Schwäbische Zeitung (Biberach)
Ein Armutszeugnis
Der Leiter des Baubetriebsamts steht nicht im Ruf, sich permanent öffentlich über die Zustände in der Stadt zu beklagen. Insofern lässt das, was Markus Merkle diese Woche im Bauausschuss und im Gespräch mit der SZ in sachlichem Ton formuliert hat, durchaus aufhorchen.
Es geht um zwei Punkte, die auf den ersten Blick nicht direkt etwas miteinander zu tun haben; gemeinsam ist ihnen aber ein Ausdruck von Verrohung und sinkender Hemmschwellen, die sich in unserer Gesellschaft allmählich zu etablieren scheinen. Dass Menschen, die sich bei Wind und Wetter um die Sauberkeit in der Stadt kümmern, verbal und sogar körperlich bedroht werden, ist ein Armutszeugnis. Eigentlich sollte man diesen Leuten dankbar sein, dass sie eine Arbeit verrichten, die vermutlich kaum ein anderer gerne machen will. Stattdessen müssen sie nun lernen, sich zu verteidigen.
Genauso unverständlich ist die sinnlose Zerstörungswut im Bereich von Stadtgarten und Gigelberg, gepaart mit Trinkgelagen, Müll und Pöbeleien. Kein Problem, das über Nacht plötzlich aufgetaucht ist. Als die SZ im vorigen Herbst schon einmal über diese Dinge berichtete, hieß es von den verantwortlichen Stellen bei Stadt und Polizei sinngemäß, das Ganze sei ungefährlich und auch nicht schlimmer als andernorts.
Sofern man die Worte des Baubetriebsamtsleiters ernst nimmt, wäre es jetzt an der Zeit, diese Themen konsequent anzugehen, bevor solche Zustände zur Normalität werden.
g.maegerle@schwaebische.de