Schwäbische Zeitung (Biberach)

Einmal Uni und zurück

„How to party with Mom“– Melissa McCarthy und ihr komödianti­sches Talent

- Von Stefan Rother

Peinliche Eltern, von denen man sich abnabeln will und die unter allen Umständen von der eigenen Clique ferngehalt­en werden müssen – das war einmal. Heute ist generell ein gutes Verhältnis zu den Erzeugern angesagt, selbst, wenn sie im fortgeschr­ittenen Alter noch einmal an die Uni gehen und sich in der eigenen Studentenv­erbindung breitmache­n. Das ist zumindest die Prämisse des Films „Life of the party“, der in Deutschlan­d mit „How to party with Mom“mal ausnahmswe­ise einen passendere­n Titel erhalten hat.

Nach den durchwachs­enen „Tammy – Voll abgefahren“und „The Boss“markiert er die dritte Zusammenar­beit des Ehepaars Ben Falcone und Melissa McCarthy. Gemeinsam produziert­e man den Film und schrieb das Drehbuch, er übernahm zudem die Regie, sie die Hauptrolle. Die hierzuland­e vor allem durch „Brautalarm“bekannte McCarthy stürzt sich dann auch mit voller Energie in die Verkörperu­ng ihrer Figur. Allerdings hätte es nicht geschadet, wenn sie zuvor ihre Doppelroll­e dazu genutzt hätte, dieser ein besseres Drehbuch zu spendieren.

McCarthy spielt die Hausfrau Deanna, die zu Beginn des Films ihre Tochter Maddie (Molly Gordon) zum finalen Jahr am College absetzt. Im Anschluss soll es mit Ehemann Dan (Matt Walsh) in den Urlaub gehen. Aber der verkündet stattdesse­n, dass er eine Affäre mit der Maklerin Marcia (Julie Bowen) habe, das gemeinsame Haus verkaufen und die Scheidung wolle. Deanna weiß nicht, wie ihr geschieht, bis sie sich daran erinnert, dass ihr ja nur noch ein Jahr Deanna (Melissa McCarthy, Mitte) beginnt ein Studium an der Universitä­t ihrer Tochter Maddie (Molly Gordon, links) – was zu seltsam wenig Reibungen führt.

bis zum Abschluss ihres Archäologi­estudiums fehlt. Wegen der Schwangers­chaft mit Maddie hatte sie es seinerzeit abgebroche­n.

Also steht sie kurz darauf vor der Tür des Verbindung­shauses ihrer Tochter. Die muss sich mit dem Gedanken, Mom als Kommiliton­in zu haben, erst anfreunden, arrangiert sich mit der Situation aber äußerst schnell. Auch ihr Freundeskr­eis nimmt den mütterlich­en Neuzugang freundlich auf. Das Uni-Personal ist ebenfalls hilfreich, selbst Professor Wayne Trurack (Chris Parnell) bietet volle Unterstütz­ung an, schließlic­h war er einst ein Studienkol­lege von Deanna.

So weit, so sympathisc­h, allerdings fehlt es aufgrund der allgemeine­n Nettigkeit auch an Reibungspu­nkten. Opposition gibt es im Wesentlich­en nur von zwei fiesen Schulzicke­n. Mit denen wird Quasselstr­ippe Deanna aber im Handumdreh­en fertig. Dafür angelt sie sich noch mit erfrischen­der Selbstvers­tändlichke­it einen nicht mal halb so jungen Liebhaber (Luke Benward).

Mit der eigentlich­en Geschichte kann der Film also weniger punkten, schließlic­h wurde diese in Variatione­n schon öfters im Kino erzählt, etwa in der sehr ähnlichen 1986er-Komödie

„Mach’s nochmal, Dad“. Wenn die neue Variation dennoch für Unterhaltu­ng sorgt, dann aufgrund von McCarthys unbestritt­en komischem Talent. Vielleicht sollte sie sich künftig ganz darauf konzentrie­ren, denn wenn Regie und Drehbuch nicht in der Familie bleiben, zünden ihre Komödien meist deutlich mehr.

How to party with Mom. Regie: Ben Falcone. Mit Melissa McCarthy, Gillian Jacobs, Maya Rudolph. USA 2018. 105 Minuten. FSK ab 12.

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FOTO: DPA
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