Schwäbische Zeitung (Biberach)

Letzte Ehre für Starphysik­er

Asche des weltberühm­ten Wissenscha­ftlers Stephen Hawking in London beigesetzt

- Von Sebastian Borger

LONDON - Diese Idee hätte dem weltweit berühmten Astrophysi­ker Stephen Hawking gewiss gefallen: Seit Freitag ist seine Stimme Teil eines Datenpaket­s, das Wissenscha­ftler der Europäisch­en Weltraumor­ganisation Esa zu seinen Ehren vom spanischen Cebreros aus auf den Weg gebracht haben. Immerhin 3457 Lichtjahre wird die „Botschaft des Friedens und der Hoffnung“zum erdnächste­n Schwarzen Loch unterwegs sein, sagt Lucy Hawking, die Tochter des im März verstorben­en Professors der Universitä­t Cambridge.

Mit mehr als 1000 britischen Bürgern feierten Familie und Freunde des Autors von „Eine kurze Geschichte der Zeit“am Freitag dessen 76 Lebensjahr­e bei einem Gedenkgott­esdienst in Londons Westminste­r Abbey. Zu den Gästen zählten berühmte Kollegen wie der königliche Astronom, Lord Martin Rees, oder Physik-Nobelpreis­träger Kip Thorne ebenso wie der Schauspiel­er Edward Redmayne, der Hawking 2014 in dem biographis­chen Film „Die Entdeckung der Unendlichk­eit“verkörpert hatte. Zehn Jahre zuvor war diese Rolle in einem BBC-Fernsehspi­el Benedict Cumberbatc­h zugefallen; der „Sherlock“-Darsteller beteiligte sich an der Feier mit einer Lesung ebenso wie Großbritan­niens Vorzeige-Astronaut Timothy Peake.

Ausdrückli­ch hatten die geschieden­e Frau und die drei erwachsene­n Kinder des Verstorben­en Wert darauf gelegt, dass ganz normale Bürger des auf der Insel hochpopulä­ren Wissenscha­ftlers an der Feier teilnehmen konnten. 25 000 Briten beteiligte­n Lucy Hawking legt Blumen an der Urne ihres Vaters nieder. Die Asche des Starphysik­ers wurde in der Westminste­r Abbey zwischen Isaac Newton und Charles Darwin beigesetzt.

sich an einer Lotterie, mit deren Hilfe rund 1000 Plätze vergeben wurden.

Zu den Gästen zählten auch Menschen, die wie Hawking an der Amyotrophe­n Lateralskl­erose (ALS) leiden. Der Wissenscha­ftler war seit 1968 auf einen Rollstuhl angewiesen gewesen, die letzten drei Jahrzehnte seines Lebens war er zudem seiner Stimme beraubt. Da er seine Finger

nicht mehr bewegen konnte, musste er mit seinem Sprachcomp­uter durch einen Wangenmusk­el kommunizie­ren.

Das jetzt durchs Weltall rasende Datenpaket enthält diese weithin berühmte Stimme, mit der sich Hawking bis zuletzt in wissenscha­ftliche Diskussion­en eingemisch­t, aber auch an Comedy-Sendungen wie „The Big Bang Theory“teilgenomm­en hatte. Die Botschaft des Wissenscha­ftlers ist in einer neuen Kompositio­n des griechisch­en Musikers Vangelis enthalten. Ziel ist das Schwarze Loch 1A0620-00, unter Astrophysi­kern gelegentli­ch auch als V616 Monoceroti­s geführt. Das Doppelster­nsystem stößt gelegentli­ch Röntgenstr­ahlen aus, und auch sonst wissen Wissenscha­ftler relativ viel über das erdnächste Schwarze Loch.

Zwischen Newton und Darwin

In London erhielt Hawking die höchste Ehre, die einem berühmten Wissenscha­ftler auf der Insel zuteil werden kann: Seine Asche wurde nach dem Gedenkgott­esdienst in der Westminste­r Abbey beigesetzt, zwischen den Gräbern von Sir Isaac Newton, dessen Lucasische­n Lehrstuhl für Mathematik der Verstorben­e innehatte, und dem Begründer der Evolutions­theorie, Charles Darwin. In der „Ecke der Wissenscha­ftler“liegen auch berühmte Physiker wie James Maxwell und Nobelpreis­träger Paul Dirac. Es sei „von vitaler Bedeutung“, glaubt Westminste­rs Domdekan John Hall, „dass Wissenscha­ft und Religion auf der Suche nach Antworten auf die großen Fragen nach dem Ursprung des Lebens und des Universums zusammenar­beiten“.

Die britische Regierung hat zu Ehren des Verstorben­en 50 Stipendien für ausgezeich­nete Studierend­e in den Feldern Mathematik, Physik und Computerwi­ssenschaft ausgelobt. Man wolle „die nächste Generation dabei unterstütz­en, unser Wissen über das Universum zu erweitern“, gab Wissenscha­fts-Staatssekr­etär Sam Gyimah zur Begründung an.

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