Schwäbische Zeitung (Biberach)
Bienen und Blumen für Memmingen
Stadtwerke und Imkerverein wollen mehr Lebensraum für Insekten schaffen
MEMMINGEN - Das Projekt Stadtbiene, das die Stadtwerke Memmingen in Zusammenarbeit mit dem Imkerverein ins Leben gerufen haben, möchte die Lebensbedingungen der Bienen in Memmingen verbessern – mit Mehrwert für Bürger und Natur, erläutert Werksleiter Peter Domaschke von den Stadtwerken.
Kern des Projekts ist eine Imkerschulung. Mehr als 100 Memminger haben sich dafür gemeldet. Domaschke spricht von einem „überwältigenden Echo“. Der Kurs beim Imkerverein Memmingen ist mit 20 Teilnehmern voll belegt. Zusätzlich habe man noch fünf Menschen beim befreundeten Imkerverein Lauben unterbringen können, erzählt Marcus Gerske von den Stadtwerken.
Eine, die heuer das Imkern lernen will, ist Katharina Kilgert-Grashey: „Meine Faszination für Bienen hat in der Schulzeit begonnen“, sagt sie. Ihr damaliger Lehrer: Hans-Martin Steiger. Der Zweite Bürgermeister und Vorsitzende des Imkervereins ist gleichzeitig Schirmherr des Projekts Stadtbiene. Steiger habe sein Imkerhobby im Unterricht vorgestellt und sie mit seiner Begeisterung angesteckt, erzählt Kilgert-Grashey. Der Plan, in ihrem Garten ein Bienenvolk zu halten, stehe deshalb schon lange.
„Inzwischen sind die Kinder aus dem Alter raus, in dem man sie vom Bienenstock fernhalten müsste“, erklärt Kilgert-Grashey. Als das Projekt Stadtbiene startete, war für sie klar: „Jetzt mach ich es.“Alle zwei Wochen treffen sich die Jungimker am Lehrbienenstand des Imkervereins. Dort steht zunächst Theorie an. „Die Themen sind auf die Jahreszeit abgestimmt“, erklärt Vorsitzender Steiger.
Später üben die Frauen und Männer Handgriffe wie etwa das Schleudern der Waben am Lehrbienenstand. Die erfahrenen Imker haben für jeden Kursteilnehmer bereits einen Ableger, so heißen die Jungvölker, angelegt. Diese Bienenvölker sollen die Teilnehmer irgendwann im eigenen Garten aufstellen.
Vorfreude auf eigenen Honig
„Für mich stand nach den ersten Wochen fest, dass ich nicht so lange warten will“, sagt Kilgert-Grashey. Deshalb habe sie sich kurzerhand selbst ein Volk gekauft und aufgestellt. „Inzwischen bereue ich, dass ich das nicht schon früher gemacht habe“, sagt sie. Durch die Bienen hat sich ihr Garten verändert: „Ich schaue, dass das ganze Jahr über etwas blüht.“Beim Kauf der Blumen achte sie nicht nur auf das Aussehen, sondern auch darauf, was die Bienen mögen. Außerdem sei ein Teil des Rasens zur Blumenwiese umgewandelt worden. Die Vorfreude auf den ersten eigenen Honig sei in ihrer Familie groß, sagt Kilgert-Grashey. Die Stadtwerke wollen ihren eigenen Honig verkaufen, als eine Art „Memminger Mitbringsel“für Touristen und Gäste, beschreibt Peter Domaschke. Der Erlös soll gespendet werden.
Sonnenblumen, Kornblumen und Lavendel – bald stehen die Blumenwiesen in voller Pracht und in Memmingen sollen dann deutlich mehr Flächen blühen als im vergangenen Sommer. Damit die Bienen ausreichend Nektar finden, haben die Stadtwerke 1000 Samenpäckchen verteilt. Diese enthalten eine speziell auf Bienen abgestimmte Sonnenblumenmischung. Damit kann jeder in seinem Garten ein paar Quadratmeter Blumen anpflanzen. Die Stadtwerke selbst haben Flächen am Wasserwerk und auf dem Betriebsgelände entsprechend bepflanzt.
Dort fliegen nicht nur Bienen von Blüte zu Blüte, die Flächen bieten auch Heimat für Schmetterlinge, Käfer und Würmer. „Insekten sind für die Nahrungskette enorm wichtig“, sagt Hans-Martin Steiger. Und inzwischen gebe es in der Stadt sogar eine höhere Artenvielfalt als auf dem Land. Diese Artenvielfalt zu schützen, ist ein weiterer Aspekt des Projekts. „In der Bevölkerung besteht der Wunsch, der Natur zu helfen. Dafür wollen wir die Voraussetzungen schaffen“, erklärt Steiger.
Hotels für Wildbienen
Die Blumenwiesen kommen auch den Wildbienen zugute. „Denn das sind die eigentlich Bedrohten“, sagt Steiger. Um diesen Tierchen zusätzlich zu helfen, haben die Stadtwerke Baupläne für Wildbienenhotels an Schulen und Kindertagesstätten verteilt.