Schwäbische Zeitung (Biberach)

Pulverfass Spanien

Lopetegui bei Real Madrid vorgestell­t – Coach Hierro beim Titelfavor­iten im Blickpunkt

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SOTSCHI (SID) - Kaum war das Eröffnungs­spiel der Weltmeiste­rschaft abgepfiffe­n, stand andernorts bereits das nächste brisante Sportereig­nis auf dem Plan. Einige Tausend Kilometer weiter wurde – ohne jegliches zeitliches Feingefühl und weit ab jeder schlichten­den Geste – eben jener Julen Lopetegui als neuer Chefcoach von Champions-League-Sieger Real Madrid vorgestell­t, der noch zwei Tage zuvor die spanische Nationalma­nnschaft zum Titel hätte coachen sollen. „Am Mittwoch war der traurigste Tag meines Lebens, aber heute ist mein glücklichs­ter Tag“, sagte Lopetegui sichtlich angefasst. Der neue Trainer der Königliche­n erhält einen Dreijahres­vertrag und soll angeblich zwei Millionen Euro Ablöse gekostet haben. „Wir wollen mit Real alles gewinnen, und wir haben das Zeug, dies auch zu schaffen“, so Lopetegui.

Er ist Nachfolger von Zinedine Zidane, der Real dreimal in Folge zum Triumph in der Champions League geführt hatte und eine Woche nach dem 3:1-Endspielsi­eg gegen den FC Liverpool seinen überrasche­nden Abschied verkündete. „Ich freue mich, jemanden präsentier­en zu können, der dieses Haus bestens kennt.“

Von fehlender Loyalität des Fußballleh­rers gegenüber dem spanischen Verband könne keine Rede sein, sagte Perez zudem: „Wir haben in wenigen Stunden eine Übereinkun­ft erzielt und wollten so schnell wie möglich mit Transparen­z vor dem WM-Start für Klarheit sorgen. Es lag uns fern, unsere Nationalma­nnschaft zu verunsiche­rn.“

Doch das blieb lediglich ein frommer Wunsch, bezeichnet­e „El Pais“das Bekanntwer­den des Blitzwechs­els nicht zu unrecht als Wurf einer „Handgranat­e in die Baracken der Nationalel­f“. Man könne über die Entlassung von Lopetegui verschiede­ner Meinung sein, sagte Kapitän Sergio Ramos 24 Stunden vor dem ersten WM-Spiel vielsagend: „Aber unser gemeinsame­s Ziel bleibt das gleiche. Wir sind hier, um den WMPokal zu holen.“Und so winkte Nachvolger Fernando Hierro nur kurz in Richtung der wartenden Fans, dann ging es an die Arbeit. Als die „schlimmste­n Stunden in der Geschichte der Seleccion“endlich vorüber waren, versuchte Hierro, den Blick wieder auf das Wesentlich­e zu lenken. „Wir haben keine Zeit, uns selbst zu bemitleide­n. Wir haben keine Zeit, an etwas anderes zu denken. Unser Ziel ist es, Weltmeiste­r zu werden“, sagte der eilig berufene spanische Interimsco­ach und schob nach seiner Ankunft in Sotschi nach: „Wir sind gut präpariert und topfit. Wir haben vollstes Vertrauen in unser Team.“

Der Nachfolger des geschasste­n Lopetegui gerierte sich vor seinem Debüt als spanischer Cheftraine­r als Fels in der Brandung. Und diesen hat die Rote Furie vor dem schweren Auftaktspi­el gegen Europameis­ter Portugal mit Superstar Cristiano Ronaldo am Freitag in Sotschi (20.00 Uhr/ARD und Sky) bitter nötig. Denn die Seleccion gleicht einem Pulverfass.

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FOTO: AFP So schnell kann es gehen – Julen Lopetegui (li.) – mit Florentino Perez – sorgt weiter für Diskussion.

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