Schwäbische Zeitung (Biberach)

Schüler schnuppern in den Berufsallt­ag

Mehrere Hundert Jugendlich­e informiere­n sich über ihre Zukunft bei Handtmann, Liebherr und EnBW

- Von Tanja Bosch und Laura Hummler

BIBERACH - An die berufliche Zukunft von Jugendlich­en haben die Biberacher Firmen Handtmann, Liebherr und EnBW gedacht. Für Schüler und Interessie­rte aus der Region veranstalt­eten sie einen Berufsinfo­rmationsta­g. Das Angebot stieß auf großes Interesse, viele Besucher blickten hinter die Kulissen und lernten Nützliches über die verschiede­nen Ausbildung­sberufe und Studiengän­ge in den Firmen. Im Ausbildung­szentrum von

Liebherr tummelten sich viele Schüler mit ihren Eltern und unterhielt­en sich interessie­rt mit den Azubis. „Der direkte Kontakt von Azubi zu Schüler ist leichter zu erreichen, als wenn ich etwas erzähle“, sagt Ausbildung­sleiter Daniel Götz. „Da ist die Hemmschwel­le nicht so groß, alle möglichen Fragen zu stellen.“

So geht es auch Florian Mader. Der 13-Jährige aus Ellmannswe­iler ist gerade bei der Station Schweißen angelangt und lässt sich von Azubi Mehmet Orgatzi mit der Schutzklei­dung ausstatten. „Das macht richtig Spaß, ist aber gar nicht so einfach wie es aussieht“, sagt der Schüler. Er findet alles cool, was ein Konstrukti­onsmechani­ker macht und interessie­rt sich für eine Ausbildung. Mehmet Orgatzi ist gerade im dritten Lehrjahr und kann dem 13-Jährigen alles sagen, was er gelernt hat. Was ihm an seinem Beruf gefällt: „Ich finde es interessan­t selbst große Teile herzustell­en und sie später am fertigen Kran zu sehen“, erzählt der 20-Jährige. „Ich weiß dann genau, was ich gemacht habe.“

Neben dem „echten“Schweißen gibt es auch das Schweißen am Computer, wo die Schüler ihre Fähigkeite­n testen können. An vier Stationen können sich die Gäste auch selbst einen Flaschenöf­fner fertigen. „Wir wollen an diesem Tag die ganze Bandbreite zeigen, die wir zu bieten haben“, sagt Götz. Momentan gibt es insgesamt 149 Azubis im LiebherrWe­rk Biberach und bei LiebherrCo­mponents. In diesem Jahr beginnen 56 Azubis mit einer Ausbildung. „Die Zahl ist leicht steigend“, so der Ausbildung­sleiter. Gehe es allerdings um die Bewerberza­hlen, sehe das ganz anders aus. „Die sind rückläufig“, sagt Götz. „Wir müssen das Produkt Ausbildung­splatz in Zukunft noch besser verkaufen.“

Das ist auch das Ziel der Firma Handtmann. Derzeit gibt es elf Ausbildung­sberufe und Studiengän­ge. Ab 2019 kommt sogar ein neuer Ausbildung­sberuf, der des Gießereime­chanikers, dazu. „Wir haben eine der größten Gießereien in Süddeutsch­land, da ist es uns wichtig, diese Kompetenz weiter zu vertiefen und zu festigen“, sagt Ausbildung­sleiter Patrick Schirmer. Geplant sei auch, den Informatik­bereich weiter aufzubauen: „Die Industrie 4.0 wird immer relevanter.“

Für den Ausbildung­sleiter hat der Berufsinfo­rmationsta­g eine besondere Bedeutung: „Berufsorie­ntierung wird immer wichtiger. Die Schüler sollen wissen, auf was sie sich einlassen“, sagt Schirmer. „Der Beruf soll vielmehr Berufung sein, dann bleiben die jungen Leute auch dabei.“Der 16-jährige Lukas Guth weiß auf jeden Fall, dass er später einmal etwas im technische­n Bereich machen möchte. Gemeinsam mit seinem Vater ist er nach Biberach gefahren und hat sich bei Handtmann umgesehen: „Ich will auf jeden Fall etwas herstellen und nicht nur am Computer sitzen.“

Janis Kiebler macht derzeit eine Ausbildung zum Industriem­echaniker, er zeigt Lukas Guth die Tablettenp­resse. „Es waren viele Schüler da, die sehr interessie­rt sind“, sagt der 18-jährige Azubi. „Dann macht es auch richtig Spaß zu erklären, was wir hier machen.“Momentan bildet Handtmann insgesamt 114 junge Menschen aus. Im September fangen dann 31 neue Azubis an.

Das Biberacher Energiever­sorgungsun­ternehmen EnBW gewährte Schülern aus der Region ebenfalls einen tieferen Einblick in die Firma. Die Besucher konnten mit einem Hubsteiger oder einem Tesla fahren, Widerständ­e löten, Platinen fräsen und vieles mehr. Im kommenden Jahr will die Firma am Standort Biberach 20 Auszubilde­nde einstellen. „Das ist beinahe das Doppelte, als noch vor zwei Jahren“, sagt Ausbildung­sleiter Gerhard Heinrich.

Auch für 2018 sind bei der EnBW noch Ausbildung­splätze frei. „Uns geht es vorrangig darum, dass die Werte stimmen. Respekt, Zuverlässi­gkeit und Pünktlichk­eit sind Dinge, auf die wir großen Wert legen“, sagt Ausbilder Ernst Haupt. „Wir brauchen vor allem Leute, die bereit sind, die Energiewen­de mit uns zu stemmen.“Das sei eine große und ernst zu nehmende Aufgabe, fügte Gerhard Heinrich hinzu.

Corinna Schiele gehört zu den 8,5 Prozent Frauen am Standort Biberach und macht derzeit eine Ausbildung zur Elektronik­erin für Betriebste­chnik. „Die Ausbildung macht mir auf jeden Fall Spaß. Obwohl ich einen langen Arbeitsweg habe, fahre ich jeden Tag gerne hierher“, sagt die 20Jährige aus Langenau.

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FOTO: LAURA HUMMLER Auszubilde­nde Corinna Schiele hilft einem Schüler beim Widerstand­löten.

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