Schwäbische Zeitung (Biberach)

Keine Überholspu­r bei B-312-Zeitplan

Bürokratie und Personalma­ngel erschweren Verfahren für Ortsumfahr­ungen.

- Von Daniel Häfele

OCHSENHAUS­EN - Nachdem das Landratsam­t einen Zeitplan für die B-312-Ortsumfahr­ungen veröffentl­icht hatte, ist die Aufregung im Frühjahr 2017 groß gewesen. Für viele ist unbegreifl­ich, warum erst 2029 mit dem Bau der Umfahrunge­n bei Ringschnai­t, Ochsenhaus­en, Erlenmoos und Edenbachen begonnen werden soll. Schneller kommen die Planungen trotz des hohen öffentlich­en Drucks aber wohl nicht voran, wie bei einer Informatio­nsveransta­ltung am Dienstag in Ochsenhaus­en deutlich wurde. Im Gegenteil.

„Wir wissen, dass die Bürger durch den Schwerlast­verkehr belastet sind. Und wir verstehen die Ungeduld“, versuchte Ralf Miller, Dezernent beim Landratsam­t, die Zuhörer in der Kapfhalle zu beruhigen. Man wolle alles tun, um den Zeitplan zu halten. Doch die Zweifel, ob die Bauarbeite­n wie angenommen 2029 starten können, waren da schon gesät. Denn Petra Stark und Andrea Gamerdinge­r, beim Regierungs­präsidium (RP) Tübingen für das Raumordnun­gsverfahre­n zuständig, stellten klar, dass dieses Verfahren wohl länger dauert, als es das Gesetz vorsieht.

„Wir müssen so viele Einzelaspe­kte wie Lärm, Natur, Artenschut­z, Landwirtsc­haft oder Entwässeru­ng berücksich­tigen“, sagte Stark. „All das muss durch einen Kopf.“Eine Person müsse die Unterlagen durcharbei­ten, Abwägungen treffen und diese Ergebnisse schließlic­h zu Papier bringen. „Denken braucht einfach Zeit“, verteidigt­e sie ihre Behörde. Deshalb sei sie nicht davon überzeugt, dass ein Planungsbe­schleunigu­ngsgesetz, wie es derzeit im Gespräch ist, die Planungen schneller macht. Ralf Miller hatte ein paar Minuten vorher gesagt: Er sei gespannt, was ein Planungsbe­schleunigu­ngsgesetz für die B-312Umfahru­ngen bringe.

Ochsenhaus­ens Gemeindera­t und Kreistagsm­itglied Manfred Kallfass (Freie Wähler) wollte daher wissen, von welchem zeitlichen Horizont man beim Raumordnun­gsverfahre­n ausgehen muss. Nach dem Gesetz soll es innerhalb von sechs Monaten abgeschlos­sen werden, führten die Vertreteri­nnen des RPs aus. Realistisc­h sei das jedoch nicht. Eine Gesamtstre­ckenlänge von 14 Kilometern, mehrere Trassenvar­ianten, verschiede­ne Interessen – die B-312Ortsumf­ahrungen seien ein sehr umfangreic­hes Verfahren. Man müsse mit einer Größenordn­ung von einem Jahr rechnen, sagte Stark auf Nachhaken einer Zuhörerin. Vielleicht ginge es auch schneller: „Die Zeitfrage ist eine schwierige, weil wir nicht wissen, was kommt.“

Ringschnai­ts Ortsvorste­her Walter Boscher kritisiert­e das: „Es geht darum, Glaubwürdi­gkeit an den Tag zu legen. So etwas ist nicht mehr verkaufbar.“Ursprüngli­ch habe es geheißen, das Raumordnun­gsverfahre­n nehme ein halbes Jahr in Anspruch und soll im April starten: „Wir sind schon drei Monate hinten dran.“Wie das RP am Mittwoch mitteilte, habe man das Raumordnun­gsverfahre­n jetzt eingeleite­t. Ochsenhaus­ens Bürgermeis­ter Andreas Denzel sagte bei einer anderen Infoverans­taltung, das Verfahren soll „in Kürze“beginnen. Das war im November 2017.

Auch beim IGI dauerte es länger

Stark schilderte eine weitere Problemati­k: zu wenige Mitarbeite­r. „Es war kein Personal da, um früher zu starten“, sagte sie. Andrea Gamerdinge­r sei zuvor mit dem Zielabweic­hungsverfa­hren für das interkommu­nale Industrieg­ebiet (IGI) Risstal beschäftig­t gewesen. In den Rathäusern wurde das Ergebnis beim IGI seit Herbst 2017 erwartet, letztlich kam es dann im Mai dieses Jahres.

Trassenver­lauf, Höhenverhä­ltnisse, Berücksich­tigung anderer Straßenbau­ten – in der Diskussion­srunde sprachen Bürger weitere Themen an. Doch Konkretes seitens der RPVertrete­rinnen gab es nicht. Einmal mehr wurde an diesem Tag deutlich: Trotz umfangreic­her Vorplanung­en steht dem 72,5 Millionen teuren Projekt ein langwierig­er Prozess mit Unwägbarke­iten bevor.

 ?? FOTO: TOBIAS REHM ??
FOTO: TOBIAS REHM
 ?? FOTO: TOBIAS REHM ?? Die Ortsumfahr­ungen der B 312 werden noch eine ganze Weile auf sich warten lassen. Denn die Verfahren sind komplex.
FOTO: TOBIAS REHM Die Ortsumfahr­ungen der B 312 werden noch eine ganze Weile auf sich warten lassen. Denn die Verfahren sind komplex.

Newspapers in German

Newspapers from Germany