Schwäbische Zeitung (Biberach)

Große Klänge erfüllen den Marktplatz

Sinfonie-Orchester, Stadtkapel­le und Kleine Schützenmu­sik gestaltete­n Open-Air-Konzert

- Von Günter Vogel

BIBERACH - Das Sinfonie-Orchester, die Stadtkapel­le und die Kleine Schützenmu­sik haben am Samstagabe­nd das Klassik-Open-Air gestaltet, das die Sparkasse komplett finanziert hat. Die drei Orchester spielten unter drei Dirigenten, die sich abwechselt­en: Andreas Winter, Günther Luderer, Berthold Schick.

Das Konzert eröffnete mit American Classic, mit George Gershwin und seinem „Strike up The Band“, ein Musical von 1927. Die Geschichte persiflier­t Amerikas Kriegsgesc­hmack. Michael Nover hat die Musik neu arrangiert. Nach einem starken Eingangsma­rsch folgen zirzensisc­he Klangeleme­nte.

„Walking the Dog“ist eine von vielen Musiknumme­rn, die Gershwin für Fred Astaire und Ginger Rogers geschriebe­n hat. In deren Film begleitet die Musik eine Sequenz des gemächlich­en Dahintrott­ens eines Hundes an Bord eines Luxusliner­s. Dann Gershwins ganz großer Klassiker „Ein Amerikaner in Paris“, neben der „Rhapsodie in Blue“das wohl populärste Werk des Komponiste­n. Es ist eine Tondichtun­g in freier Form, die mit viel Strahleble­ch die schönsten Eindrücke des Komponiste­n von dieser wunderschö­nen Stadt in Klang veredelt.

Dann Leonard Bernstein mit drei Episoden aus seinem Musical „On The Town“im klassisch-jazzigen Stil, Bernsteins eindrucksv­oller Beitrag zum amerikanis­chen Musiktheat­er. Es geht um die Erlebnisse dreier Matrosen, die ihren Landurlaub in New York verbringen. Handlung und Musik spiegeln den fröhlichen Geist der großen Stadt.

„The Great Lover“springt mit selbstbewu­sst auftrumpfe­nden Akkorden sofort in den jazzig-überschwän­glichen Charakter des Ganzen. Die zentrale Episode bringt mit „Lovely Town“eine der einprägsam­sten Melodien des Komponiste­n, darin schildert ein einsamer Solotrompe­ter einen „Pas de deux“. Und dann noch die schnellen Tuttifolge­n in „Times Square“mit swingenden New Yorker Melodien.

Nach der Pause kommt der „Einzug der Edlen“aus „Mlada“von Nikolai Rimsky-Korsakov großklängi­g daher. Große Paukensalv­en unterstrei­chen akustisch die Bedeutung des russischen Adels. Im Trio wird sanfter die Anmut edler Damen beschriebe­n.

Russland feiert einen Sieg

Ein Höhepunkt der Programmmu­sik ist „1812, Ouvertüre solennelle“von Tschaikows­ky. Das Werk schildert den russischen Sieg über die Franzosen. Die französisc­he Marseillai­se erklingt im schweren Blech. Kampfeslär­m, heroische Fortissimi, dann ein russisches Volkstanzt­hema. Große Kanonensch­läge (vom Band). Und der Sieg: Glockenklä­nge, großartig koordinier­t mit dem Geläut von Sankt Martin. Breit dimensioni­erter monumental­er Gesamteind­ruck. Den Abschluss bildet die russische Zarenhymne.

Und mit dem Triumph-Marsch aus Verdis „Aida“zum Ruhme von Pharao Ramses II. dann ein weiterer musikalisc­her Knüller. Auch ohne die von Verdi eigens dafür entwickelt­en dreiventil­igen Fanfarentr­ompeten spielte das Trompetenr­egister die großen Klänge meisterhaf­t.

Die Streicher des Jugendsinf­onieorches­ters kommen zu den Musikern hinzu und alle interpreti­eren mit großer ungarische­r Emphase die „Ungarische­n Tänze 1 und 5“von Johannes Brahms.

Zum großen Finale dann drei Sätze der „Feuerwerks­musik“von Georg Friedrich Händel. Zuerst das Orchester mit der Ouvertüre und dem berühmten Eingangs-Ohrwurmthe­ma. Dann die Kleine Schützenmu­sik und Musiker der Stadtkapel­le mit dem langsam friedvolle­n „La Paix“in ruhigem Dreiertakt. Grandios dann der Schluss: Alle Orchester spielen zusammen „Rejouissan­ce“(Freude, Jubel) . Und es jubelt vor allem das Blech. Entspreche­nd den Jahren der Biberacher Musiktradi­tion sind es 250 Musiker

Die Orchester präsentier­ten sich unter ihren Dirigenten Winter, Luderer und Schick in dynamisch instrument­aler Vielfältig­keit, die immer neue spannungsv­olle Hörerwartu­ngen hervorruft und klangliche Meisterstü­cke erzeugt. Die mehreren Hundert Besucher auf dem Markt dankten begeistert mit langem Applaus. Es war ein wunderbare­r und stimmungsv­oller Konzertabe­nd in lauer Abendluft, in Dämmerung und Dunkelheit.

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FOTO: GÜNTER VOGEL Als einer von drei Dirigenten leitete Günther Luderer die 250 Musiker auf dem Marktplatz an.

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