Schwäbische Zeitung (Biberach)
Neue Wege in der Landwirtschaft
„Tag der Milch“des Landesbauerverbands auf dem Hof von Familie Egle in Hailtingen
HAILTINGEN - Bauer sein ist heute nicht mehr das, was es noch vor 50 Jahren und mehr war. Harte Arbeit und schier unglaubliches Engagement gehören nach wie vor unverändert dazu, aber heute sind eben auch betriebswirtschaftliche Kenntnisse gefragt, und der neueste technische Standard ist auch nicht mehr wegzudenken, so Gerhard Glaser, Vizepräsident des Landesbauernverbands, am Freitag beim Pressegespräch auf dem Milchviehhof der Familie Franz Egle in Hailtingen. Das Tierwohl stehe heute bei einem verantwortungsvollen Bauern deutlich im Fokus, der Wohlfühlfaktor der Rinder ist für die Gesundheit der Tiere und damit letztlich auch für die Milchproduktion von entscheidender Bedeutung.
Ganz bewusst habe man am 1. Juni, dem „Tag der Milch“auf den Laurenzenhof der Familie Egle geladen, da hier auf geradezu vorbildliche Weise vorgemacht werde, wie sich ein landwirtschaftlicher Betrieb auch unter schwierigen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bedingungen über Wasser halten und die Zukunft meistern kann. Eine Portion Mut, Fachwissen, Intelligenz, Fleiß, die Bereitschaft neue Wege zu gehen und ein familiärer Zusammenhalt sind die Erfolgsfaktoren, die bei Egles vielleicht auch manchmal den kleinen Unterschied ausmachen. Wenn dann noch der Nachwuchs mitzieht, ist die Zukunft des Hofes gesichert, und Juniorchef Maximilian hat auch neue Ideen wie die Anschaffung eines Melkroboters und die Vergrößerung des Betriebs.
Der Laurenzenhof besteht eigentlich schon immer, so Franz Egle, man habe auch immer seine Milch bei den großen Abnehmern abgeliefert, zeitweise auch zu Preisen, zu denen es sich nicht mehr gelohnt habe aufzustehen. Aber man habe weitergemacht und ist neue Wege gegangen wie jetzt seit April mit der „Milchtanke“direkt am Hof in Hailtingen. Ein junger Mann mit dem FußballTrikot von Phillip Lahm und der Nummer 16 auf dem Rücken ist während des Gesprächs mit dem Fahrrad vorgefahren und zapft sich einen Liter frische Rohmilch aus dem Automaten. Ein wahres Lebenselixier sei die frische, unbehandelte Milch direkt vom Hof, da sie weder pasteurisiert noch homogenisiert und schon gar nicht ultrahocherhitzt werde, blieben ihre wertvollen Inhaltsstoffe vollständig erhalten.
Die Kunden scheinen das auch so zu sehen und rennen den Egles geradezu den Hof ein. Neben der Milch werden an der „Tanke“auch Käse, Wurst und andere landwirtschaftliche Produkte angeboten. Zur Käseherstellung kommt ein Käser aus Kümmerazhofen mit seiner mobilen Käserei, um die frische Rohmilch ohne Umwege direkt zu Käse zu verarbeiten. Die erste Produktion war schon nach wenigen Tagen verkauft und Egles standen buchstäblich vor leeren Regalen. Beim zweiten Anlauf habe man gleich 160 Kilogramm hergestellt, so Maximilian Egle, von denen sei seit vergangenem Montag aber auch schon wieder die Hälfte weg.
Heimische Produkte gefragt
Die Direktvermarkung sei für den Bauern kein großes Geschäft, so Franz Egle, aber man wolle neue Wege gehen und sehe die Konzentration im Lebensmittelbereich auch sehr kritisch. Die kurzen Wege vom Hersteller am Ort zum Verbraucher am Ort seien auch aus Gründen des Umweltschutzes sinnvoll und die Qualität der Produkte spreche für sich. Kritische Verbraucher fragen heute Produkte aus heimischer Herstellung nach, sie wollen sich und ihre Kinder gesund ernähren, ein verständlicher Wunsch, dem die Familie Egle gerne nachkommt.