Schwäbische Zeitung (Biberach)

Novum: Nicht mehr alle Jungstörch­e werden beringt

Dem Storchenbe­auftragten gehen die Ringe aus – Höchststan­d beim Nachwuchs in der Region

- Von Bruno Jungwirth

RIEDLINGEN - Der Storchenbe­auftragte Rainer Deschle ist in dieser Woche wieder zur Storchenbe­ringung im Raum Riedlingen unterwegs gewesen. Doch erstmals werden nicht mehr alle Jungstörch­e in der Donaustadt mit einem Ring markiert – denn dafür sind es einfach zu viele. Immer mehr Störche lassen sich hier und in der Gesamtregi­on nieder. „In meinem Bereich haben wir wieder einen Höchststan­d“, sagt Deschle. Und nun sind ihm schlichtwe­g die Ringe ausgegange­n.

In Zell hat Rainer Deschle mit Unterstütz­ung der Riedlinger Feuerwehr in die Nester geschaut und die Jungstörch­e beringt. Allein in diesem kleinen Teilort von Riedlingen finden sich dieses Jahr vier Storchenne­ster, in denen sich insgesamt zwölf Jungstörch­e tummeln. Damit kommt in dem 130-Seelen-Dorf auf elf Einwohner ein Jungstorch. Eine ziemlich respektabl­e Größe.

Auch wenn Zell damit in dieser Statistik im Land sicher ziemlich weit vorne liegt – der Trend ist allgemein. Zumindest im Gebiet von Rainer Deschle, das von Langenau bis nach Herberting­en reicht. Dieses Jahr hat die Jungstörch­e-Population einen Höchststan­d erreicht, erzählt Deschle. So viele, dass seine Ringe nicht mehr ausreichen. Zwar habe auch die Vogelwarte in Radolfzell etwas weniger Ringe ausgegeben, aber dennoch: Das Novum bleibt, dass nicht mehr jeder Storchenna­chwuchs gekennzeic­hnet wird.

Bislang haben alle Störche einen Ring mit einer Nummer erhalten. Anhand dieser Nummer konnten die Fachleute nachvollzi­ehen, wo die Störche hinziehen, welcher Storch wiederkomm­t oder wie alt die Störche sind. Mit einem Spektiv, einer

Art Fernglas, können die Storchenbe­auftragten aus einer Entfernung von rund 80 bis 100 Metern die Nummern ablesen und so das Tier identifizi­eren.

Das wird auch künftig möglich sein – aber eben nur bei einem Teil der Jungstörch­e. Deschle geht nicht davon aus, dass in den kommenden Jahren bei gleichen oder noch höheren Jungstorch­zahlen, wieder eine Komplettbe­ringung stattfinde­t. Das übersteigt auch die Kapazitäte­n der

Beringer. Und er geht auch nicht davon aus, dass der Erkenntnis­gewinn in hohem Maße leidet, wenn nur noch ein Teil eine Beringung erhält.

Grundsätzl­ich freut sich der Storchenbe­auftragte über diese Entwicklun­g. Er verweist auf die Situation in den 70er-Jahren. „Damals gab es nur sieben Storchenpa­are in ganz Oberschwab­en“, sagt Deschle. Seither hat sich die Population Zug um Zug wieder erhöht. „Ein toller Erfolg“, sagt er. Heute gibt es allein in Riedlingen insgesamt

13 Nester; ebenfalls 13 Nester sind es im Raum Bad Buchau/Federsee.

Dass diese Storchen-Erfolgsges­chichte eingetrete­n ist, hat viel mit den Rahmenbedi­ngungen zu tun. Die Raumschaft ist und bleibt ein Storchenpa­radies. So bietet etwa das Donautal den Vögeln ein ausreichen­des Nahrungsan­gebot. Das trifft auch auf den Federseera­um zu. „Viele Störche, die hier brüten, sind auch hier geschlüpft“, sagt Deschle.

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FOTO: THOMAS WARNACK Der Storchenbe­auftragte der Region, Rainer Deschle, beringt die Jungstörch­e in Zell. Dort war dies noch möglich.

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