Schwäbische Zeitung (Biberach)
Blütezeit des Reinstetter Gartenbauvereins ist vorbei
Verein löst sich nach 40 Jahren auf – Keine Freiwilligen gefunden, die in den Vorstand wollen
REINSTETTEN - Die Entscheidung ist den Verantwortlichen schwergefallen, am Ende ist sie jedoch unumgänglich gewesen: Der Gartenbauverein Reinstetten löst sich auf. „Ich mache das nicht gern, aber es bleibt uns nichts anderes übrig“, sagt der Vorsitzende Franz Ammann, der inzwischen beim Notar war. Trotz großer Bemühungen fand sich kein Schriftführer und stellvertretender Vorsitzender. Jetzt hofft Ammann, dass sich zumindest ein paar Ehrenamtliche bereit erklären, sich um die Blumen im Ort zu kümmern.
Eigentlich hätte der Gartenbauverein in diesem Jahr Anlass zum Feiern. Seit 40 Jahren besteht die Institution in Reinstetten. Die Mitglieder pflegen beispielsweise den Kirchenhang, bepflanzen die Kübel in der Ortsmitte oder bestücken die Kästen am Geländer der Rottumbrücke mit Pflanzen. Doch die Ehrenamtlichen sorgen nicht nur für eine bunte Blumenpracht, sie organisieren auch gesellige Ausflüge und Wanderungen wie zum Beispiel ins Wurzacher Ried oder ins Allgäu. „Wir sind mehr als nur Graszupfer“, sagt der bisherige Schriftführer Franz Kiefer. Aus zeitlichen Gründen entschied er, sein Amt abzugeben. Bei der Hauptversammlung im April fand sich keiner, der seinen Posten übernehmen wollte. Auch das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden blieb vakant.
Abschied fällt schwer
„Wir haben daraufhin alle Mitglieder schriftlich auf die Notlage hingewiesen“, erläutert Kiefer. Es meldeten sich aber wiederum keine Freiwilligen, weshalb bei einer außerordentlichen Mitgliederversammlung vor Kurzem die Auflösung des Vereins in die Wege geleitet wurde. „Wir haben den Beschluss schweren Herzens gefasst“, schildert Kiefer. Das Ganze sei unausweichlich gewesen, müsse das Vorstandsteam doch mindestens aus vier Mitgliedern bestehen. So sehen es die Vereinsstatuten vor.
Die Gründe für diese Entwicklung sind unterschiedlich. „Es gab nur wenige Mitglieder, die jünger als 60 Jahre waren“, sagt Franz Kiefer. Zudem nehme die Bereitschaft der Leute, in Vereinen Verantwortung zu übernehmen, ab. An Mitgliedern mangelte es dem Gartenbauverein nämlich nicht, zählte er doch etwa 85 Mitglieder am Ende. Auch im Ort selbst gebe es trotz aller Herausforderungen im Ehrenamt ein florierendes Vereinsleben, unter anderem dank des Sport- und Musikvereins. „Uns ist es nicht gelungen, unser Anliegen weiterzutragen“, erläutert Franz Kiefer, der auch Reinstettens Ortsvorsteher ist. Allein ist der Gartenbauverein mit diesem Schicksal nicht. Der Schwäbische Albverein Laupheim steht nach 126 Jahren ebenfalls vor der Auflösung.
Nichts unversucht gelassen
Allzu überraschend kam das Aus für die Beteiligten aber nicht. „Als ich vor etwa zehn Jahren als Vorsitzender angefangen habe, war schon alles Spitz auf Knopf“, erinnert sich Ammann. Schon damals habe es Probleme gegeben, wichtige Posten zu besetzen. Die Verantwortlichen ergaben sich seitdem aber nicht ihrem Schicksal. So stellten sie beispielsweise den Ablauf der Hauptversammlungen um. „Nach den Formalien gab es einen Fachvortrag zu einem bestimmten Thema“, sagt Franz Kiefer. Den Mitgliedern sollte auf diese Weise ein Mehrwert geboten werden: „Sie sollten sich nicht nur als Beitragszahler fühlen, sondern auch etwas für den heimischen Garten mitnehmen.“
Blick richtet sich nach vorn
Bis sich das Kapitel des Gartenbauvereins schließt, wird es noch eine Weile dauern. Denn so eine Auflösung ist mit reichlich Papierkram verbunden. Meldung beim Finanzamt, Verkauf von Gerätschaften, Austragen aus dem Vereinsregister – formal gesehen ist der Verein erst Ende 2019 Geschichte. Bis das Vermögen an eine soziale Einrichtung gespendet werden kann, dauert es aber noch weitaus länger. „Das Geld muss zehn Jahre auf der Bank verbleiben. Vorher darf es nicht angerührt werden“, so Ammann. Trotz allem richtet er den Blick nach vorne: „Jetzt geht es darum, Ehrenamtliche zu finden, die die Pflege des Blumenschmucks übernehmen.“Denn die Gartenbauvereinsmitglieder könnten dies wegen ihres hohen Alters nicht mehr ewig machen.