Schwäbische Zeitung (Biberach)
Telekom visiert Standort am Kreuzberg an
Infoveranstaltung zu Mobilfunkmastplänen – 267 Unterschriften gegen Standort
MASELHEIM - Die Funkmastpläne der Telekom treiben die Äpfinger und Sulminger um. Bei einem Infonachmittag im Maselheimer Rathaus hat die Telekom nun bestätigt: Sie verfolgt aktuell ausschließlich den Standort Äpfinger Berg/Kreuzberg. In der fast zweieinhalbstündigen Veranstaltung forderten Vertreter der „Interessengemeinschaft besorgter Bürger aus den Ortsteilen Äpfingen und Sulmingen“(IG) und Zuhörer Antworten auf ihre Fragen nach Alternativstandorten und nach der Strahlenbelastung.
„Der Kreuzberg ist das einzige Gebiet, von dem aus beide Orte, Äpfingen und Sulmingen, gut zu versorgen sind“, sagte Frank-Peter Käßler, Kommunalbeauftragter der Telekom. Deshalb sei das Suchgebiet der Berg – mit Ausnahme der Spitze, auf der das Kreuz steht – und nicht die Umgebung. „Andernfalls würden mehrere Standorte benötigt.“Das wolle man vermeiden, berichtete Käßler, der sich zum Stand von Grundstücksverhandlungen nicht äußern wollte. „Finden wir am Berg einen Platz, werden wir ihn nutzen“, kündigte er an.
Gegen diesen Standort hat sich in Äpfingen und Sulmingen in den vergangenen Wochen Widerstand formiert. Hubert Hagel von der „Interessengemeinschaft besorgter Bürger“übergab 267 Unterschriften gegen den Standort Kreuzberg. „Wir sind keine Mobilfunkgegner“, hob Hagel hervor. Der IG gehe es darum, dass der Standort nur 80 Meter von der Wohnbebauung und 250 Meter vom Kindergarten entfernt liege. „Wir fordern 500 Meter Abstand.“
Technische und wirtschaftliche Erwägungen
Käßler schilderte im Verlauf des Gesprächs technische und ökonomische Gründe, weshalb die Telekom das nicht möchte. „Wir müssen so dicht wie möglich an den Nutzer heran“, sagte er. Je weiter die Entfernung zu den Haushalten sei, desto niedriger sei das Signal. Und das konterkariere das Ziel, eine gute Versorgung zu erreichen, erläuterte er. Am Kreuzberg komme es zudem nur zu wenigen Interferenzen, also zu Störungen durch benachbarte Funknetze.
Der Forderung nach Alternativstandorten im Westen und Süden erteilte der Telekomvertreter eine Absage. Eine Versetzung nach Süden habe mehr Interferenzen zur Folge. Ein Standort weiter im Westen bringe neben Interferenzen das Problem mit sich, dass der östliche Versorgungsbereich nicht abgedeckt werde. Dann brauche man einen zusätzlichen Funkmast. „Wir haben das Geld nicht zu verschenken“, argumentierte Käßler.
Hubert Hagel und Christian Hecht von der IG sprachen daraufhin das Thema Laupertshausen an. Dort ist die Telekom vom ursprünglich gewünschten Standort Mehrzweckhalle/Kindergarten abgerückt. Käßler wies auf eine entsprechende Richtlinie der Telekom zu Kitas hin. Dabei gehe es um „emotionale Rücksichtnahme“, sagte er.
Die 250 Meter, die der Äpfinger Kindergarten vom geplanten Mast entfernt liege, seien indes „ein sehr großer Abstand“, so der Telekommitarbeiter. „Da kommt an Feldstärke so gut wie nichts an.“
Strahlung von Funkantenne und Handy
Auf das Thema elektromagnetische Strahlung ging Käßler ausführlich ein. Zum einen wies er auf die gesetzlichen Grenzwerte hin. Zum anderen erklärte er den Zusammenhang zwischen elektromagnetischer Strahlung von Funkmastantenne und Endgerät. Sei der Sender weit weg und die Versorgung schlecht, steige die vom Handy ausgehende Strahlung drastisch an. „Auf bis zu 70 Prozent des Grenzwerts“, so Käßler. Zum Vergleich, die Telekom schöpfe den Grenzwert mit ihrem Sender zu etwa zehn Prozent aus. „Man tut sich keinen Gefallen, den Standort weiter weg zu verlegen. Das Endgerät strahlt dann mehr“, folgerte er.
Bei einem näheren Standort nehme zwar die Strahlung des Senders ein wenig zu, aber die des Endgeräts deutlich ab, erklärte er. Deshalb sei ein solcher Standort vorzuziehen. Im Blickpunkt der Studien zum Krebsrisiko stünden heute im Übrigen nicht mehr die Mobilfunksender, sondern die Strahlung der Endgeräte, sagte Käßler.
Er erläuterte weiter, dass die Sender nicht 24 Stunden am Tag mit der gleichen Stärke strahlen. Denn sie erkennen, wie viel Leistung von den Endgeräten angefragt wird. „Nachts haben wir so gut wie keine Leistung. Es ist wie mit einem BMW, der fährt auch nicht immer mit Vollgas.“
Ein weiteres Thema an dem Nachmittag bildete die Zahl der Antennen am künftigen Funkmast. Die Telekom selbst plane drei, berichtete Käßler und bestätigte, dass eine Untervermietung des Masts an andere Anbieter möglich ist. Die IG formulierte daraufhin ihre Befürchtung, dass sich mit mehr Anbietern und neuen Technologien auch die Strahlung erhöhen werde. „Wir fordern 500 Meter Abstand“, wiederholte Hubert Hagel.
„Für Sie gibt es keine Alternative zum Äpfinger Berg?“, wollte ein Bürger gegen Ende der Fragerunde von Käßler wissen. „Stand heute, nein“, antwortete dieser.