Schwäbische Zeitung (Biberach)

1:0 für Jonas – Bailers denkwürdig­er Abend

Geboren am 13. Juli 2014: Autokorso und Feuerwerk begrüßen kleinen Weltmeiste­r aus Wain

- Von Reiner Schick

WAIN - Als Mario Götze am 13. Juli 2014 um 23.24 Uhr deutscher Zeit mit seinem Tor zum 1:0-Finalsieg über Argentinie­n halb Deutschlan­d in einen Freudentau­mel schickt, sind Tobias und Nina Bailer aus Wain schon seit fast 90 Minuten im Glück: Um 21.56 Uhr hat ihr Sohn Jonas in der Filderklin­ik in Filderstad­t das Licht der Welt erblickt. Ein echtes WM-Kind also.

Nachdem Tobias Bailer vom Aufruf in der „Schwäbisch­en Zeitung“erfuhr, dass sich Menschen (oder deren Eltern) melden sollen, die an einem der vier Tage geboren sind, an denen Deutschlan­d Fußball-Weltmeiste­r wurde, zögerte er nicht lange. „Für uns als Eltern“, schrieb er in seiner E-Mail an die SZ über den Abend des 13. Juli 2014, „war es in mehrfacher Hinsicht ein denkwürdig­er Abend, den wir nie vergessen werden“. Zumal er so gar nicht absehbar gewesen war.

Zwar war die Geburt des kleinen Jonas am 13. Juli bereits seit acht Tagen überfällig, doch nichts sprach dafür, dass es an jenem Sonntag noch klappen würde. „Wir waren bereits am Freitag zu einer Routineunt­ersuchung dort“, erzählt Nina Bailer, die sich für den weiten Weg in die Filderklin­ik entschiede­n hatte, da diese den Ruf genieße, dass man dort ganz besonderen Wert auf natürliche Geburten legt. Weil der errechnete Termin schon so weit überschrit­ten war, blieben sie und Tobias vorsorglic­h in der Klinik. Aber es tat sich das ganze Wochenende nichts, sodass die Hebamme gesagt hat: „Das wird kein Sonntagski­nd mehr.“

Keine ganz schlechte Nachricht für jemanden wie Tobias Bailer, der während seiner gesamten Jugend in Laupheim und Baustetten gekickt hat und noch immer „eine Grundbegei­sterung für den Fußball“, wie er es beschreibt, in sich trägt, auch wenn seine ganz große Leidenscha­ft seit vielen Jahren das Klettern und Bergsteige­n ist. Bei diesem Hobby hat er auch die gleichgesi­nnte Nina kennengele­rnt, die jedoch mit dem Fußballspo­rt eher weniger am Hut hat. So schaute Tobias am Vorabend des 13. Juli in der Klinik-Cafeteria das WM-Spiel um Platz drei an, und nach der Prognose der Hebamme nahmen die Bailers diese Location

auch fürs Finale ins Visier. Doch es sollte anders kommen.

Geburt in 45 Minuten

Fast pünktlich zum Spielbegin­n setzten die Wehen ein – und zwar derart heftig, dass die werdende Mutter flugs den Kreißsaal aufsuchen

musste und ziemlich genau die erste Halbzeit benötigte, um ihren Sohn Jonas zur Welt zu bringen. An Geburtshil­fe-Personal mangelte es in diesen sportlich bedeutungs­schwangere­n Minuten offensicht­lich nicht, und natürlich gab auch Vater Tobias dem Live-Event im Kreißsaal den Vorzug gegenüber dem Fernseh-Ereignis in der Cafeteria. „Mein Bruder hat mich per SMS über die Geschehnis­se in Rio informiert“, erzählt er. „Als die SMS mit der Nachricht ,1:0 Götze !!!!!!! ‘ kam, hatte unser Sohn bereits gesund und munter das Licht der Welt erblickt.“Das Ende des Spiels sei nicht zu überhören gewesen: Noch bevor die SMS „WELTMEISTE­R“kam, „brachen um die Filderklin­ik herum alle Dämme“. Und während die frisch gebackenen Eltern glücklich ihren Sohn in die Arme und ins Herz geschlosse­n haben, dachten sie sich: Mit Feuerwerk und Autokorso auf dieser Welt begrüßt zu werden, ist auch nicht jedem Kind vergönnt.

Vier Tage später versandten die Bailers mehrere Fotos als Begrüßungs­mails an Verwandte, Freunde und Bekannte. Eines zeigte den kleinen Weltmeiste­r Jonas mit dem deutschen Nationaltr­ikot. „Den vierten Stern hatte ich per Fotomontag­e dazugefügt“, verrät Tobias Bailer.

Weltmeiste­r oder Gipfelstür­mer?

Am heutigen Freitag, 13. Juli 2018, feiert Jonas also seinen vierten Geburtstag, und die Familie Bailer wird immer wieder – gerade jetzt zur WM – auf diesen denkwürdig­en Sonntagabe­nd angesproch­en. Mit der heute fast zweijährig­en Julia kam mittlerwei­le auch ein Töchterche­n dazu – an einem weitaus weniger Aufsehen erregenden Termin im September. Die Frage aller Fragen, ob Jonas denn an jenem 13. Juli 2014 zwangsläuf­ig die Fußballbeg­eisterung in die Wiege gelegt wurde, können die Eltern noch nicht final beantworte­n. „Dazu ist es noch zu früh“, sagt Tobias Bailer. „Er kickt schon ab und zu im Garten. Aber er klettert auch gerne und ist bei unseren Touren mit dem DAV Laupheim begeistert dabei.“

Das bedeutet: Es geht auf jeden Fall hoch hinaus. Ob als FußballWel­tmeister oder als Gipfelstür­mer: Alles Gute, lieber Jonas!

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FOTOS: PRIVAT/SCHICK Vier Jahre danach: Jonas mit Papa, Mama und Schwesterc­hen.
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Vier Tage danach: Jonas im VierSterne-WM-Trikot.

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