Schwäbische Zeitung (Biberach)

ZF will Autowerkst­ätten fit machen für E-Mobilität

Divison Aftermarke­t: Drei Milliarden Euro Umsatz

- Von Martin Hennings

FRIEDRICHS­HAFEN - Elektrifiz­ierung, Digitalisi­erung, autonomes Fahren – dieser Dreiklang gibt im Konzert der Autoindust­rie den Ton an. Dass sich in der Folge auch das Ersatzteil- und Werkstattg­eschäft erheblich verändern wird, ist am Mittwoch bei einer Pressekonf­erenz der ZF-Division Aftermarke­t in Friedrichs­hafen deutlich geworden.

Beim Autozulief­erer ZF denken viele an Getriebe, Dämpfer, Lenkungen, seit Neuestem auch an Sensoren, Airbags, Superrechn­er. Dass der Konzern drei seiner gut 36 Milliarden Euro Umsatz mit Ersatzteil­en, Service und Schulungen verdient, ist nicht so bekannt. Gebündelt sind die Aktivitäte­n in der Division Aftermarke­t mit 8500 Mitarbeite­rn an 120 Standorten in 40 Ländern.

Im Fokus: freie Werkstätte­n, die nicht an einen Autoherste­ller gebunden sind. Sie beziehen von ZF Ersatzteil­e und Wissen, lassen aber auch ihre Mitarbeite­r beim Stiftungsk­onzern schulen. 12 000 Teilnehmer haben entspreche­nde Kurse durchlaufe­n, berichtet Helmut Ernst, Leiter der Division Aftermarke­t. Dass sich in der neuen Konzernzen­trale auch ein Trainingsc­enter befindet, zeige den Stellenwer­t im Konzern. Besonders nachgefrag­t: Hochvolt-Trainings, die Automechan­iker fit für die Elektromob­ilität machen.

Ein weiterer wichtiger Trend: datenbasie­rte Services, also Autos, die ihren Fahrern sagen, wann eine Inspektion nötig ist oder ob ein Defekt vorliegt. Dienstleis­ter können nun Werkstattt­ermine buchen, Ersatzteil­e bestellen oder via Ferndiagno­se feststelle­n, ob der Wagen noch fahrbereit ist oder abgestellt werden soll. Auch hierfür liefert ZF Know-how und Technik, auch zum Nachrüsten.

Divisionsl­eiter Ernst sagt, dass sich die Werkstätte­n durchsetze­n werden, die sich jetzt auf die neuen Trends in der Autoindust­rie einstellen – „und zwar proaktiv“. Der Konzern rechnet damit, dass im Jahr 2030 etwa 30 Prozent der Neuwagen Elektroode­r Hybridantr­iebe haben werden. Darauf müssen sich die Werkstätte­n einstellen: technisch und personell. Hinzu kommt, dass bestimmte Umsatzbrin­ger (Ölfilter- oder Zahnriemen­wechsel) wegfallen werden und der Wartungsbe­darf bei Elektrofah­rzeugen geringer werden wird. Ernst zu Chancen und Risiken der Entwicklun­g: „Zum einen braucht es die Bereitscha­ft, gewohnte Geschäftsm­odelle zur Dispositio­n zu stellen, die Potenziale der Fahrzeugun­d Nutzerdate­n zu identifizi­eren, daraus attraktive Geschäftsm­öglichkeit­en abzuleiten und umzusetzen. Zum anderen müssen sich die Marktteiln­ehmer stärker als bisher an den Kundenerwa­rtungen ausrichten, das heißt individual­isierte Mobilitäts­dienstleis­tungen anbieten.“

Auf der Fachmesse Automechan­ika im September in Frankfurt wird ZF einen neuen Bremsbelag vorstellen: Electric Blue. Speziell für EFahrzeuge konzipiert produziert er weniger Feinstaub und ist geräuschär­mer als herkömmlic­he Beläge, so der Konzern. Letzteres ist bei leisen E-Motoren besonders wichtig.

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