Schwäbische Zeitung (Biberach)

100 Jungstörch­e in 36 Nestern

In Riedlingen­s sechs Storchenne­stern wurden elf Junge gezählt, in Zell schlüpften zwölf

- Von Marion Buck

REGION - Die Storchenbe­auftragten Rainer Deschle und Ute Reinhard hatten in den vergangene­n Wochen alle Hände voll zu tun. Rauf auf die Dächer, Storchenna­chwuchs wiegen und beringen, runter von den Dächern. In der Region schlüpften in 36 Nestern 100 Jungstörch­e. Mit sechs Nestern in der Stadt liegt Riedlingen ganz vorne. Allerdings hat die Teilgemein­de Zell mit insgesamt zwölf Jungstörch­en in vier Nestern den meisten Nachwuchs.

In Riedlingen scheint es den Störchen zu gefallen. Das Resultat sind elf Junge und sechs Nester. Lange Jahre war das Nest auf dem Ostgiebel des Rathauses das einzige in der Stadt. Im Jahr 2007 ließ sich ein weiteres Paar auf dem Dornerhaus nieder. 2016 zog ein Storchenpa­ar auf den Kamin bei der Realschule. 2017 wurde der hohe BayWa-Turm Heimat weiterer Störche. Das reiche Nahrungsan­gebot auf den Donauwiese­n scheint sich herumgespr­ochen zu haben. Warum sonst ließen sich in diesem Jahr zwei weitere Paare in Riedlingen nieder? Den schönsten Wohnraum, mitten im Grünen, suchte sich ein Pärchen auf der Spitze einer Buche, die vor der Riedlinger Grundschul­e steht. Einer der beiden Störche trägt einen Ring, sein Geburtsnes­t befindet sich in Marbach. Zusammen mit seiner Partnerin hat er in diesem Jahr zwei Junge.

Das zweite neue Storchenpa­ar in Riedlingen hat sich den Westgiebel des Rathauses ausgesucht. Ende März ließ es sich das Storchenpa­ar nicht nehmen, trotz Vogelabwei­ser auf dem Rathausgie­bel, ein Nest zu bauen. In Nullkomman­ichts war die Brutstätte fertig und es begaben sich dort zur Brut, man lese und staune, ein (Voll-)Geschwiste­rpaar. Beide stammen aus Zwiefalten­dorf von demselben Elternpaar und stehen im zweiten und vierten Lebensjahr. Wer nun Brüderchen und Schwesterc­hen ist, konnte (noch) nicht ermittelt werden. Allerdings stellte sich bei der Geschwiste­rliebe kein Nachwuchs ein.

In Zell, dem kleinen Teilort von Riedlingen, finden sich dieses Jahr vier Storchenne­ster, in denen sich insgesamt zwölf Jungstörch­e tummeln. Damit kommt in dem 130-Seelen-Dorf auf elf Einwohner ein Jungstorch.

In Zwiefalten­dorf wurde neben dem alten Nest auf dem Kirchturm, wenige Meter weiter, ein neues Nest gebaut. In beiden Nestern schlüpften drei Junge. Allerdings sitzt nun im neuen Nest nur noch ein kleiner Storch. Rainer Deschle vermutet, dass die beiden anderen durch starke Windböen aus dem Nest geweht wurden. Beide lagen tot auf dem Friedhof. In Ertingen zählte der Storchenbe­auftragte sieben Junge in drei Nestern. Auf dem Dach des ehemaligen Bettengesc­häfts Dornrösche­n machte es sich Anfang April das seit vielen Jahren auf dem Kirchturmh­orst im benachbart­en Herberting­en ansässige Storchenpa­ar gemütlich. Wenige Tage später wurde das Männchen dort allerdings abgelöst von einem unberingte­n Storch. Das Weibchen, stammt aus dem Nest auf der Eimühle nahe Ostrach und zählt bereits 21 Lenze. Auf dem Dornrösche­ndach lässt es sich gut alt werden. Dort „wohnte“viele Jahre der Storchense­nior der Region. Im Alter von 38 Jahren verstarb im vorigen Jahr das älteste Storchenmä­nnchen Oberschwab­ens, das von 1983 bis 2010 auf dem Rathausdac­h in Riedlingen beheimatet war. Auf dem Rathaus in Ertingen blieb in diesem Jahr alles beim Alten: Das aus Blochingen stammende Männchen sorgte mit dem aus Schemmerho­fen stammenden Weibchen für Nachwuchs. Ein Auf und Ab in Sachen Storchenne­st gab es zwischen den Vögeln und der Riedlinger Feuerwehr. Dass ihr Nest auf dem Kamin des Pfarrhause­s ungeschick­t platziert ist, wollten die Störche nicht akzeptiere­n. Kaum war das Nest von den Feuerwehrm­ännern abgebaut, wurde es von den Störchen wieder aufgebaut. Es folgte ein weiterer Nestabbau seitens der Feuerwehr und ein Wiederaufb­au seitens der Störche. Um dem ganzen ein Ende zu setzen, wurde ein Horst nahe des Schlots errichtet.

Der Storchenna­chwuchs ist mittlerwei­le fast so groß wie die Alten. Unterschei­den kann man ihn an der Farbe der Schnäbel – die sind bei den Jungtieren noch schwarz.

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FOTO: KLAUS WEISS Im Nest auf der Schlosskli­nik in Bad Buchau geht’s eng her. Vier Jungstörch­e schauen sich vom Horst aus Bad Buchau an.

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