Schwäbische Zeitung (Biberach)
Den „Erwischten“passiert ja nichts
Zum Bericht „Handtmann-Linde mutwillig zerstört“in der SZ vom 3. Juli: Was ist das für ein armseliges und tumbes Verhalten? Da pflanzt eine Stadt zum Andenken an eine Unternehmerpersönlichkeit, die für Generationen von Menschen Vorbild war und sehr zum Wohlstand der Stadt und ihrer Bewohner beitrug, einen Baum, der mit fortschreitendem Wuchs immer stärker an seinen Namensgeber erinnern soll – und dann dies. Es ist wohl offensichtlich, was für eine Art von Leuten sich mittlerweile dort oben auf dem Gigelberg einen „Spielplatz“für ihr perverses, die Allgemeinheit schädigendes Vorgehen geschaffen haben.
Warum aber konnte es so weit kommen? Weil ja nichts passiert, wenn man erwischt wird. Sanktionen waren in der Kleinstadt sowieso immer schon unbeliebt, zumal sich unter den „Erwischten“immer auch welche befanden, für die offensichtlich andere Vorschriften angewendet wurden. Und wenn tatsächlich einmal eine Anzeigeerstattung zur Sanktion führt, bekommt man es als Amtsträger noch jahrzehntelang im Privatbereich zu spüren.
Was also ist die Folge? An bestimmte Orte fahren auch Polizisten nicht mehr gerne. Gerade in Biberach wird oft sehr großzügig verfahren, wenn diverse Zöglinge beispielsweise nachts in ein Freibad eindringen („Macht ja jeder“). Man ließ über die Jahre die Zügel schleifen und erntet jetzt eben die Früchte. Kommentar angesprochener politisch Verantwortlicher: „Das ist aber kein ausschließliches Biberacher Problem.“
Nein, ist es längst nicht mehr – aber von irgendwoher sollte einmal der Impuls kommen, gegenzusteuern. Mit Sanktionen, die dem Verursacher weh tun, wie Arbeitsstunden beim Krankenwagenputzen oder Unkrautjäten oder im Pflegebereich am Sonntagvormittag – und nicht mit dem Zuschicken einer Rechnung, die ohnehin der Papi bezahlt, wenn er nicht gleich weiß, wen er anrufen kann.
Peter Rieger, Biberach