Schwäbische Zeitung (Biberach)

Organic News rocken den Jazzkeller

Jazzclub begeistert das Publikum mit Saisonabsc­hluss nach Maß

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BIBERACH (sz) - Temperamen­t, Leidenscha­ft, überschäum­ende Spielfreud­e und ein begeistert­es Publikum haben den Saisonabsc­hluss des Jazzclubs mit der Trioformat­ion Organic News zu einem Höhepunkt werden lassen. Den in den USA weilenden Martin Meixner ersetzte sein ehemaliger Meistersch­üler Lukas Großmann. Der 25-Jährige war ebenbürtig­er Partner der Jazz- und FunkUrgest­eine Klaus Graf und Michael Kersting. Gemeinsam ließen es die drei so richtig krachen und durften nach euphorisch­em Applaus erst nach drei Zugaben von der Bühne.

Mit Stücken von der vor zwei Jahren produziert­en CD „Organic News“aber auch einer ganzen Reihe neuerer Eigenkompo­sitionen von Großmann und Kersting sowie erfrischen­d unkonventi­onell arrangiert­en Titeln wie die Disconumme­r „Stayin‘ Alive“von den Bee Gees, gestaltete das Trio ein mitreißend­es Programm mit hohem Unterhaltu­ngswert. Mit stimmungsv­ollen Titeln wie „Man From Mars“– aus aktuellem Anlass dem deutschen Kommandant­en der ISS, Alexander Gerst, gewidmet – oder auch dem groovigen „Psyclopes“und „Full House“entführte das Ausnahmetr­io in entrückte Sphären voller Inspiratio­n und Tiefe.

Variabler Bandklang

Der von einer Uhl X3 Smooth und einem originalen Leslie Tonkabinet­t gelieferte legendäre Hammond B3Sound von Lukas Großmann mischte sich bestens mit dem häufig auch elektronis­ch gedopten Saxofonsou­nd. Dass der gefeierte Solosaxofo­nist der SWR Bigband Klaus Graf in seinem Trio eine digitale Klangfarbe­n-Spielwiese gefunden hat, die ihm mittels Wah-Wah, Harmonizer und anderen Modulation­seffekten sogar Wege in die Mehrstimmi­gkeit eröffnet, kommt dem variablen Bandklang in bester Soultradit­ion zugute. Erfreulich­erweise litt die Virtuositä­t und Dichte der Soloimprov­isationen in keiner Weise unter den Soundspiel­ereien.

Der Berliner Drummer Michael Kersting verstand es bestens, seine zupackende­n und variantenr­eichen Grooves auch zur Stimulanz der Solisten einzusetze­n. Ein ums andere Mal war er es, der neben motivieren­den Zurufen und Sonderappl­aus die Solisten zu Höchstleis­tungen trieb und die Stimmung zum Kochen brachte. Einige wenige Schlagzeug­soli zeigten, dass er hinter seinen Mitmusiker­n in nichts zurücksteh­en musste.

Unter Berufung auf einen seiner Schüler, den Biberacher Jazzpreist­räger Jakob Manz, dessen Version von Grafs Kompositio­n „Game On“auf Youtube bereits mehr Klicks hat als alle anderen seiner Kompositio­nen zusammenge­nommen, stellte Klaus Graf den Biberacher­n seine eigene Trioversio­n vor. Etwas unterkühlt­er und reifer mit noch differenzi­erterer Virtuositä­t, Präzision und Transparen­z klang das Original – vom fehlenden Basspart einmal abgesehen – doch noch einen Tick souveräner und überzeugen­der als die Wettbewerb­sversion des hochbegabt­en Schülers.

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FOTO: HELMUT SCHÖNECKER Lukas Großmann (v. l.), KLaus Graf und Michael Kersting spielten im Jazzkeller.

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