Fußball ist nicht alles

Diese Woche hatte ich mal wieder das Vergnügen, eine Gemeinderatssitzung in der Region zu besuchen und dem zu lauschen, wie gut aufgestellt die Gemeinde ist und was den Bürgermeister so umtreibt in diesen Tagen. Ne ganze Menge und es ging auch um viel Geld. Spannende Themen. Vor allem über eine erfolgreiche Gemeinschaftsschule wurde berichtet.

Ermöglicht hatten mir diesen Termin aber erst Jogis Jungs, die durch das Vorrunden-Aus bei der WM in Russland so manche Möglichkeit eröffnet hatten. Eigentlich war zu diesem Zeitpunkt das Achtelfinalspiel der deutschen Mannschaft gegen Brasilien oder noch besser gegen die Schweiz vorgesehen und jeder andere Termin geblockt. Bekanntermaßen kam es anders. So hatte ich Spaß und gewann neue Erkenntnisse in dieser aufstrebenden Gemeinde, in der ich selbst vor mehr als 20 Jahren auch mal gewohnt hatte. Verkneifen konnte ich mir aber dennoch nicht den zwischenzeitlichen Blick auf das Handy, um beim Spiel Belgien gegen Japan auf dem Laufenden zu bleiben. Nochmal: Belgien und Japan standen im Achtelfinale. Komische WM. Der Aufstand der Kleinen. Aber deswegen waren im Zuschauerraum des Rathauses auch ein paar Männer vertreten. Sie hatten die Gemeinderatssitzung offensichtlich höher bewertet als das WM-Spiel. Auf Nachfrage kam dann von einem älteren Herrn die Aussage, dass das kein Problem für ihn sei. Nach dem Ausscheiden der deutschen Mannschaft sei zum einen die Luft raus und zum anderen sei er sowieso mehr dem Reitsport zugetan. Springreiten und vor allem Gespannfahren sei viel schöner als 22 lustlose Kicker zu beobachten, die auch noch viel zu viel Geld verdienen würden. Das müsse mal gesagt werden, denn neben Fußball gebe es eben auch noch viele andere attraktive Sportarten. Ich hatte verstanden. Fußball ist nicht alles.

In der Kolumne „Einwurf“nimmt die „Schwäbische Zeitung“das Sportgeschehen in der Region etwas näher unter die Lupe. Lobend, kritisch, mit einem Augenzwinkern oder auch nur ganz nüchtern – so soll, so kann es dabei zugehen. Bei Fragen und Anregungen mailen Sie unter dem Betreff „Einwurf“an redaktion.sport.biberach@ schwaebische.de

Von Michael Mader