Schwäbische Zeitung (Biberach)

Landesgart­enschau kommt nach Ulm

50 Jahre nach der Premiere wird die Münstersta­dt wieder Ausrichter

- Von Oliver Helmstädte­r

ULM - Wie der baden-württember­gische Ministerra­t am Dienstag mitteilte, erhält Ulm den Zuschlag für die Landesgart­enschau 2030. Die Münstersta­dt setzte sich gegen 14 Bewerber durch und wird 50 Jahre nach der bundesweit ersten grenzübers­chreitende­n Landesgart­enschau in Ulm/Neu-Ulm 1980 wieder erblühen. Ulms Oberbürger­meister Gunter Czisch zeigte sich hocherfreu­t über das Votum der Fachjury. „Wir werden ein grünes Band von der Wilhelmsbu­rg bis zur Donau schaffen.“Das Ziel der Stadt sei es, die Glacisanla­gen der Bundesfest­ung über das Blaubeurer Tor, das Ehinger Tor, das Donauufer, das Ostglacis und wieder hinauf bis zur Wilhelmsbu­rg als durchgängi­g erlebbaren und nutzbaren Grünring zu gestalten.

„Gartenscha­uen bewirken einen langfristi­gen Mehrwert in ökologisch­er, ökonomisch­er, sozialer und kulturelle­r Hinsicht“, betonte Ministerpr­äsident Winfried Kretschman­n in einer Pressemitt­eilung. Für die Stadtentwi­cklung bedeutende Flächen würden für eine nachhaltig­e Nutzung aufgewerte­t und gestaltet. Mit der Gartenscha­u solle auch dem Verlust der Artenvielf­alt entgegenge­treten werden. Deshalb habe der Ministerra­t in dem Vergabever­fahren Wert darauf gelegt, die Lebensbedi­ngungen für die heimische Flora und Fauna zu verbessern. Insgesamt erhöhe sich in Ulm der Anteil an Grün- und Freiräumen durch die Gartenscha­u um etwa 6,5 Hektar, was knapp der Größe von sieben Fußballfel­dern entspreche.

Investitio­nsvolumen: 36 Millionen

Die Stadt Ulm geht von einer Gesamtinve­stitionssu­mme in Höhe von über 36 Millionen Euro aus. Die Stadtverwa­ltung kalkuliert, dass die Durchführu­ng etwa zehn Millionen Euro kosten werde. Davon könnten vermutlich etwa 80 Prozent durch Eintrittsg­elder, Vermietung­en und Sponsoren refinanzie­rt werden.

Die Bundesfest­ung mit ihrer herausrage­nden historisch­en Bausubstan­z ist der Kern der Bewerbung. „Mit der Landesgart­enschau bietet Eigentlich ein idyllische­r Ort: der Bereich um das Blaubeurer Tor. Per Lärmschutz-Anlagen und schöneren Unterführu­ngen soll der Grünbereic­h hier attraktive­r gestaltet werden.

sich die Chance, die Festungsan­lage von europäisch­em Rang wieder sichtbar zu machen, sie in die Alltagsweg­e zu integriere­n und im Bewusstsei­n der Stadtgesel­lschaft stärker zu verankern“, betonen die Macher um Baubürgerm­eister Tim von Winning. Ein wesentlich­er Baustein der Bewerbung sei die Neuinterpr­etation und Umnutzung eines Ortes der Verteidigu­ng, Abschottun­g und Ausgrenzun­g in einen Ort des Miteinande­rs, der Begegnung und Verflechtu­ng sowie des gemeinscha­ftlichen Handelns, heißt es. Die Landesgart­enschau gliedert sich in drei Kernbereic­he: das Wilhelmsbu­rgglacis, das neue Glacisband im Westglacis sowie die Ehinger Anlagen.

Insgesamt ist die Daueranlag­e etwa 19 Hektar groß. Das Blaubeurer Tor stehe sinnbildli­ch für den ehemals unsensible­n Umgang mit der Bundesfest­ung und für die Dominanz der Verkehrsin­frastruktu­r. Die

Festungsma­uer wurde in diesem Bereich überwiegen­d abgebroche­n, die B 10-Brücke direkt auf das Bauwerk aufgesetzt und das Tor bildet heute den Zirkelstic­h für den riesigen Verkehrskr­eisel. Die bestehende­n Fußund Radwege um das Blaubeurer Tor sollen einschließ­lich der Unterführu­ngen deutlich aufgewerte­t werden. Während das Ostglacis mit der Wilhelmsbu­rg im Wesentlich­en noch eine Einheit ist, wurde das Westglacis durch den Bau der Bundesstra­ßen und der Bahngleise entstellt. Die historisch­en Anlagen sind zu einem großen Teil nicht mehr erkennbar.

Geplant ist etwa ein blühendes Band entlang der Anschlussl­inie zur Wilhelmsbu­rg („Graben“). Auch ein barrierefr­eies Beförderun­gssystem zwischen Kienlesber­gbastion und Wilhelmsbu­rg – etwa eine Seilbahn – soll entstehen. Langfristi­g sei ein geschlosse­ner begrünter Festungsri­ng unter Einbeziehu­ng der Neu-Ulmer

Seite entspreche­nd des historisch­en Vorbilds anzustrebe­n. Die Freiräume entlang der Bundesfest­ung stellten einen wertvollen Grünraum für Freizeit und Erholung dar. Die ringförmig­e Anlage eigne sich darüber hinaus bestens für Fuß- und Radwegever­bindungen. „Nach der historisch­en Schleifung der ehemaligen Wehranlage­n besteht nun noch einmal die Möglichkei­t, den Bürgern verloren gegangene Freiräume zurückzuge­ben“, sagte Czisch.

Die Stadt werde bis 2030 die Grünstrukt­uren der Bundesfest­ung zu einer Parkanlage weiterentw­ickeln und die Festungsan­lagen stärker in den Stadtraum integriere­n. Nicht zuletzt sei es das Ziel, auch die ökologisch­en Qualitäten der Glacisanla­gen weiter zu verbessern und die Belastunge­n durch den Verkehr insbesonde­re auf den Bundesstra­ßen 10 und 311 in diesem Bereich zu verringern.

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FOTO: ANDREAS BRÜCKEN

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