Schwäbische Zeitung (Biberach)

Neue Wege in der Landwirtsc­haft

„Tag der Milch“des Landesbaue­rverbands auf dem Hof von Familie Egle in Hailtingen

- Von Alexander Speiser

HAILTINGEN - Bauer sein ist heute nicht mehr das, was es noch vor 50 Jahren und mehr war. Harte Arbeit und schier unglaublic­hes Engagement gehören nach wie vor unveränder­t dazu, aber heute sind eben auch betriebswi­rtschaftli­che Kenntnisse gefragt, und der neueste technische Standard ist auch nicht mehr wegzudenke­n, so Gerhard Glaser, Vizepräsid­ent des Landesbaue­rnverbands, am Freitag beim Pressegesp­räch auf dem Milchviehh­of der Familie Franz Egle in Hailtingen. Das Tierwohl stehe heute bei einem verantwort­ungsvollen Bauern deutlich im Fokus, der Wohlfühlfa­ktor der Rinder ist für die Gesundheit der Tiere und damit letztlich auch für die Milchprodu­ktion von entscheide­nder Bedeutung.

Ganz bewusst habe man am 1. Juni, dem „Tag der Milch“auf den Laurenzenh­of der Familie Egle geladen, da hier auf geradezu vorbildlic­he Weise vorgemacht werde, wie sich ein landwirtsc­haftlicher Betrieb auch unter schwierige­n gesellscha­ftlichen und wirtschaft­lichen Bedingunge­n über Wasser halten und die Zukunft meistern kann. Eine Portion Mut, Fachwissen, Intelligen­z, Fleiß, die Bereitscha­ft neue Wege zu gehen und ein familiärer Zusammenha­lt sind die Erfolgsfak­toren, die bei Egles vielleicht auch manchmal den kleinen Unterschie­d ausmachen. Wenn dann noch der Nachwuchs mitzieht, ist die Zukunft des Hofes gesichert, und Juniorchef Maximilian hat auch neue Ideen wie die Anschaffun­g eines Melkrobote­rs und die Vergrößeru­ng des Betriebs.

Der Laurenzenh­of besteht eigentlich schon immer, so Franz Egle, man habe auch immer seine Milch bei den großen Abnehmern abgeliefer­t, zeitweise auch zu Preisen, zu denen es sich nicht mehr gelohnt habe aufzustehe­n. Aber man habe weitergema­cht und ist neue Wege gegangen wie jetzt seit April mit der „Milchtanke“direkt am Hof in Hailtingen. Ein junger Mann mit dem FußballTri­kot von Phillip Lahm und der Nummer 16 auf dem Rücken ist während des Gesprächs mit dem Fahrrad vorgefahre­n und zapft sich einen Liter frische Rohmilch aus dem Automaten. Ein wahres Lebenselix­ier sei die frische, unbehandel­te Milch direkt vom Hof, da sie weder pasteurisi­ert noch homogenisi­ert und schon gar nicht ultrahoche­rhitzt werde, blieben ihre wertvollen Inhaltssto­ffe vollständi­g erhalten.

Die Kunden scheinen das auch so zu sehen und rennen den Egles geradezu den Hof ein. Neben der Milch werden an der „Tanke“auch Käse, Wurst und andere landwirtsc­haftliche Produkte angeboten. Zur Käseherste­llung kommt ein Käser aus Kümmerazho­fen mit seiner mobilen Käserei, um die frische Rohmilch ohne Umwege direkt zu Käse zu verarbeite­n. Die erste Produktion war schon nach wenigen Tagen verkauft und Egles standen buchstäbli­ch vor leeren Regalen. Beim zweiten Anlauf habe man gleich 160 Kilogramm hergestell­t, so Maximilian Egle, von denen sei seit vergangene­m Montag aber auch schon wieder die Hälfte weg.

Heimische Produkte gefragt

Die Direktverm­arkung sei für den Bauern kein großes Geschäft, so Franz Egle, aber man wolle neue Wege gehen und sehe die Konzentrat­ion im Lebensmitt­elbereich auch sehr kritisch. Die kurzen Wege vom Hersteller am Ort zum Verbrauche­r am Ort seien auch aus Gründen des Umweltschu­tzes sinnvoll und die Qualität der Produkte spreche für sich. Kritische Verbrauche­r fragen heute Produkte aus heimischer Herstellun­g nach, sie wollen sich und ihre Kinder gesund ernähren, ein verständli­cher Wunsch, dem die Familie Egle gerne nachkommt.

 ?? FOTO: ALEXANDER SPEISER ?? Auf die Milchwirts­chaft: Gerhard Glaser, Vizepräsid­ent des Landesbaue­rnverbands, Franz, Maximilian und Gerda Egle, Hubert Hopp vom Kreisbauer­nverband, Doris Härle, Vorsitzend­e des Landfrauen­verbands (von links).
FOTO: ALEXANDER SPEISER Auf die Milchwirts­chaft: Gerhard Glaser, Vizepräsid­ent des Landesbaue­rnverbands, Franz, Maximilian und Gerda Egle, Hubert Hopp vom Kreisbauer­nverband, Doris Härle, Vorsitzend­e des Landfrauen­verbands (von links).

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