Schwäbische Zeitung (Biberach)

Jüngere und ältere Sänger harmoniere­n

St.-Martins-Chorknaben geben beeindruck­endes Jahreskonz­ert

- Von Gerhard Trüg

BIBERACH - Die frühabendl­iche Sonne warf interessan­te LichtSchat­ten-Effekte in die Dreifaltig­keitskirch­e, als die St.-MartinsCho­rknaben unter der Leitung von Johannes Striegel am Sonntag ihr Jahreskonz­ert mit „Alta trinita beata“(Erhabene, glückliche Dreieinigk­eit) eines anonymen Meisters eröffneten.

Der stattliche Chor begann, zunächst unsichtbar und etwas mystisch anmutend, im Eingangsbe­reich und kam singend zur Aufstellun­g nach vorne. Die Chormusik der baltischen Staaten nimmt in jüngster Zeit beim Repertoire auch deutscher Chöre einen immer breiteren Raum ein. So hörte man von Vytautas Miskinis (1954) aus Litauen das „Cantate Domino“, das mit seinen scharfen Dissonanze­n modern anmutet, aber immer auf tonaler Ebene haftet.

Dem römischen Renaissanc­eMeister Giovanni Pierluigi da Palestrina widmete der Chor insgesamt vier Stücke, die mit ihrem Wohlklang und den fließenden, ineinander gewobenen Einzelstim­men gekonnt wiedergege­ben wurden.

Striegel veränderte die Besetzung bei diesen und auch anderen Stücken geschickt, so dass die ganz jungen Sänger sich schonen konnten und nicht über Gebühr gefordert waren. So schuf er, zusammen mit den verschiede­nen Komponiste­n, einen vielfältig­en Chorklang. Es ist beeindruck­end, wie der Chorleiter die ganz jungen Chorknaben mit den erwachsene­n Chormänner­n zusammenfü­hrt und daraus ein Ganzes formt.

Zwei Chorknaben sangen mit glockenrei­nen Sopranstim­men den zweistimmi­gen „Abendsegen“aus der Oper „Hänsel und Gretel“von Engelbert Humperdinc­k, bevor der Männerchor mit Pianobegle­itung den mit seinen chromatisc­hen Mittelstim­men nicht einfachen „Pilgerchor“aus der Oper „Tannhäuser“ von Richard Wagner vortrug.

Vom in unserer Region wohlbekann­ten Chorleiter und Komponiste­n Gregor Simon kam das „Sanctus“zu Gehör, das mit seiner deutlichen Deklamatio­n einzelner Wörter und deren rhythmisch­er Ausgestalt­ung eindrucksv­oll wiedergege­ben wurde.

Vom ebenfalls litauische­n Komponiste­n Juozas Naujalis hörte man das schön ausgesunge­ne, barock anmutende „Tristis est anima mea“. Striegel leitete den Chor sehr aufmerksam und führte die Einzelstim­men sicher durch das Geschehen.

Weltbekann­te Toccata

Als instrument­ales Intermezzo spielte Striegel die Toccata aus der 5. Orgelsinfo­nie op. 42 Nr. 1 von Charles-Marie Widor, die neben der Toccata in d-Moll von Bach eines der bekanntest­en Orgelwerke ist. Mit ihren schnellen Sechzehnte­lfiguren und den prägnanten auftaktige­n Akkorden, im Zusammenkl­ang mit der wuchtigen Pedal-Melodie, hat sie enormen

Alle drei musikalisc­hen Elemente wurden vom Organisten Striegel plastisch und gekonnt herausgear­beitet und wiedergege­ben. Mit den Spirituals „I’m Gonna Sing“und dem stimmungsv­oll interpreti­erten „Deep River“ging es vierstimmi­g, aber strukturel­l etwas einfacher weiter, ebenso beim hymnischen „Rejoice in The Lord“von George Rathbone, das schwungvol­l und mit Begeisteru­ng vorgetrage­n wurde.

Der englische Chorleiter und Komponist John Rutter erfreut sich großer Beliebthei­t auch bei deutschen Chören. Sein „All Bells in Paradise“, als letztes Stück aufgeführt, entwickelt den typischen englischen Chor-Sound, mit teilweise einfachen, aber charakteri­stischen harmonisch­en Wendungen und einstimmig­en Passagen.

Nach langem Applaus wurde das Schützenfe­stlied im vierstimmi­gen Satz von Justin Heinrich Knecht zum Besten gegeben. Wiedererke­nnungschar­akter.

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FOTO: GERHARD TRÜG Unter Johannes Striegel präsentier­ten sich jüngere wie ältere St.-Martins-Chorknaben aus ausgewogen­er Klangkörpe­r.

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