Schwäbische Zeitung (Biberach)
Experte kommentiert die Weltwirtschaft
Bei „Kapital und Kabarett“der Kreissparkasse referiert Andreas Sonnenfroh
BIBERACH - Zu „Kapital und Kabarett“hatte die Kreissparkasse Biberach für Donnerstag in die Kundenhalle eingeladen. Andreas Sonnenfroh von der Deka-Bank stellte in seinem Vortrag „Vom Sparer zum Anleger“Anlagestrategien auf. Im zweiten Teil war der Kabarettist Klaus Birk ein Meister im Erklären komplexer Zusammenhänge mit einfachen Worten.
„Nach dem Ende einer fast zehnjährigen Krise“, könne man nicht von einer Wende sprechen, stellte Steffen Mayer, Direktor und stellvertretendes Vorstandsmitglied der Kreissparkasse Biberach, bei seiner Begrüßung fest. Politische Verwerfungen – dazu zähle unter anderem die Politik des neuen US-Präsidenten – „halten die ganze Welt in Atem“.
Andreas Sonnenfroh von der Deka-Bank sprach über die Niedrigzinsphase, über Anlagestrategien und über wirtschaftspolitische Zusammenhänge. „Mit wie viel Zinsen wären Sie denn zufrieden“, stellte Sonnenfroh an die rund 500 Gäste gleich am Anfang seiner Moderation die Frage. „Sollen es ein, zwei, drei, vier oder fünf Prozent sein“. Bei drei Prozent gingen die meisten Hände hoch. Die Nullzinsen seien beim Anleger angekommen, trotzdem komme die Aktienkultur nicht in Schwung. „In Deutschland gibt es mehr Hundebesitzer als Aktionäre“, resümierte Sonnenfroh schmunzelnd und fügte hinzu, dass es knapp neun Millionen Besitzer von Aktien und Aktienfonds gebe.
Die Inflation arbeite gegen einen realen Vermögenserhalt. Bei einer Inflationsrate von zwei Prozent und bei einer Verzinsung von 0,1 Prozent, „halbiert sich Ihre Kaufkraft in 35 Jahren. „Viele sparen nicht passend zum Sparziel“, befand der Referent. So sparten 73 Prozent in kurzfristige und niedrigverzinsliche Anlagen, „obwohl in vielen Fällen eine mittelbis langfristige Verfügbarkeit geplant ist“.
US-Präsident Trump treibe die Sorge um einen Handelskrieg an, so der Experte. Der Aufbau von Handelsschranken „bringt wenige Gewinner und viele Verlierer“und weniger Freihandel bremse das globale Wachstum. „Wir gehen aber davon aus, dass der Protektionismus begrenzt bleibt und kein Handelskrieg ausbricht“, beruhigte Sonnenfroh. Italien, das drittgrößte Land in der Eurozone, könne mit Blick auf das Wachstum und auch hinsichtlich des europäischen Reformprozesses mit seiner neuen euroskeptischen Regierung zum Bremsklotz werden. „Italien hat ein Wachstums- und ein Schuldenproblem“, diagnostizierte Andreas Sonnenfroh. Die dringend erforderlichen Reformen zur Lösung dieser Probleme, dazu zählten die Flexibilisierung des Arbeitsmarkts und der Abbau von Bürokratie und Korruption, „werden wohl auch von der neuen Regierung nicht angepackt“. Unter dem Beifall der Besucher bedankte sich Steffen Mayer bei Andreas Sonnenfroh mit einem Weinpräsent.
Pisa-Test für Ulmer Kinder
Der Kabarettist Klaus Birk sprach im VfB-Stuttgart-Fan-Schal zunächst über Fußball, aber auch über die schönen Leute auf der Stuttgarter Königstraße, die aufgrund ihres Aussehens gar keine Schwaben sein könnten. Denn: „Die Schwaben sterben ja aus“. Ein gefundenes Fressen war für den Tübinger der geplante „Trump-Tower“auf dem Stuttgarter Pragsattel. 220 Meter sollte er messen, „hoch, nicht breit, wie man den Stuttgarter Stadträten versichert hat“, so Birk. Dabei mussten auch die Tierschützer besänftigt werden. „Die Zugvögel aus Südschweden können auf ihrem Flug nach Südafrika wirklich ausweichen“und zur Not mache man einfach die Fenster im Tower auf. Das Publikum amüsierte sich köstlich – auch darüber, dass im Vergleich von Stuttgart mit Urach und Ulm die Ulmer Kinder gemäß einer Pisa-Studie am blödesten sein müssten, aber lang nicht so wie die österreichischen.