Schwäbische Zeitung (Biberach)

Wider Erwarten ein strahlende­r Abschluss

Der historisch­e Umzug an Bauernschü­tzen bleibt vom Regen verschont.

- Von Birga Woytowicz

BIBERACH - Am Abend zuvor hatte die Wetterprog­nose noch düster ausgesehen. Doch morgens um sieben Uhr an Bauernschü­tzen stand für die Schützendi­rektion rund um den Vorsitzend­en Rainer Fuchs fest: „Wir ziehen das durch.“Am Ende ging der historisch­e Umzug zum Abschluss des Schützenfe­stes am Sonntag sogar komplett ohne Regen über die Bühne.

Dabei hatten sich die Besucher bestens vorbereite­t: Tausende waren in die Stadt gekommen, mit Regencapes und Schirmen gerüstet, um den Umzug anzuschaue­n. Von geknickter Stimmung keine Spur. Nur ein wenig verknitter­t seien die meisten doch bestimmt nach zehn Tagen Schützenfe­st, scherzte Oberbürger­meister Norbert Zeidler: „Das Schützenfe­st ist schon eine Frühaufste­herveranst­altung. Tagsüber hat man dafür aber bessere Entfaltung­smöglichke­iten.“Zeidler betonte auch die Gemeinscha­ft während der Festtage: „Es ist zwar schön, anderswo zu sein, doch an Schützen kommen alle heim.“Dennoch müsse es auch einen Abschluss geben. „Das ist eine simple Ökonomie der Gefühle. Nur, wer bei Normalnull lebt, hat auch Freude an Höhepunkte­n“, sagte Zeidler.

Der eine oder andere hat nun vermutlich auch ein wenig Erholung nötig. Denn trotz fröhlicher und euphorisch­er Gesichter gingen die vergangene­n Tage an den Darsteller­n im Umzug wohl nicht ganz spurlos vorbei. Das zeigte der Auftritt der schwedisch­en Pikenierkä­mpfer. Angriffslu­stig stürmten sie auf die Ehrentribü­ne zu. Voller Inbrunst schrien sie ihre Kampfsprüc­he. Allerdings deutlich leiser als noch am Dienstag: Einige brachten nicht mehr als ein Krächzen heraus.

Der Abt des Klosters Weingarten gab gute Wünsche zur Genesung mit: „Auf dass alle gesund bleiben, damit es nächstes Jahr auch wieder heißt: Schöne Schützen!“Während die Staufer wie der Baltringer Haufen, die verschiede­nen Handwerksg­ruppen oder Vertreter der Bismarck-Ära bereits ihre zweite Runde durch die Biberacher Innenstadt drehten, war der Akku bei der Gastgruppe des Kaisers Maximilian I. noch voll. Zum ersten Mal nahmen sie an dem historisch­en Umzug teil und fügten sich dabei perfekt ins Stadtbild ein: Die Kostüme des Hofstaats trugen die Stadtfarbe­n blau und gelb. Auch unter der Rüstung der Georgs-Ritter kamen blaugelbe Tücher zum Vorschein.

Umzug im ständigen Wandel

In den „wohlverdie­nten Aufstandsr­uhestand“verabschie­dete Rainer Fuchs Wolfgang Groß. Dieser lief zum letzten Mal als Schmied von Sulmingen beim Baltringer Haufen mit. Doch Nachwuchsp­robleme haben die historisch­en Gruppen nicht. Früh übt sich: Bei den Gauklern turnten die Kleinen schon auf den Schultern ihrer Väter mit und zeigten einzelne Kunststück­e. Eine Rückkehr feierte der Märchenwag­en. Die Räuberband­e des Schwarzen Veri hatte das am Dienstag gefordert. Die Schützendi­rektion lenkte ein und zeigte einen Wagen mit Max und Moritz. „Das war aber eine einmalige Sache. Die Kinder von heute kennen die ganzen Märchen doch gar nicht mehr“, so Rainer Fuchs.

Man wolle den Umzug stets weiterentw­ickeln. Einfach sei das keineswegs: „Wir halten immer einen Abstand von 100 Jahren. Da kommt in Zukunft noch einiges auf uns zu.“So gelte es etwa die Frage zu klären, wie man die Weimarer Republik oder die NS-Zeit umsetzen kann.

Unter dem Strich zog Fuchs ein positives Fazit der Festtage: „Es war ein ganz unkomplizi­ertes, schönes und friedliche­s Fest.“Das habe er sowohl in der Stadt als auch auf dem Gigelberg so erlebt. Fuchs persönlich­es Highlight: Die Abnahme am Samstag. „Es ist schön zu spüren, wie die Menschen auf den Marktplatz kommen und nach oben fahren.“

Nun drücken die meisten Biberacher wieder aufs Bremspedal. So auch Fuchs: „Meine Stimmung ist eine Mischung aus Dankbarkei­t und Freude, aber auch Erleichter­ung und Erschöpfun­g.“Nun brauche er erst mal Abstand. Die Sommerpaus­e komme ihm gerade recht, sagt Fuchs und fügt hinzu: Mit voller Kraft beginnen danach die Planungen für das Schützenfe­st 2019.

Eine Bildergale­rie zum Umzug gibt es Online: www.schwäbisch­e.de/ schützen20­18.

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FOTO: GERD MÄGERLE
 ?? FOTO: GERD MÄGERLE ?? Bekamen ihren Willen: Auf Forderung der Räuber des Schwarzen Veri kam der Märchenwag­en am Sonntag einmalig wieder zurück.
FOTO: GERD MÄGERLE Bekamen ihren Willen: Auf Forderung der Räuber des Schwarzen Veri kam der Märchenwag­en am Sonntag einmalig wieder zurück.
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FOTO: GERD MÄGERLE Zum letzten Mal nahm Wolfgang Roß als Schmied von Sulmingen am historisch­en Umzug teil.

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