Schwäbische Zeitung (Biberach)
Schüler blühen vor und hinter der Kamera auf
Jugendliche der Malischule arbeiten gemeinsam mit der Pädagogischen Hochschule Ludwigsburg an Kurzfilm
BIBERACH - Ein trockenes Schulbuchthema, viel mehr konnten die Schüler der Malischule zunächst nicht mit dem Arbeitstitel „Streuobstwiese“anfangen. Doch im Rahmen eines Projekts mit der Pädagogischen Hochschule (PH) Ludwigsburg haben sie dazu eine Geschichte geschrieben. Diese verpacken sie gerade in einem Kurzfilm.
Angeleiert hat Lehrer Lukas Krug das Projekt: „Die Hochschule hatte es ausgeschrieben und ich habe bei den Schülern gefragt, wer Lust hat mitzumachen. Dann haben wir uns beworben.“Sechs Schüler waren an Bord – fünf aus der Abschlussklasse und ein Junge aus Stufe neun. Vom Drehbuch bis zur Postproduktion: Die Schüler nehmen das meiste selbst in die Hand.
Aber es gibt regelmäßig Absprachen mit der PH Ludwigsburg: Die will den Film Ende Juli beim NaturVision-Filmfestival zeigen. Außerdem will sich die Gruppe für die Biberacher Filmfestspiele bewerben. Neben Armin Lude, Professor für Biologie, unterstützen Filmemacherin Sabine Willmann sowie ein Kameraund Tontechniker die Schüler. Auch das Equipment wird gestellt. Zusätzliche Unterstützung kommt von dem Dramatischen Verein Biberach: „Einige Schauspieler machen mit. Wir drehen auch historische Szenen. Der Verein hat gleich die passenden Kostüme“, erklärt Krug. Die Kosten für das Projekt werden komplett übernommen. Die Stiftung Naturschutzfonds Baden-Württemberg fördert das Projekt.
Das einzige, was die Schüler opfern müssten, sei Zeit: „Das meiste haben sie außerhalb der Schule gemacht, auch an den Wochenenden“, sagt Krug. Allein für das Drehbuch sei er einige Male mit den Schülern nach Ludwigsburg gefahren. „Insgesamt wurde das bestimmt 15-mal überarbeitet“, schätzt er. Doch die Arbeit habe sich gelohnt, bestätigt auch Sofea. Sie hat mit an dem Skript geschrieben: „Am Anfang wirkte das Thema viel zu dokumentarisch. Aber jetzt ist eine Geschichte entstanden, die auch von Familie und Freundschaft erzählt.“
Sofea spielt im Film die Hauptrolle Anna. Das Mädchen erfährt in einem Gespräch mit ihrem Opa von einer Streuobstwiese, die der Familie gehört. Er kann sich nicht mehr selbst um die Wiese kümmern. Der Großvater schwelgt in Erinnerungen und erzählt, wie die Arbeit auf der Wiese früher ablief. Er ist traurig: Bisher hat sich niemand in der Familie dazu bereit erklärt, zu helfen. Zu viel Arbeit, ein eigener Garten, keine Zeit, sagen alle. Die Enkelin trommelt Freunde zusammen. Gemeinsam bringen sie die Streuobstwiese auf Vordermann.
Zwei von drei Drehtagen haben die Schüler bereits hinter sich gebracht: Jeweils von früh bis spät. Ton-Mann Jan war das zunächst gar nicht bewusst: „Ich bin in der VideoAG und konnte schon ein bisschen was. Aber, dass man jede Szene immer wieder neu drehen muss, immer aus einer anderen Perspektive, das war mir neu.“Aus dem Rohmaterial würde schließlich ein Film von rund 15 Minuten zusammengeschnitten, sagt Lehrer Krug.
Schüler halten durch
Auch für ihn ist es das erste Filmprojekt: „Ich war das Mädchen für alles. Habe die Schüler von A nach B gebracht und mich um die Verpflegung gekümmert.“Er sei stolz auf seine Schüler. Sie hätten Durchhaltevermögen bewiesen und seien voller Elan dabei. „Das ist keine Selbstverständlichkeit, dass sie sich so einbringen.“
Letztlich ziehen die Jugendlichen aber auch einen großen Nutzen aus dem Projekt, weiß er: „Sie haben viel dazugelernt. Beim Thema Streuobstwiese sind sie nun richtige Experten.“Im Unterricht und auch durch den Betreuer Armin Lude hätten sie einiges an Hintergrundwissen erarbeitet. Gleiches gelte für das Handwerk Film sowie für die Technik dahinter. Ammar stand bisher nur auf der Theaterbühne. Für ihn bedeutete die Kamera eine große Umstellung: „Im Theater betone ich ganz anders, das musste ich neu lernen.“
Wie Ammar haben die meisten Schüler nun den Abschluss in der Tasche. Ob er nun in Richtung Film geht? „Ich mache erst mal weiter mit der Schule. Dann sehe ich weiter.“Konkrete Pläne hat dagegen Sofea: „Ich möchte auch erst mein Abi machen und dann Theater studieren.“Für Jan ist das momentan keine Option. Er sieht das Kurzfilmprojekt mehr als Hobby: „Ich möchte jetzt eine Ausbildung im Handwerk machen, vielleicht Schreiner.“
Jetzt müssen die Schüler an die Postproduktion ran. Am 22. Juli ist das Natur-Vision Filmfestival. Nach der Vorführung stehen sie dann auch für ein Filmgespräch auf der Bühne. Wenn auch nicht vollzählig: „Da ist Schützensonntag und ein paar laufen beim Umzug mit“, sagt Lukas Krug.