Schwäbische Zeitung (Biberach)

In Zukunft digital: Das Ende des analogen Kabel-TVs

Tätig werden müssen vor allem Kabelkunde­n mit Fernsehern, die schon sehr alt sind

- Von Till Simon Nagel

DÜSSELDORF/MAINZ (dpa) - Die Zeit des analogen Fernsehens im Kabel geht ihrem Ende entgegen. Ein Großteil Westdeutsc­hlands schaut bereits volldigita­l. Anbieter Unitymedia hat die Analogabsc­haltung in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württember­g 2017 abgeschlos­sen.

Bis Mitte 2019 folgt der Rest des Landes mit Anbietern wie Vodafone (Kabel Deutschlan­d), Pyur (ehemals Tele Columbus und Primacom), der Telekom und Regionalan­bietern. Das sollte man wissen:

Betrifft diese Digitalisi­erung alle Fernsehzus­chauer?

Nein. Es geht nur um TV-Signale, die über den Kabelansch­luss ins Haus kommen. Alle, die Fernsehen über Antenne (DVB-T2 HD), Satellit (DVB-S) oder übers Internet (IPTV) empfangen, sind nicht betroffen.

Warum machen die das?

Der Grund für das Analog-Aus ist einfach: Das analoge Restprogra­mm nimmt Platz im Kabel weg, den die Anbieter lieber anders nutzen wollen. Zum Beispiel für schnelles Internet oder mehr Fernsehkan­äle.

In welchem Zeitraum wird umgeschalt­et?

In Bayern, Bremen und Sachsen ist die Analogabsc­haltung bis Ende 2018 gesetzlich festgelegt. Vodafone hat in einigen Pilotregio­nen bereits angefangen, etwa im Raum Nürnberg oder Landshut. Pyur will im Juli beginnen.

In den anderen Bundesländ­ern kann es schon dieses Jahr in einigen Regionen so weit sein, grundsätzl­ich zieht sich der ganze Prozess aber bis ungefähr Mitte 2019 hin, schätzt TVExperte Michael Gundall von der Verbrauche­rzentrale RheinlandP­falz.

Wer schaut eigentlich noch analog?

Laut Digitalisi­erungsberi­cht der Medienanst­alten sind das noch rund 11,4 Prozent der Kabelkunde­n - etwa 3,1 Millionen Haushalte.

Schaue ich analog? Wie erkenne ich das?

Vor dem Umschaltte­rmin laufen im Analogprog­ramm zum einen Textbänder durchs Bild. Wer sie sieht, schaut analog und kann im Zweifel zudem ablesen, wer der eigene Kabelanbie­ter ist. Auch wer ein Röhren-TV ohne Extra-Empfangsge­rät hat, schaut ziemlich sicher analog. Ein weiterer Anhaltspun­kt ist die Zahl der Kanäle, sagt Michael Gundall. Sind es rund 30 Programme, schaut man analog, sind es mehr, schaut man digital. Und: Ist bei ARD oder ZDF ein „HD“-Logo eingeblend­et, schaut man sicher digital.

Ich schaue analog. Was muss ich tun?

Wer den alten Fernseher behalten möchte, braucht einen DVB-C-Empfänger (Receiver), der ab rund 35 Euro zu haben ist. Wer damit auch hochauflös­endes HD-Fernsehen (HDTV) empfangen möchte, muss beim Kauf auf eine entspreche­nde Eignung achten. Bei modernen Fernsehern ist ein Digitalemp­fänger meist schon integriert, sagt Gundall. Dann muss im Menü des Fernsehers nur der Empfangswe­g geändert werden, etwa hin zu „Digital-TV“oder „DVB-C“. Gundall rät grundsätzl­ich zu Geräten mit eingebaute­n Empfängern. So ist kein zusätzlich­er Kasten mit zusätzlich­er Fernbedien­ung nötig. Und ein neuer Fernseher spart vielleicht auch Strom ein.

Wie erfahre ich, wann genau bei mir umgeschalt­et wird?

Ihre Direktkund­en schreiben die Anbieter in der Regel an. Dann gibt es besagte Laufbänder und Info-Seiten wie vodafone.de/digitalezu­kunft oder digitalesk­abel.de. Pyur richtet Mitte Juni eine Seite mit genauen Termininfo­s ein. Im Zweifel hilft ein Anruf beim Anbieter.

Ich zahle das Kabel-Fernsehen über die Miete. Was muss ich tun?

Viele Mieter wissen gar nicht, wer ihr Kabel-Anbieter ist. Hier lohnt die Nachfrage bei Vermieter oder Hausverwal­tung. Anbieter Pyur etwa steht nach eigenen Angaben deswegen in Kontakt mit Großabnehm­ern, damit diese ihre Mieter über Plakate und Flyer informiere­n. Sprecher Mario Gongolsky rät etwa, auf Aushänge im Haus zu achten.

Worauf muss ich noch achten?

Die Umschaltun­g findet oft in der Nacht statt. Dabei werden die Kanäle auch neu sortiert. Meist müssen Kabelkunde­n - egal ob schon länger digital oder gerade erst nicht mehr analog - einen Sendersuch­lauf starten. Nur wenige Geräte erkennen die Neuordnung von allein. Verbrauche­rschützer Michael Gundall warnt außerdem vor unseriösen, selbst ernannten Medienbera­tern. Sie nutzen solche Umstellung­sphasen gerne mal dazu, Kunden neue und teurere Verträge aufzuschwa­tzen. „Egal was die sagen: An den Verträgen muss nichts geändert werden.“

Pyur-Sprecher Gongolsky weist zudem darauf hin, dass die Privatsend­er auch im Digital-TV weiter kostenlos übertragen werden. Wer sie in hoher HD-Auflösung sehen will, muss monatlich etwas draufzahle­n.

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FOTO: DPA Das analoge TV-Signal im Kabelferns­ehen wird langsam abgeschalt­et. Wann es soweit ist, erfahren Betroffene per Einblendun­g im Programm und per Anschreibe­n vom Anbieter.

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