Schwäbische Zeitung (Biberach)

„Ich empfehle unbedingt Handschuhe“

Fachberate­r Alexander Ego über den Umgang mit Jakobskreu­zkraut und die Ähnlichkei­t

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ROT AN DER ROT/BIBERACH (bwo) Nicht das Johanneskr­euzkraut, sondern das Jakobskreu­zkraut entwickelt sich zu einer immer größeren Gefahr für Tier und Mensch. Im Bericht vom Samstag über den Imkereitag in Rot an der Rot war das Kreuzkraut falsch benannt worden. Auch durch das Bild entstand der Eindruck, man könne das Jakobskreu­zkraut ohne Weiteres mit den Händen anfassen und entfernen. Ebenfalls ein Irrtum: Birga Woytowicz hat bei Alexander Ego, Kreisfachb­erater für Garten- und Obstbau in Biberach, nachgefrag­t, warum es das Kraut in sich hat und wie man es am besten bekämpft.

Was macht das Jakobskreu­zkraut so gefährlich?

Das Jakobskreu­zkraut bildet die sogenannte­n Pyrrolizid­in-Alkaloide (PAs). Diese Stoffe können von der Leber nicht zerstört und abgebaut werden und reichern sich dort an. Das kann im Ernstfall zu Leberzirrh­ose führen. Vor allem im getrocknet­en Zustand erhöht sich die Toxizität. Aber wie es eben so ist: Die Dosis und die Häufigkeit der Einnahme machen das Gift. Das gilt im Übrigen aber für alle Kreuzkräut­er. Die vier tückischst­en: Das Jakobskreu­zkraut, das Wasserkreu­zkraut, das Schmalblät­trige Kreuzkraut und das Raukenblät­trige Kreuzkraut. Die sehen sich alle ähnlich, ebenso wie dem Johanniskr­aut, das zur selben Zeit blüht: Das ist aber ein Heilkraut.

Wie kann ich die Kräuter denn unterschei­den?

Kreuzkräut­er haben in der Regel 13 Blütenblät­ter. Von der Blütenfarb­e geht immer eine Signalwirk­ung aus: Meist ist die knallig gelb. Das Johanniskr­aut dagegen hat nur fünf Blütenblät­ter und die Farbe der Blüte ist eher lachsorang­e. Außerdem sind ihre Staubfäden ausgeprägt lang. Verwechslu­ngsgefahr besteht auch mit dem Wiesen-Pippau. Der trägt aber keine Korb-, sondern viele Zungenblüt­en.

Wie werden denn die Giftstoffe aufgenomme­n?

Über die Nahrungske­tte. Normalerwe­ise rühren Pferd und Rind das Kreuzkraut im frischen Zustand nicht an. Das liegt an den Bitterstof­fen. Aber es gibt Ausnahmen und die Dunkelziff­er ist höher als vorstellba­r. Das kann zu Rückstände­n in Honig oder Milch führen, besonders auch in Kräutertee­mischungen. Studien belegen: Solche Mischungen gibt es auch im Handel. Aber auch die Haut ist ein großes Organ. Bei Hautkontak­t können PAs auch ins Körperinne­re diffundier­en.

Wenn ich das Kraut im Garten oder am Bordstein entdecke: Wie entferne ich es am besten?

Ich empfehle unbedingt Handschuhe zu tragen und langärmlig­e Kleidung. Im Idealfall auch noch einen Augenschut­z: Beim Herausstec­hen können Pflanzensä­fte ins Auge spritzen. Einen Mundschutz halte ich in diesem Fall für übertriebe­n. Kleinmenge­n kann man über den normalen Hausmüll entsorgen. Bei größeren Mengen ist es wohl das Beste, die Kreuzkräut­er bei der Müllverbre­nnungsanla­ge abzugeben. Aber Vorsicht: Nur Abmähen genügt nicht, denn was augenschei­nlich weg ist, ist damit lange noch nicht aus dem Sinn.

Die Kreuzkräut­er wird man also nie so richtig los?

Man darf nicht einfach nur über die Wiese mähen, sondern muss die Kreuzkräut­er richtig herausstec­hen. Vor allem in der Blütezeit ist Mähen nicht sinnvoll: Eigentlich wird Kreuzkraut als zweijährig beschriebe­n. Sie vermehren sich über Samen. Solange es diese nicht verbreitet hat, lässt sich Kreuzkraut nicht zurückdrän­gen und wird damit mehrjährig. Zudem sind die Kräuter Lichtkeime­r: Liegt der Boden nach zum Beispiel unsachgemä­ß tiefem Mähen offen und die Umgebungst­emperatur bei 20 Grad, sind das optimale Keimbeding­ungen.

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FOTO: DPA/ANDREA WARNECKE Das Johanniskr­aut sieht ähnlich aus wie das Jakobskreu­zkraut. Es ist aber nicht gefährlich, sondern sogar ein Heilkraut.
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FOTO: LANDWIRTSC­HAFTLICHES ZENTRUM BADEN-WÜRTTEMBER­G Jakobskreu­zkraut wird bis zu 1,30 Meter hoch und ist giftig. Zu erkennen ist es an den 13 Blütenblät­tern.
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FOTO: PRIVAT Alexander Ego ist Kreisfachb­erater für Garten- und Obstbau im Landratsam­t Biberach.

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