgsverwöhnte aus dem Landkreis Biberach für eine Woche! Mit zwei Prozent die niedrigste Arbeitslosenquote im ganzen Land, die Fußballfrauen aus Alberweiler zum drittem
Mal im DFB-Pokal und der FV Olympia Laupheim bald wieder in der Verbandsliga. Eigentlich
Gründe genug, um das Dauergrinsen gar nicht mehr aus dem Gesicht zu bekommen, hätte es da nicht auch zwei Ereignisse gegeben, die leider nicht so schön waren. So mussten die Ochsenhauser Tischtennisfreunde im Finale um die Deutsche Meisterschaft gegen Düsseldorf die Platte als Verlierer verlassen. Und über einem gebürtigen Biberacher schien der Himmel komplett zusammenzubrechen. Loris Karius erwischte beim Champions-League-Finale im Tor des FC Liverpool gegen Real Madrid einen Tag, für den die Bezeichnung „gebraucht“noch eine positive Umschreibung ist.
Mich jedenfalls haben „unsere“Verlierer diese Woche aber fast noch mehr beeindruckt als die strahlenden Sieger. Die Ochsenhauser Tischtennisspieler haben sich nach der Niederlage kurz geschüttelt und gleich die Kampfansage für die kommende Saison hinterhergeschickt. Und Loris Karius? Der verdient meinen höchsten Respekt dafür, dass er sich in seiner bittersten Stunde nicht in die Kabine verkrochen hat (wie einige gefrustete FC-Bayern-Kicker nach dem DFB-Pokalfinale), sondern zu den Fans gegangen ist und sie um Verzeihung gebeten hat. Dass er in den sozialen Netzwerken hinterher Spott, Häme und auch Drohungen hinnehmen musste, scheint heute leider mit zum Geschäft zu gehören. Trotzdem hat sich für mich dabei mal wieder der alte Spurch bewahrheitet, dass sich wahre Größe erst in der Niederlage zeigt. Schönes Wochenende!
Euer Marktplatz-Esel