Schwäbische Zeitung (Biberach)
Viel Sommer und ein Hauch von Schafskälte
Wetterrückblick für den Monat Juni
BAD SCHUSSENRIED - Auf den zweitwärmsten April und den wärmsten Mai seit Beginn der Aufzeichnungen der Wetterwarte Süd im Jahre 1968 folgte nun auch noch der viertwärmste Juni in der Beobachtungsreihe. Wohl selten zuvor ist man in unserer Region derart vom Wetter verwöhnt in die Freiluft- und Badesaison gestartet wie dieses Jahr.
Mit einer Durchschnittstemperatur von 18,4°C (30-jähriger Mittelwert: 16,1°C) registrierten die Wetterstatistiker den viertwärmsten Juni seit Messbeginn vor genau 50 Jahren, nur knapp hinter dem Juni 2017 (18,9°C) und dem Juni 2002 (18,8°C), aber deutlich hinter dem „Jahrhundert-Juni“2003 (21,5°C). Und absolut bemerkenswert: Es war der 17. Juni in Folge, der zu warm war. An 15 Tagen kletterte das Quecksilber über 25 Grad. Damit wurden seit Mitte April bereits mehr als 30 Sommertage verzeichnet – so viele wie in einem durchschnittlichen mitteleuropäischen Sommer insgesamt. Am Bodensee sind es sogar schon über 40 dieser sommerlich warmen Tage.
Damit dürfte wohl dem letzten Zweifler klar geworden sein, dass sich unser Klima nachhaltig verändert hat. Doch die ganz große Hitze wollte sich nicht einstellen. Mehr als die Hälfte der 66 Stationen im Messnetz der Wetterwarte Süd hat keinen Hitzetag verbucht. Nur in der Bodenseeregion, im mittleren Schussenbecken zwischen Meckenbeuren und Baindt sowie in Bergatreute und Ehingen wurden bereits mehr als 30 Grad im Schatten gemessen.
Langsam ziehende Schauer und Gewitter, die nicht selten in kürzester Zeit praktisch aus dem Nichts entstanden, brachten vor allem dem nördlichen Landkreis Biberach, dem Alb-Donau-Kreis und den Regionen Ostrach und Ulm in den ersten zehn Tagen heftige Platzregen, örtlich auch Hagel, während andernorts nur wenig Nass vom Himmel kam. Erst am 12. Juni zog nach vielen Wochen wieder einmal flächendeckender Regen übers Land und beendete die außergewöhnlich lang anhaltende schwülwarme, energiegeladene Witterung. Günter Fuchs notierte in Dietmanns bei Bad Wurzach im vergangenen Monat lediglich 41,0 Liter/m2 und Uwe Rabenstein in Sigmaringendorf gar nur 27,8 Liter/m2, Rupert Bitterle in Biberach hingegen 141,8 Liter/m2, Simon Zeiher in Amstetten-Reutti 153,2 Liter/m2 und Karin Cieslikowski in Reute bei Mittelbiberach 157,9 Liter/m2. Größer könnten die Unterschiede kaum sein.
Frische Nächte
In der zweiten Monatshälfte gelangte mit einem frischen Nordostwind Luft vom Polargebiet bis zu den Alpen. Eigentlich die klassische Wetterlage für die im Juni beinahe jedes Jahr stattfindende Schafskälte. Da der Hochdruckeinfluss überwog, ließ sich die kühle Wetterphase allerdings recht gut ertragen, zumindest tagsüber. In den Nächten wurde es frisch, in einigen Kältelöchern auf der Alb sogar mit leichtem Frost.