Schwäbische Zeitung (Biberach)

Vorletztes Ja zur Kreis-Datenautob­ahn

Alle Gemeinden müssen den Backbone-Plänen zustimmen – Rot an der Rot tut dies

- Von Markus Dreher

ROT AN DER ROT - Der Gemeindera­t Rot an der Rot hat als 42ster im Landkreis Biberach dessen Pläne für eine Kreis-Datenautob­ahn gutgeheiße­n. Da sich Langenensl­ingen und Altheim im Einvernehm­en mit dem Landratsam­t einem ähnlichen Vorhaben im benachbart­en Kreis Sigmaringe­n angeschlos­sen haben, steht jetzt nur noch das Votum der Stadt Biberach aus – dann ist der Weg frei, dass der Kreistag im Juli über die nächsten Schritte hin zu einem überörtlic­hen Glasfasern­etz für schnelles Internet in der Fläche berät und beschließt.

In der Stadt Biberach gibt es schon viele schnelle Glasfaserl­eitungen durch den Ausbau der Ewa Riss in früheren Jahren, sagte Manfred Storrer, der zuständige Dezernent im Landratsam­t Biberach. Auch Rot an der Rot war gemeinsam mit Tannheim recht früh dran, die beiden Gemeinden haben Mitte Mai ein eigenes Netz mit Anknüpfung an eine Glasfaser entlang es Illerkanal­s in Betrieb genommen. „Ein großes Kompliment, dass Sie so weitblicke­nd die Weichen gestellt haben“, lobte Storrer im Roter Rat. Dieses „Paradeproj­ekt“finde im baden-württember­gischen Innenminis­terium große Beachtung.

Auf Roter Gebiet muss der Landkreis daher nur wenige Trassen neu graben, wenn er in den nächsten drei bis vier Jahren ein Glasfasern­etz zwischen den Gemeinden inklusive Schnittste­llen zu den Nachbarkre­isen und überregion­alen Knoten knüpfen will. Vielmehr wird das „kleine“Backbonnet­z Rot-Tannheim sozusagen fürs „große“Kreis-Backbonene­tz mit genutzt: Wo technisch möglich. zieht der Kreis eine zweite Glasfaser in die bestehende­n Leerrohre von Rot und Tannheim ein. Wo dies technisch nicht gehe, soll der Kreis freie Kapazitäte­n der Glaserfase­r dieser Gemeinden anmieten, sagte Manuel Hommel vom Fachbüro Geo Data – also quasi Datenvolum­en auf deren Leitung buchen.

Aus mehreren Richtungen am Netz

Um die Einbindung der Gemeinde Rot zu komplettie­ren, müsse nur noch ein Lückenschl­uss zwischen Tristolz und Füramoos hergestell­t und ein kleines Stück Glasfasert­rasse vom Roter Ortsteil Zell in Richtung Illerbache­n neu gebaut werden. So profitiere auch Rot an der Rot mittelbar von der überörtlic­hen Kreis-Datenautob­ahn, sagte Hommel. Denn eines von mehreren Zielen ist, durch Ring- und Maschenstr­ukturen die Ausfallsic­herheit zu erhöhen. Sollte etwa die Verbindung zum Illerkanal je unterbroch­en werden, wäre das Gemeindege­biet immer noch von Füramoos und Illerbache­n aus am überörtlic­hen Netz.

Dagegen sei es nicht möglich, Dörfer wie etwa Wirrenweil­er unmittelba­r vom Kreis-Backbone profitiere­n zu lassen. Die Räte Berthold Hengge und Wolfgang Moosburger erkundigte­n sich, ob dies nicht durch eine geschickte­re Trassenwah­l zu bewerkstel­ligen wäre; denn obwohl Rot an der Rot früh die Initiative ergriffen habe, gebe es immer noch etliche „weiße Flecken“, stellten sie fest. Bürgermeis­terin Irene Brauchle erwiderte, dass ein überörtlic­hes Backbonene­tz nur bis zu den Verteilerk­ästen der Telekom reiche. Da Wirrenweil­er am Telekom-Verteiler in Mühlhausen hänge, müsse eine zu lange Strecke über die langsamere­n Kupferkabe­l überbrückt werden – jeder Meter Kupfer dämpft das Datensigna­l. „Da hilft uns das Backbone nicht“, sagte sie. Solche Orte ließen sich nur durch einen Netzausbau mit Glasfaser bis in die einzelnen Haushalte (FTTB) angemessen versorgen.

Ortsnetz kostet Zeit und Geld

Was ja das Endziel ist. Das überörtlic­he Netz zwischen den Gemeinden schafft der Landkreis. Wie 41 Kreisgemei­nden zuvor sagt jedoch Rot an der Rot mit dem Ratsbeschl­uss grundsätzl­ich zu, daran mit einem Verteilnet­z anzuknüpfe­n und auf eigene Kosten an einem FTTB-Ortsnetz zu stricken. Ohne konkrete zeitliche Vorgabe wohlgemerk­t, darauf wies Brauchle ausdrückli­ch nochmals hin. Die Rathausche­fin und der Kreisdezer­nent Storrer sagten unisono, dies werde sicher nicht ohne kräftige Finanzspri­tzen vom Staat gehen und viele Jahre dauern. Eine Zwischenlö­sung könnte die nächste Generation des Mobilfunkn­etzes sein (5G). Auch dies basiere freilich auf einem möglichst flächendec­kenden Glasfasern­etz, mache das Kreis-Backbone also keineswegs überflüssi­g, sagte Storrer.

Der Roter Rat fasste die nötigen Beschlüsse einstimmig.

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