Schwäbische Zeitung (Biberach)
Mit diesen Tricks wandern Kinder gerne
Erzieherin Lucia Authaler weiß, worauf Eltern bei Wanderungen mit Kindern achten sollten
BIBERACH - Für Lucia Authaler gibt es kein unpassendes Wetter, um mit Kindern die Natur zu erkunden. „Hierbei trifft das Sprichwort zu: Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur die falsche Kleidung“, sagt die Leiterin des katholischen Kindergartens St. Michael. Bei der Biberacher Einrichtung sind Wanderungen fest im pädagogischen Konzept verankert. Für die Serie „Die Welt mit Kinderaugen“gibt die Erzieherin Tipps, was Eltern bei Spaziergängen mit ihren Sprösslingen beachten sollten.
Egal, ob zum Abenteuerspielplatz, auf den Gigelberg oder zum Ummendorfer Badesee – regelmäßig sind die Erzieherinnen des Kindergartens St. Michael mit den Kindern an der frischen Luft unterwegs. „Man muss nicht täglich ein Actimel trinken, um seine Abwehrkräfte zu stärken. Spielen oder ein Spaziergang in der Natur reichen schon, um das Immunsystem zu stärken“, erläutert Authaler. Die Krankheitsrate sei sowohl bei Kindern als auch beim Personal nachweislich geringer. Gleichzeitig werde die Kreativität der Kleinen gefördert. Damit alles reibungslos funktioniert, gilt es einige Punkte zu beachten.
Strecke: Die Erzieherinnen gehen im Vorfeld die Route ab, um einen Eindruck von den Rahmenbedingun-
gen zu erhalten. „Wichtig dabei ist, nicht den kürzesten Weg zu wählen, sondern den sichersten“, sagt Authaler. Eine sichere Strecke zeichnet sich beispielsweise dadurch aus, ob es einen Gehweg gibt, wie stark die Straße befahren ist oder inwiefern Querungsmöglichkeiten vorhanden sind. Der Nachwuchs sollte immer auf der „guten Seite“laufen, also hin zum Gebüsch; der Erwachsene dagegen auf der zur Straße hingewandten Seite. Die Strecke sollte dabei immer so ausgewählt werden, dass Kinder sie auch alleine zurücklegen können.
Schuhe: Sparen sollten Eltern nicht beim Schuhwerk. „Und Schuhe sollten auch nicht von Kind zu Kind vererbt werden“, so Authaler. Denn jeder Kinderfuß sei anders. Sie rät, die Füße der Kleinen ausmessen zu lassen und sich entsprechende Beratung zu holen. Auch, weil gerade die Jüngeren nicht sagen können, ob ein Schuh drückt. „Sie ziehen einfach die Zehen ein“, weiß die Erzieherin. Deshalb hält sie auch nichts davon, Schuhwerk auf gut Glück im Internet zu bestellen.
Kleidung: Die sollte sich natürlich dem Wetter anpassen – und darf auch gerne einmal nass oder dreckig werden. Lucia Authaler geht mit den Kindern auch bei Regen raus, dann werden eben Gummistiefel und Regenjacke übergestreift: „In Pfützen springen macht einfach Spaß. Das muss man einfach erleben.“Im Sommer sollten Kinder eingecremt werden und als Sonnenschutz eine Kopfbedeckung tragen. Für den Notfall hat Authaler nicht nur Verbandsmaterial sowie ein Telefon dabei, sondern auch Wechselkleidung.
Unterhaltung: Um Kinder während einer Wanderung bei Laune zu halten, gibt es mehrere Kniffe. So können zum Beispiel die Haustüren gezählt, Lieder gesungen oder Gespräche geführt werden. „Pausen sollten die Kinder selbst bestimmen dürfen“, sagt die Leiterin. Wie lange
die Kleinen am Stück gehen können, lasse sich nicht pauschal beantworten. Bei Hitze sei es zum Beispiel deutlich beschwerlicher als bei mittleren Temperaturen. Etwas zu trinken sollte man auf jeden Fall dabei haben, beim Essen kommt es auf die Dauer der Tour an. Authaler sagt: „Ein Butterkeks zwischendurch darf es schon mal sein. Aber Kinder sind wie wir Erwachsene – wenn etwas daliegt, greift man zu.“
Nicht rumsitzen: Aus Authalers Sicht muss es nicht die große Wandertour sein, die Eltern mit ihren Kindern unternehmen. Besser sei es, im Alltag möglichst viele Strecken zu Fuß zurückzulegen. So könne beispielsweise das Auto in der Garage bleiben, wenn beim Einkauf nur wenige Lebensmittel gebraucht würden. „Egal, wohin man geht, es ist wichtig, dass man es überhaupt tut und nicht nur auf dem Sofa sitzt“, betont die Kindergartenleiterin. Und wenn Eltern mit ihren Kinder draußen sind, sollten sie die Kleinen einfach machen lassen. Denn vor der Natur müsse sich niemand fürchten.