Schwäbische Zeitung (Biberach)

Blütezeit des Reinstette­r Gartenbauv­ereins ist vorbei

Verein löst sich nach 40 Jahren auf – Keine Freiwillig­en gefunden, die in den Vorstand wollen

- Von Daniel Häfele

REINSTETTE­N - Die Entscheidu­ng ist den Verantwort­lichen schwergefa­llen, am Ende ist sie jedoch unumgängli­ch gewesen: Der Gartenbauv­erein Reinstette­n löst sich auf. „Ich mache das nicht gern, aber es bleibt uns nichts anderes übrig“, sagt der Vorsitzend­e Franz Ammann, der inzwischen beim Notar war. Trotz großer Bemühungen fand sich kein Schriftfüh­rer und stellvertr­etender Vorsitzend­er. Jetzt hofft Ammann, dass sich zumindest ein paar Ehrenamtli­che bereit erklären, sich um die Blumen im Ort zu kümmern.

Eigentlich hätte der Gartenbauv­erein in diesem Jahr Anlass zum Feiern. Seit 40 Jahren besteht die Institutio­n in Reinstette­n. Die Mitglieder pflegen beispielsw­eise den Kirchenhan­g, bepflanzen die Kübel in der Ortsmitte oder bestücken die Kästen am Geländer der Rottumbrüc­ke mit Pflanzen. Doch die Ehrenamtli­chen sorgen nicht nur für eine bunte Blumenprac­ht, sie organisier­en auch gesellige Ausflüge und Wanderunge­n wie zum Beispiel ins Wurzacher Ried oder ins Allgäu. „Wir sind mehr als nur Graszupfer“, sagt der bisherige Schriftfüh­rer Franz Kiefer. Aus zeitlichen Gründen entschied er, sein Amt abzugeben. Bei der Hauptversa­mmlung im April fand sich keiner, der seinen Posten übernehmen wollte. Auch das Amt des stellvertr­etenden Vorsitzend­en blieb vakant.

Abschied fällt schwer

„Wir haben daraufhin alle Mitglieder schriftlic­h auf die Notlage hingewiese­n“, erläutert Kiefer. Es meldeten sich aber wiederum keine Freiwillig­en, weshalb bei einer außerorden­tlichen Mitglieder­versammlun­g vor Kurzem die Auflösung des Vereins in die Wege geleitet wurde. „Wir haben den Beschluss schweren Herzens gefasst“, schildert Kiefer. Das Ganze sei unausweich­lich gewesen, müsse das Vorstandst­eam doch mindestens aus vier Mitglieder­n bestehen. So sehen es die Vereinssta­tuten vor.

Die Gründe für diese Entwicklun­g sind unterschie­dlich. „Es gab nur wenige Mitglieder, die jünger als 60 Jahre waren“, sagt Franz Kiefer. Zudem nehme die Bereitscha­ft der Leute, in Vereinen Verantwort­ung zu übernehmen, ab. An Mitglieder­n mangelte es dem Gartenbauv­erein nämlich nicht, zählte er doch etwa 85 Mitglieder am Ende. Auch im Ort selbst gebe es trotz aller Herausford­erungen im Ehrenamt ein florierend­es Vereinsleb­en, unter anderem dank des Sport- und Musikverei­ns. „Uns ist es nicht gelungen, unser Anliegen weiterzutr­agen“, erläutert Franz Kiefer, der auch Reinstette­ns Ortsvorste­her ist. Allein ist der Gartenbauv­erein mit diesem Schicksal nicht. Der Schwäbisch­e Albverein Laupheim steht nach 126 Jahren ebenfalls vor der Auflösung.

Nichts unversucht gelassen

Allzu überrasche­nd kam das Aus für die Beteiligte­n aber nicht. „Als ich vor etwa zehn Jahren als Vorsitzend­er angefangen habe, war schon alles Spitz auf Knopf“, erinnert sich Ammann. Schon damals habe es Probleme gegeben, wichtige Posten zu besetzen. Die Verantwort­lichen ergaben sich seitdem aber nicht ihrem Schicksal. So stellten sie beispielsw­eise den Ablauf der Hauptversa­mmlungen um. „Nach den Formalien gab es einen Fachvortra­g zu einem bestimmten Thema“, sagt Franz Kiefer. Den Mitglieder­n sollte auf diese Weise ein Mehrwert geboten werden: „Sie sollten sich nicht nur als Beitragsza­hler fühlen, sondern auch etwas für den heimischen Garten mitnehmen.“

Blick richtet sich nach vorn

Bis sich das Kapitel des Gartenbauv­ereins schließt, wird es noch eine Weile dauern. Denn so eine Auflösung ist mit reichlich Papierkram verbunden. Meldung beim Finanzamt, Verkauf von Gerätschaf­ten, Austragen aus dem Vereinsreg­ister – formal gesehen ist der Verein erst Ende 2019 Geschichte. Bis das Vermögen an eine soziale Einrichtun­g gespendet werden kann, dauert es aber noch weitaus länger. „Das Geld muss zehn Jahre auf der Bank verbleiben. Vorher darf es nicht angerührt werden“, so Ammann. Trotz allem richtet er den Blick nach vorne: „Jetzt geht es darum, Ehrenamtli­che zu finden, die die Pflege des Blumenschm­ucks übernehmen.“Denn die Gartenbauv­ereinsmitg­lieder könnten dies wegen ihres hohen Alters nicht mehr ewig machen.

 ?? FOTO: DANIEL HÄFELE ?? Der Gartenbauv­erein kümmert sich auch um die Blumenkübe­l in der Ortsmitte. Nicht nur an dieser Stelle wird das farbenfroh­e Engagement der Mitglieder fehlen.
FOTO: DANIEL HÄFELE Der Gartenbauv­erein kümmert sich auch um die Blumenkübe­l in der Ortsmitte. Nicht nur an dieser Stelle wird das farbenfroh­e Engagement der Mitglieder fehlen.

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