Schwäbische Zeitung (Biberach)
Junges Baugebiet mit Startschwierigkeiten
Mittelbiberacher Gemeinderat nimmt „Gartenäcker“und neuen Spielplatz in Reute ab
MITTELBIBERACH-REUTE - Viele Bürger aus Reute haben darauf gewartet: 35 neue Bauplätze entstehen im Gebiet „Gartenäcker“in Reute. Am Montagabend hat der Gemeinderat die Arbeiten abgenommen. Diskussionen gab es unter anderem über den Schutz vor Starkregen.
Idyllisch wirkt die Aussicht vom zukünftigen Wohngebiet „Gartenäcker“über die Dächer von Reute. Von der Hanglage aus reicht sie über den ganzen Ort auf der einen Seite und bis zum Waldrand auf der anderen Seite. Doch vor allem der Blick in die Tiefe interessierte die Besucher, Gemeinderäte und Ingenieure am Montagabend: Dort, wo zukünftig Schmutz- und Abwasser fließen sollen. Bis zu sieben Meter tief musste gegraben werden, um den Schmutzwasserkanal so zu verlegen, dass die Bauherren ihre Keller im freien Gelände entwässern können. Doch auch das Regenwasser war ein kontrovers diskutiertes Thema: Erst Anfang Juni hatte es wieder seine ganze Wucht bewiesen, als es die Felder herabgeschossen kam, wie es die Reuter zuvor noch nicht gesehen hatten.
Schafe standen im Wasser
„Meine Schafe sind im Wasser gestanden“, klagte eine Anwohnerin im Gespräch mit der SZ. Mit umfangreichen Maßnahmen sei vorgesorgt worden, erklärte Erwin Schmid vom Ingenieurbüro ES Tiefbauplanung. Ein Damm an der Nordseite des Gebiets und ein Kanal, der das Wasser aufnimmt, sollen zukünftig auch größere Regenmengen kontrolliert in den Seltenbach ableiten. „Wir können aber auch nicht für jedes Regenereignis vorsorgen“, sagte Schmid. Im Wohngebiet wurde zudem ein Stauraumkanal mit 600 Kubikmeter Rückhaltevolumen gebaut.
Die Topografie des bewegten Geländes mache die aufwendige Bauweise notwendig. Die Arbeiten seien kompliziert gewesen, berichtete Bauingenieur Schmid. „Der Baugrund war nicht so prickelnd“, erzählte er. Feuchtigkeit und Schlamm machten den Arbeitern zu schaffen. Bei schlechtem Wetter habe sich der Bagger einmal in einigen Metern Tiefe „vergraben“.
Insgesamt hat die Gemeinde in die Arbeiten mehr als 1,3 Millionen Euro investiert, die größte Investitionsmaßnahme des vergangenen Jahres. Die schwierige Erschließung schlägt sich allerdings auch in den Preisen nieder: 135 Euro kostet der Quadratmeter. Doch die Nachfrage sei dennoch hoch. Von den 35 Bauplätzen sind 21 bereits im ersten Abschnitt verkauft worden, zwei stehen noch zum Verkauf. Im zweiten Abschnitt sollen dann weitere zwölf Bauplätze freigegeben werden. Wann dies geschehen wird, darüber müsse der Gemeinderat noch entscheiden. „Hätten wir die Bauplätze auf einen Schlag freigegeben, hätten wir Probleme gehabt, die Kindergartenplätze anzubieten“, erklärte Mittelbiberachs Bürgermeister Hans Berg.
Reutes Ortsvorsteher Hans Mast zeigte sich zufrieden mit dem Wohngebiet. „Das Schöne ist, dass wir hier ein richtig junges Baugebiet erhalten“, sagte er im Gespräch mit der SZ. Modern ist nicht zuletzt die Breitbandversorgung mit Glasfaserkabel bis zum Haus. Sowohl Unitymedia als auch die Telekom wollen Internetanschlüsse anbieten. „Das sind paradiesische Zustände, von denen das Oberdorf nur träumen kann“, sagte Bürgermeister Berg. Das Ziel sei es, vor allem auch die jungen Bewohner in Reute halten zu können. Die Bauplätze seien zum
„Ich behaupte, hier gibt es nicht ein Spekulationsobjekt.“Reutes Ortsvorsteher Hans Mast zum neuen Baugebiet „Gartenäcker“
allergrößten Teil an Reuter vergeben worden und zum kleinen Teil an Mittelbiberacher. Der Bauzwang stelle sicher, dass die Grundstücke rasch bebaut würden, zudem wollen alle Bauherren die Häuser auch selbst nutzen. „Ich behaupte, hier gibt es nicht ein Spekulationsobjekt“, sagte Ortsvorsteher Mast.
Spielplatz für 60 000 Euro saniert
Für die jüngsten Bewohner von Reute ist unweit des Baugebiets „Gartenäcker“ein Spielplatz umgebaut worden. Anwohner hatten zunächst vorgeschlagen, auf einen Bauplatz zu verzichten und stattdessen den Spielplatz direkt im neuen Wohngebiet zu bauen. Diesem Vorschlag war der Gemeinderat allerdings nicht gefolgt.
Stattdessen ist nun der Spielplatz bei der Gemeindehalle ausgebaut worden. „Ein wunderschöner Ort“, erklärte Berg bei der Abnahme der Arbeiten am Montagabend. Die Geräte waren zuletzt in die Jahre gekommen, viele seien vor 30 Jahren gebaut worden. Ältere, die noch in Schuss waren, wurden aber stehen gelassen und in die neue Gestaltung integriert. Hinzu gekommen sind unter anderem mehrere Sitzgruppen, eine neue Nestschaukel sowie ein Spielturm mit Kletterwand. Rund 60 000 Euro hat die Gemeinde dafür investiert. Einige Gemeinderäte ließen es sich da nicht nehmen, die ersten Spielmöglichkeiten gleich auszuprobieren.