Schwäbische Zeitung (Biberach)
Ein Kandidat für Mittelbiberach
Warum Florian Hänle in der Gemeinde Bürgermeister werden will.
MITTELBIBERACH - Wer tritt die Nachfolge von Bürgermeister Hans Berg in Mittelbiberach an? Ab Freitag ist die Stelle offiziell ausgeschrieben, der erste Bewerber wagt sich aus der Deckung: Der 35-jährige Verwaltungswirt Florian Hänle bringt bereits einige Jahre an Berufserfahrung mit. Vor allem mit den Bürgern will er ins Gespräch kommen. Dafür bleiben ihm noch einige Wochen Zeit, gewählt wird am 14. Oktober.
Eine „Rückkehr in die Heimat“wäre die Wahl zum Bürgermeister in Mittelbiberach, sagt Florian Hänle. Seit fünf Jahren ist er als Verwaltungschef in der bayerischen Gemeinde Geltendorf bei Landsberg tätig und dort unter anderem für die Personalleitung von rund 70 Mitarbeitern zuständig. Zuvor war er fünf Jahre lang bei der Regierung von Schwaben beschäftigt, zuständig für die Rechtsaufsicht von mehr als 45 Gemeinden. „Ich kenne das Geschäft auch von der Aufsichtsseite aus.“
Aufgewachsen aber ist Hänle in Eberhardzell. Der Wunsch, Bürgermeister zu werden, sei bereits im Studium gereift. „Das hat sich früh herauskristallisiert.“Seine Wahl sei nun aus guten Gründen auf die Gemeinde Mittelbiberach gefallen, eine der „wirklich interessanteren Gemeinden“. Ihn reize vor allem die Größe mit rund 4300 Einwohnern, das „intakte Dorfleben“, aber auch die „gesunde finanzielle Lage“und die geografische Lage in der Nähe der Stadt Biberach. „Die Gemeinde steht insgesamt gut da“, ist Hänle überzeugt. Das sei nicht zuletzt das Verdienst des amtierenden Bürgermeisters Hans Berg, der nach 16 Jahren in den Ruhestand tritt. „Ich kann in Mittelbiberach wirklich keinen Investitionsstau erkennen“, sagt Hänle. Ein gemachtes Nest sei das Bürgermeisteramt dennoch nicht. „Auf den Bürgermeister warten immer neue Herausforderungen.“
Um die gute Haushaltslage auch in Zukunft aufrecht zu halten, will sich auch Hänle – sofern er gewählt würde – wo möglich dem Sparen verschreiben. „Eine gesunde Finanzpolitik ist wichtig“, sagt er. Dennoch glaube er, dass auf die Gemeinde in den kommenden Jahren größere Aufgaben zukommen. Kanäle und Wasserleitungen müssten voraussichtlich
Florian Hänle bewirbt sich in Mittelbiberach
bald saniert werden. Besonders akut sei auch der Schutz der Gemeinde gegen Starkregen, die „Oberflächenwasserbeseitigung“, wie Hänle es nennt. Aber auch die Schaffung neuer Kindergartenplätze hält er für wichtig. „Die bestehenden Einrichtungen sind gut belegt, die Thematik wird bald verstärkt kommen.“
Um die Gemeinde auch in Zukunft attraktiv zu gestalten, hofft er, dass in der Gemeinde neuer Wohnraum geschaffen wird. Dies müsse zunächst über die Sanierung des Ortskerns funktionieren, als „Innerortsverdichtung“. „Aber natürlich müssten die privaten Eigentümer zustimmen“. Langfristig aber wolle er den Charakter Mittelbiberachs als Wohnsitzgemeinde bewahren und auf einen „gesunden Mix aus Gewerbe und Wohnen“setzen. „Interkommunale Lösungen werden hier die besten Lösungen sein.“
Bei allen Fragen aber wolle er die Bürger und den Gemeinderat mitnehmen. Wichtiger Teil seines Wahlkampfs sollen daher auch die Hausbesuche werden, bei denen er mit den Mittelbiberachern ins Gespräch kommen will und vor allem auch Anregungen und Wünsche mitnehmen möchte. Seine Erfahrung habe immer wieder gezeigt, dass eine gute Informationspolitik und ein offener Umgang mit den Bürgern manche Probleme lösen könnten.
So sei es unter anderem an seinem jetzigen Arbeitsort Geltendorf gelungen, etwa 120 Asylbewerber unterzubringen, bei 5600 Einwohnern. „Da hängt viel von der richtigen Informationspolitik ab. Wenn man die Bürger ausführlich informiert, kann man viele Ängste ausräumen.“
Auch bei der Baupolitik hat Hänle eine klare Meinung. So halte er zum Beispiel das beschleunigte Bauverfahren nach Artikel 13b ohne vorgeschriebene ökologische Ausgleichsmaßnahmen für eine gute Sache. Er habe immer dafür plädiert, die Ausgleichsmaßnahmen dennoch umzusetzen. „Das Gute ist, dass dank des neuen Paragrafen Bagger anrücken und gleichzeitig Hecken gepflanzt werden können.“
Politisch steht Hänle der CDU nahe, ist dort auch seit ein paar Jahren Mitglied. Für die Bürgermeisterwahl spiele das jedoch keine Rolle, er tritt als unabhängiger Kandidat an.
Von Tolkien bis Karl May
Mittelbiberach hat Hänle bereits ein paar Mal besucht, das Heimatfest nennt er „Zwetschgenfest“und sollte es mit der Wahl klappen, will er schnellstmöglich auch nach Mittelbiberach ziehen. „Das gehört sich so als Bürgermeister“, findet er. „Ich habe das immer so gehalten, dass ich in dem Ort, wo ich arbeite, auch wohne.“
Seinen Hobbys könnte er dann auch in der Biberacher Region nachgehen. Hänle fährt viel Fahrrad, suche zudem den Ausgleich zur Bürotätigkeit mit Joggen und Schwimmen und ist aktiver Sportschütze. Außerdem lese er gerne, „alles, was mir in die Hände kommt, von Tolkien bis Karl May.“
Sein Herz schlägt für seine Freundin, mit der er in einer festen Beziehung lebt. Aber bald schon hofft er, auch die Gemeinde Mittelbiberach in sein Herz schließen zu können. „Ich denke, wir passen zusammen“, schreibt er in einer Mitteilung und fügt hinzu: „Ich hoffe, dass wir uns bald gegenseitig ans Herz wachsen.“
„Auf den Bürgermeister warten immer neue Herausforderungen.“