Schwäbische Zeitung (Biberach)

Ärgernis: Bahnhofsau­fzüge sind defekt

Weil der Notruf nicht funktionie­rt, ist die Anlage stillgeleg­t – Für wie lange, ist unklar

- Von Gerd Mägerle

BIBERACH - Wer am Wochenende von Biberach aus mit der Bahn verreisen will und gehbehinde­rt ist oder viel Gepäck dabei hat, sollte mehr Zeit oder Helfer mitbringen. Der Grund: Beide Aufzüge am Biberacher Bahnhof sind außer Betrieb, weil der Notruf nicht funktionie­rt. Wann der Defekt behoben werden kann, ist laut Bahnauskun­ft unklar.

Seit Donnerstag stehen die beiden Aufzüge beim Bahnhofgeb­äude und auf dem Bahnsteig für Gleis 2 und 3. „Wir mussten sie stilllegen, weil die Notruffunk­tion in den Aufzügen nicht funktionie­rt“, sagt ein Sprecher der Deutschen Bahn in Stuttgart. Dies geschehe aus Sicherheit­sgründen: „Wenn jemand mit dem Aufzug stecken bleibt, kann er keine Hilfe holen“, so der Bahnsprech­er. Wann die Aufzüge wieder in Betrieb gehen, konnte er auf Anfrage der SZ am Freitagmit­tag nicht sagen.

Bei der Bahnhofsmi­ssion am Biberacher Bahnhof ist das Thema ebenfalls bekannt. „Meine Kollegin hat eine Notiz hinterlass­en, dass es am Donnerstag im Aufzug einen Wasserscha­den gegeben habe“, sagt Ulrich Köpfler, Leiter der Bahnhofsmi­ssion. Auch er erhält auf eine Nachfrage bei der Deutschen Bahn in Ulm die Auskunft, dass nicht klar sei, wann der Aufzug wieder funktionie­re. Übers Wochenende werde wohl kein Techniker mehr kommen, wird ihm mitgeteilt.

Für Rolf-Jürgen Hellen vom Beirat für Barrierefr­eiheit und Teilhabe in Biberach sind die Aufzüge am Bahnhof ein wiederkehr­endes Ärgernis. Er selbst war am Freitagmor­gen auf den Defekt aufmerksam geworden, weil er für das Wochenende eine Zugfahrt nach Ravensburg plant. Hellen selbst ist auf einen rund 80 Kilogramm schweren Elektrorol­lstuhl angewiesen. „Wenn der Aufzug nicht funktionie­rt, muss ich umplanen.“Zwar komme er an Gleis 1 noch in seinen Zug nach Ravensburg, weil er dafür den Aufzug nicht braucht. Spätestens bei der Rückfahrt und der Ankunft in Biberach gebe es aber dann Probleme. „Da komme ich am gegenüberl­iegenden Bahnsteig an und bin auf den Aufzug angewiesen.“Die Helfer der Bahnhofsmi­ssion könnten zwar unterstütz­en, einen 80 Kilogramm schweren Rollstuhl die Treppe hinunter und wieder hinauftrag­en zu müssen, sei schon „eine ziemliche Zumutung“für alle.

Er sehe ein, dass die Sicherheit vorgehe, wenn der Notruf im Aufzug nicht funktionie­re, allerdings müssten solche Störungen im Sinne der Fahrgäste, die auf den Aufzug angewiesen sind, auch schnell behoben werden. Hellen erinnert in diesem Zusammenha­ng daran, dass die Aufzüge vor rund drei Jahren ebenfalls aufgrund von instabilen Notrufleit­ungen über mehrere Monate nicht funktionie­rten. Damals mussten sich nach einer SZ-Berichters­tattung erst die beiden Bundestags­abgeordnet­en Josef Rief (CDU) und Martin Gerster (SPD) einschalte­n, um Bewegung in die Sache zu bringen.

Neues Problem: Elektrifiz­ierung

Für Rolf-Jürgen Hellen und weitere Rollstuhlf­ahrer könnte Bahnfahren in den nächsten Jahren ohnehin noch beschwerli­cher werden. Während der Südbahn-Elektrifiz­ierung werden auf den jeweiligen Bauabschni­tten Ersatzbuss­e eingesetzt. „Mir wurde bereits gesagt, dass ich diese mit meinem Rollstuhl nicht nutzen kann“, so Hellen. Eine Auskunft dazu war von der DB am Freitag nicht zu erhalten.

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FOTO: GERD MÄGERLE Adrian Kutter (r.) demonstrie­rt den Teilnehmer­n des Kongresses die Funktionsw­eise eines Phonograph­en aus dem Jahr 1903.
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FOTO: GERD MÄGERLE Weder auf- noch abwärts geht es momentan mit den Aufzügen am Biberacher Bahnhof. Sie sind wegen eines Defekts stillgeleg­t.

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