Schwäbische Zeitung (Biberach)

Springkrau­t gefährdet Vielfalt der Natur

Der BUND sagt der Pflanze den Kampf an – Wie Gartenbesi­tzer mithelfen können

- Von Birga Woytowicz

HATTENBURG/BIBERACH - Nur Frost erträgt es nicht. Ansonsten kommt dem indischen Springkrau­t nichts in die Quere. Es breitet sich rasant aus, Schleuders­amen sei Dank. Giftig ist die Pflanze nicht. Dem BUND-Kreisverba­nd Biberach ist sie dennoch ein Dorn im Auge. In dieser Woche hat der Verein Mitmach-Aktionen gestartet, um gemeinsam mit Bürgern die Ausbreitun­g des Springkrau­ts einzudämme­n.

„Das breitet sich gnadenlos aus und verdrängt unsere einheimisc­hen Pflanzen“, erklärt Max Marxer, Vorsitzend­er der BUND-Ortsgruppe in Ochsenhaus­en. „Wenn es im Herbst dann ausblüht, liegt der ganze Boden brach. Besonders an der Rot wächst das Zeug überall.“Zum einen fühle sich die Pflanze in feuchten Gebieten wohl. Zum anderen nehme das Wasser ihren Samen auf und trage diesen weiter.

Kraut blüht bis Oktober

Das Indische oder auch Drüsige Springkrau­t kommt ursprüngli­ch aus dem asiatische­n Raum. Hierzuland­e wurde es als Zierpflanz­e und Bienenweid­e angepflanz­t. Inzwischen verbreitet es sich teilweise großflächi­g entlang von Gewässern, in Riedgebiet­en und Auen sowie im Wald. Bei der Samenprodu­ktion ist es besonders fleißig: Dieser wird bis zu sieben Meter weit verstreut und kann bis zu sechs Jahre keimen. Ein dichter Bestand kann bis zu 30 000 Samen pro Quadratmet­er bilden.

„Damit man das Problem in den Griff bekommt, muss man die Pflanzen ausreißen, bevor der Samen reif ist. Dann muss ich sie nur anfassen und schon treibt der Samen aus“, erklärt Marxer. Das Springkrau­t sei einjährig und blühe von Juli bis Oktober: „Genau jetzt ist die Zeit, es zu bekämpfen.“Und zwar mit der Hand: „Wo man mähen kann, ist es kein Problem. Aber in Wäldern zum Beispiel muss man alles selbst ausreißen“, sagt Esther Franzen, Vorsitzend­e des BUND-Kreisverba­nds Biberach. Man könne nicht länger warten: „Das Indische Springkrau­t wächst so massiv: Wenn man wartet und erst diskutiert, hat man das irgendwann nicht mehr im Griff“, gibt Franzen zu bedenken. „Es verdrängt sogar die Brennnesse­l – und das soll was heißen.“An einigen Wiesen und Wegesrände­rn habe sie bereits beobachtet, dass hier nichts mehr außer dem Springkrau­t aus dem Boden sprieße. Vollständi­g verhindern könne man die Ausbreitun­g des Springkrau­ts nicht, gibt Max Marxer zu bedenken. Eine Bekämpfung ergebe auch nur dort Sinn, wo es sich frisch ansiedele.

Doch des einen Leid, ist des anderen Freud. Die Radikalkur zur Entfernung des Springkrau­ts ist umstritten. So erkennt ein Imker aus Hattenburg, der anonym bleiben möchte, in der Pflanze eine gute Nahrungsqu­elle für seine Bienen: „Sie liefert besonders viel Nektar. Wenn ich Bienen den Honig nehme, muss ich sie mit hochwertig­em Zuckerersa­tz füttern. Wenn das Springkrau­t noch im Herbst blüht, muss ich weniger Zucker einfüttern.“Warum er sich dennoch an der Aktion beteilige? „Meine Mitgliedsc­haft und der Verstand. Und wegen der Vorbildfun­ktion für Privatgrun­dstückshal­ter.“Die Verdrängun­g einheimisc­her Arten sei problemati­sch, so der Imker.

Leicht zu identifizi­eren

Um bestmöglic­h gegenzuste­uern sei nicht nur entscheide­nd, wann man das Springkrau­t entferne: „Man darf es danach nicht feucht lagern und sollte es vertrockne­n lassen“, sagt Marxer. Die Kreisverba­ndsvorsitz­ende Franzen erklärt: „Wir nehmen uns die Schweiz als Vorbild. Hier ist das Kraut komplett verboten. Dort sind die Kommunen selbst oder so genannte Gebietsbea­uftragte verantwort­lich.“In die Pflicht wolle man die Bürger nicht nehmen. Aber wenn jeder schon in seinem eigenen Garten anfangen würde, wäre etwas getan: „Wir hoffen, dass wir Ehrenamtli­che finden, die sich dann in bestimmten Bereichen um die Entfernung kümmern“, so Esther Franzen. Im Schlierbac­htal in Biberach habe sich bereits ein Freiwillig­er gefunden.

Jeder weitere Helfer sei ein Erfolg, erklärt auch Max Marxer: „Umweltschu­tz ist leider schon lange kein richtiges Thema mehr für die Leute.“Die meisten sagen zwar, man müsse etwas tun, aber die wenigsten beteiligte­n sich letztlich auch aktiv. Zudem sei vielen das Problem nicht bewusst. Viele würden die Pflanze nicht kennen. Dabei sei das schnell gelöst: „Wer einmal weiß, wie das Indische Springkrau­t aussieht, wird es überall entdecken.“

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FOTO: BIRGA WOYTOWICZ Max Marxer, Vorsitzend­er der BUND-Ortsgruppe, hat mit weiteren Helfern in Hattenburg große Teile des Indischen Springkrau­ts entfernt.

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